Der fünfte Mann des Staffelberg- Flugzeugabsturzes ist gefunden
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Donnerstag, 06. Dezember 2018
1936 starben beim Absturz einer Junkers vier Insassen. Der Name des fünften Passagiers tauchte bisher nirgends auf. Hobbyhistoriker Claus Clemens fand nun heraus, dass dieser einzige Überlebende wohl Hans-Jochen Bobsien gewesen ist.
Eine dürre Zeile in einer angloamerikanischen Quelle über den deutschen Luftwaffen-Hauptmann Hans-Jochen Bobsien ist für Hobbyhistoriker Claus Clemens das Indiz dafür, dass er den bisher unbekannten fünften Mann der 1936 auf dem Staffelberg abgestürzten Junkers W 34 mit hoher Wahrscheinlichkeit identifizieren konnte: "1936-40 discharged from the Luftwaffe as a result of injuries suffered in a flying accident and employed as a Junkers test pilot." Bobsien war demnach 1936 bei einem nicht genannten Flugunfall verletzt worden, schied daraufhin aus der Luftwaffe aus und wurde Testpilot bei Junkers. 1940 wurde Bobsien als Oberleutnant reaktiviert.
Doch der Reihe nach. Über den Flugzeugabsturz vom 13. Januar 1936 ist längst Gras gewachsen. Drei der Toten waren von Anfang an namentlich bekannt. Mit Fragezeichen versehen war lange Zeit der Name des vierten Toten, der mit krakeliger Schrift geschrieben war und als "Scharnier" gelesen wurde. Der Name des einzigen Überlebenden blieb unbekannt. Dass er identifiziert werden könnte, schien aussichtslos (siehe Box unten).
Als Rolf und Axel Harnier aus Fulda und Bad Hersfeld vor einigen Jahren Bad Staffelstein besuchten, weil ihr Onkel Rudolf 1936 beim Flugzeugabsturz "auf dem Staffelstein" ums Leben gekommen war, kam Bewegung in die Sache. Zunächst konnten die Brüder den Namen des vierten Mannes eindeutig als Rudolf Harnier benennen.
Der Zufall führte Regie
Ein Zufall wollte es, dass der Hobbyhistoriker Claus Clemens aus Ludwigshafen in seiner Heimatstadt Fulda im Hotel "Peterchens Mondfahrt" von Rolf Harnier übernachtete. Er sprach den Hotelier an, ob er einen Axel Harnier kenne, mit dem er einst konfirmiert wurde. "Ja, das ist mein Bruder", antwortete der.
Axel Harnier (74) nahm Kontakt zu Claus Clemens auf. Beim Treffen der beiden sprachen sie über Jugenderinnerungen. Zu Hause machte Claus Clemens das, was er hin und wieder tut: Er gibt Namen von Bekannten in Internet-Suchmaschinen ein uns schaut, welche Verbindungen sich ergeben. "Eine Spielerei", nannte er das im Gespräch mit dieser Zeitung. "Ich gab den Namen Harnier ein, und da tauchte plötzlich ein Bild aus Ihrer Zeitung auf" - ein Foto des 1936 auf dem Staffelberg verunglückten Leutnants Rudolf Harnier. "Von der Sache hatte ich noch nie etwas gehört. Das hat mich neugierig gemacht", sagte der 73-Jährige. Daraufhin gab er "Staffelberg 1936" in einem Internetforum ein und fand Einträge zu den vier Toten und darüber, dass der fünfte Insasse unbekannt sei.
Er machte sich auf die Suche nach dem fünften Mann und begann zu recherchieren. Angloamerikanische Archive und Internetforen durchforstete er - und wurde tatsächlich fündig. "Der Schlüssel zu der Sache" sei ein Eintrag eines Forumsmitgliedes gewesen, der etwa so lautete: "Ich bin neu hier ... unter anderem war Hauptmann Bobsien in der Maschine." Eine nähere Begründung und die Nennung einer Quelle fehlten leider.
Claus Clemens suchte weiter und wurde im englischsprachigen Forum "12 o'clock high!" fündig. Hauptmann Hans-Joachim Bobsien wird dort als Pilot in einer Publikation von John Manrho und Ron Pütz über das Unternehmen "Bodenplatte" genannt. Bei einem Flugunfall 1936 erlitt Bobsien eine schwere Beinverletzung und schied im Mai 1937 aus der Luftwaffe aus, ist dort zu lesen. 1940 sei er als Oberleutnant und Pilot reaktiviert worden.