Der Leiter des Bad Staffelsteiner Standesamtes, Wolfgang Jung, geht in den Ruhestand. Zu seinen Aufgaben zählte nicht nur, Ehen zu schließen.
Ja doch, denen geht es gut, bestätigt ein Anruf bei der Brauerei Trunk in Vierzehnheiligen. "Sie leben in Frankfurt und sind glücklich." Im Juni 2007 haben Melanie und Joachim Trunk in Bad Staffelstein geheiratet, Verwandtschaft von Joachim Trunk führt die Brauerei in Vierzehnheiligen. Es war eine spektakuläre Hochzeit, denn sie fand bei einem Motorradtreffen statt, 30 Maschinen standen damals vor dem Rathaus. Motorradfahrergrüße statt Reis, Motoren heulten auf.
Es ist eine der ungewöhnlichen Hochzeiten gewesen in der Stadt - und der Mann im Standesamt, der sie begleitet hat, kann sich an viele ungewöhnliche Trauungen erinnern. Doch eine ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. Es war ein Paar aus Nordrhein-Westfalen, etwa 50 Jahre alt, das alleine die Reise nach Bad Staffelstein antrat. Es war eine Heirat zu Dritt - nur mit Wolfgang Jung als Standesbeamten, nicht einmal Trauzeugen waren dabei. "Trauzeugen sind nicht vorgeschrieben." Beim zweiten Lied, das während der Trauung gespielt wurde, stand die Braut plötzlich auf und lächelte den künftigen Mann an: "Komm, wir tanzen." Doch der Mann, der noch kurz vorher gesagte hatte, dass er sie liebt, drehte sich um und antwortete nur kurz "Nein."
"Da habe ich schnell überlegt, wie ich die Situation für die Frau retten kann. Lassen Sie uns doch ein paar Fotos machen", schlug er schnell vor. Denn auch als Fotograf sprang er ein, wenn keiner vor Ort war. "Die Leute sollen ja eine Erinnerung haben."
Am 5. Oktober wird sein letzter Arbeitstag sein, am 30. Oktober feiert er seinen 60. Geburtstag, am 1. November endet dann offiziell seine Dienstzeit. Für Wolfgang Jung beginnt der Ruhestand. Nach 15 Jahren in dieser Position.
Freundlich sein, Einfühlsam sein, das sei das Wichtigste im Beruf. Er war mehr als nur Standesbeamter. Denn Jung kümmert sich auch um Friedhofsangelegenheiten und Rentenanträge. "Ich habe mit jungen und alten Menschen zu tun. Und die Freude besteht darin, dass man allen helfen kann."
Dass diese Aufgaben in Bad Staffelstein zusammengefasst sind, ist auch der überschaubaren Größe der Kommune geschuldet.
Doch Jung hat diese Vielfalt geschätzt. Man hilft jungen Menschen ins Glück - und hilft Hinterbliebenen, mit der nicht immer einfachen Bürokratie klarzukommen. "Wenn man mit einer Witwe auf dem Friedhof unterwegs, die in der Nacht ihren Mann verloren hat, um einen Platz für das Grab zu finden, da muss man schon einfühlsam sein und überlegt sich schon genau jedes Wort, das man sagt."