In diesem Jahr müssen Besucher zudem auf das Lichtenfelser Schützenfest im Juli verzichten. In der vergangenen Woche seien so gut wie alle Vorbereitungen für den Sommer abgeschlossen gewesen, sagt Erwin Kalb. Er ist Erster Schützenmeister der Königlich privilegierten Scharfschützengesellschaft Lichtenfels, die das Fest jährlich ausrichtet. Die Planungen laufen für das Lichtenfelser Volksfest schon viele Monate im Voraus.
Auch bei Stadt und Polizei sei das Fest längst angemeldet gewesen. 70 Verträge - mit Schaustellern oder dem Sicherheitspersonal - müssten jetzt widerrufen werden.
Kosten sind bereits entstanden
Der Schützenmeister geht zwar davon aus, dass die Veranstalter nicht in der Haftung sind. "Wenn der Staat den Ausfall anordnet, sind wir aus allen Verträgen draußen", sagt Erwin Kalb. Trotzdem sei der Gesellschaft bereits ein großer wirtschaftlicher Schaden entstanden. "Programmhefte oder die Biermarken, das kostet alles Geld", so Kalb. Und auch die alljährlichen Meisterschaften im Schießen können 2020 nicht stattfinden.
Für die Schützengesellschaft ist die Planung des Festes jedoch nicht nur Routine: "Wir versuchen, das Fest jedes Jahr ein bisschen attraktiver zu machen", sagt Erwin Kalb. In diesem Jahr hätte es zusätzliche Attraktionen gegeben und eine neue Kapelle hätte spielen sollen. Das Wohl der Gäste liegt den Verantwortlichen aber über allem sehr am Herzen. Der Gesundheitsschutz sei sehr wichtig, sagt Erwin Kalb. Im kommenden Jahr sollen die heuer eingeplanten Schausteller überdies bevorzugt werden.
Für die Schausteller wird es eng
Gehofft, dass die Veranstaltung unter hygienischen Voraussetzungen im Sommer doch möglich sei, habe er bis zuletzt, sagt Sven Sommerer, Zweiter Vorsitzender des Bayreuther Schaustellerverbandes und Mitbetreiber des Familienunternehmens Maisel. Die Mandelbrennerei, die Jahr für Jahr am Haupteingang zu finden ist, ist seit mehr als 50 Jahren eine feste Größe auf dem Schützenfest.
Die Haupteinnahmezeit beginne für Schausteller an Ostern und ende mit den Weihnachtsmärkten am 23. Dezember. "Jede Veranstaltung, die wegbricht, ist existenzbedrohend", sagt Sommerer. Zwar habe man bereits finanzielle Hilfen beantragt, aber der Betrag reiche nicht lange aus, da der Betrieb mit vier festen Mitarbeitern weitaus höhere laufende Kosten habe.
Im Moment ist Sommerer mit verschiedenen Schaustellerverbänden im Gespräch darüber, inwieweit nach dem 31. August Volksfeste unter bestimmten hygienischen Vorkehrungen möglich werden. Bis dahin müsse er aber auf seine Ersparnisse zurückgreifen. Eine Möglichkeit, um zeitweise zumindest ein geringes Einkommen zu haben, wäre ein stationärer Verkauf von gebrannten Mandeln und Softeis in der Innenstadt. Doch das werde bisher von der Regierung von Oberfranken nicht zugelassen.
Weitreichende Folgen
Gefasst wirkt Festwirt Daniel Ivascenko. "Im Verlauf der letzten Woche haben wir natürlich mit einer Absage gerechnet", sagt der Geschäftsführer der Parti GmbH mit Sitz in Kronach. Mit dem Ausfall vieler weiterer regionaler Festivitäten, darunter zum Beispiel auch "Kronach leuchtet", fielen dem Veranstaltungsplaner direkt "Einnahmen, die wichtig sind", weg. Doch als Gastronom sieht es erstmal schlecht aus. Soforthilfen habe er beantragt, müsse sich aber noch gedulden.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht denkt der Festwirt vor allem an das Folgejahr. "Von Jahr zu Jahr sind etwa 90 Prozent der Mitarbeiter fest im Team dabei. Die müssen auch planen", sagt er. Bei einem solchen mehrmonatigen Ausfall von Veranstaltungen rechnet er damit, dass er einige gut ausgebildete Bedienungen und Schenker verlieren wird. "Über die Jahre hinweg hatten wir ein tolles Personal, die können sich das nicht leisten und schauen sich woanders um, wenn eine Saison ausfällt."