Ein Verein macht 100 Jahresringe voll

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Das Vorbereitungsteam des 100. Jubiläums mit (von links) der langjährigen, ehemaligen Vorsitzenden Bärbel Meixner, mit Vorsitzender Klara Ulbert, Zweiter Vorsitzenden Dora Storch sowie Alois Kestler, Hans Schmitt, Josef Flauger und Friedel Fertsch. Foto: Matthias Einwag
Das Vorbereitungsteam des 100. Jubiläums mit (von links) der langjährigen, ehemaligen Vorsitzenden Bärbel Meixner, mit Vorsitzender Klara Ulbert, Zweiter Vorsitzenden Dora Storch sowie Alois Kestler, Hans Schmitt, Josef Flauger und Friedel Fertsch. Foto: Matthias Einwag

Der Obst- und Gartenbauverein Eggenbach und Umgebung wird 100 Jahre alt. Eine Blick in die Chronik beweist, wie abwechslungsreich seine Geschichte ist. In den Kriegen trugen die Mitglieder dazu bei, ihre Mitmenschen zu ernähren.

Obstbau wird rund um Eggenbach schon seit sehr langer Zeit betrieben. Der Lehrer, Imker und Obstliebhaber Fritz Merkel war es schließlich, der anregte, einen Obst- und Gartenbauverein zu gründen. Am 1. Dezember 1910 unterzeichneten 18 Obstanbauer ihren Beitritt zu diesem Verein, darunter zwölf Eggenbacher, drei Erlhofer und drei Freiberger. Zum ersten Vorsitzenden wurde Friedrich Schramm aus Erlhof gewählt.

Das Königliche Bezirksamt Staffelstein nahm am 6. Dezember 1910 Kenntnis von der Gründung und dankte für diese Initiative. Bereits am 10. Dezember 1910 stiegen die Vereinsmitglieder voll in Theorie und Praxis ein, denn sie trafen sich an diesem Tag zur ersten Arbeitssitzung: Der Schriftführer referierte über chemische Bestandteile der Pflanzen und der Vorsitzende darüber, welche Anforderungen man an die neuen Bäumchen stellen muss. Denn alle waren sich klar darüber, dass viele Bäume gepflanzt werden sollten.

Junge Bäume werden gepflanzt


In der Generalversammlung im Dezember 1911 gab der Vorsitzende unter anderem bekannt, dass 27 Mitglieder ihren Beitrag von jeweils 1,20 Mark bezahlt hatten. Im ersten Jahr wurden 199 Apfelbäume, 13 Birnbäume, neun Kirschbäume, zwei Zwetschgenbäume, eine Reineklote und eine Quitte gepflanzt. Die Bilanz des Jahres 1912 sieht ähnlich aus.

Im Oktober 1913 fand erstmals eine Versammlung in Draisdorf statt, die mit einer lokalen Obstschau verbunden war. Der Baumwart referierte dabei über das "Landessortiment", also über die damals bekannten und bevorzugten Obstsorten.

Frühzeitig imVogelschutz tätig


Bereits zu dieser Zeit warb der Verein für den Vogelschutz und vermittelte Nisthöhlen und Futterkästen. Im Frühjahr 1914 wurde die erste Rückenspritze zur Schädlingsbekämpfung angeschafft.
Vom Weltgeschehen beeinflusst war die Versammlung am 20. September 1914 in der Freiberger Gastwirtschaft. Der eben ausgebrochene Krieg diktierte die Tagesordnung: "Die Versorgung unserer verwundeten und kranken Krieger mit Obst und Gemüse".

Beschlossen wurde, in Freiberg eine Sammelstelle einzurichten sowie Äpfel und Zwetschgen unter Leitung des Baumwartes einzukochen. Für den Kauf von Einmachzucker und Füllgefäßen wurde Geld gesammelt.
214 Pfund Apfel- und Zwetschgenmus, zehn Pfund Gelee, drei Zentner Tafeläpfel, ein Fass Essiggurken, 60 Pfund Dürrobst, zwei Zentner Gemüse, zehn Zentner Kartoffeln, aber auch Zigaretten und Branntwein wurden daraufhin von den Eggenbacher an das Reserve-Lazarett Bayreuth übergeben.

Obst nach Leipzig verkauft


Nach dem Krieg widmete sich der Verein wieder zivilen Dingen. 1921 zählte der Verein 32 Mitglieder. Vorträge und Fortbildungen kennzeichneten das Vereinsleben in den 1920er Jahren, aber auch Obst- und Gemüseschauen wurden organisiert. Natürlicht pflanzten die Mitglieder neue Bäume und veredelten ältere. 1931 konnte der Versand von Obst nach Leipzig organisiert werden, was sich finanziell aber nicht rentierte und bald wieder aufgegeben wurde.

Lukrativer war hingegen das Inserieren in oberfränkischen Zeitungen. 1938 zählte der Verein bereits 52 Mitglieder. Dann brach wieder Krieg aus. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in der Eggenbacher Flur Hunderte von Obstbäumen nachgepflanzt. Wieder hatte der Verein die Aufgabe, die Bevölkerung mit Obst und Gemüse zu versorgen.

Aus den letzten Kriegsjahren fehlen die Protokolle. Erst 1947 formierte sich der Verein neu. Friedrich Schramm wurde wieder Vorsitzender. Zwischen 1956 und 1963 fanden die Vereinsmitglieder neue Aufgaben in der Flurbereinigung, die in Eggenbach, Erlhof, Neudorf und Messenfeld angewandt wurde. Aus heutiger Sicht unvorstellbar: Der Streuobstanbau fiel der Flurbereinigung damals weitgehend zum Opfer.

In Erlhof ging man behutsamer vor


Die Bäume mussten auf ihren Ertragswert eingeschätzt werden. Die Schätzer hatten den schlechten Ertragswert des Obstes in Betracht zu ziehen. Ältere Bäume bekamen gar keinen Schätzwert mehr, jüngere mussten oft trotz ihres Wertes von den zu bereinigenden Grundstücken verschwinden. Nur in Erlhof ging man behutsamer vor; der Besitzer durfte die ertragreichen Bäume 15 Jahre lang weiter nutzen.
Der Verein wurde Anfang der 1960er Jahre umgetauft in Obst- und Gartenbauverein Eggenbach und Umgebung. Fortan legten die Mitglieder mehr Gewicht auf den Garten und auf Blumenschmuck. 1985, im Jahr des 75. Jubiläums, zählte der Verein 66 Mitglieder und zwölf Ehrenmitglieder.
Seit 2003 besitzt der Verein e