Der Bauer wird zum Smartfarmer

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Viele Maschinen und Vorgänge in der Landwirtschaft können im Zuge der Digitalisierung mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik gesteuert werden. Symbolfoto: Sebastian Kahnert, dpa
Viele Maschinen und Vorgänge  in der Landwirtschaft können im Zuge der Digitalisierung mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik gesteuert werden. Symbolfoto: Sebastian Kahnert, dpa
Die Referenten der Infoveranstaltung im Diözesanhaus Vierzehnheiligen (von links): Landrat Christian Meissner, Thomas Hegen, Johann Gröbmaier, Katharina Kroll, Florian Schuster, Ralph Stöcklein, Georg Wendl, Rudi Steuer. Andreas Welz
Die Referenten der Infoveranstaltung im Diözesanhaus Vierzehnheiligen (von links): Landrat Christian Meissner, Thomas Hegen,  Johann Gröbmaier, Katharina Kroll, Florian Schuster, Ralph Stöcklein, Georg Wendl, Rudi Steuer. Andreas Welz
 

Um die Digitalisierung im Stall und auf dem Acker ging es bei einer Veranstaltung im Diözesanhaus Vierzehnheiligen.

Die Digitalisierungsfortschritte sind in der Landwirtschaft längst angekommen. Produktionsprozesse steuern sich selbst, Maschinen kommunizieren mit Maschinen, Fahrzeuge steuern autonom, die Produktion wird mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik verzahnt, Computerprogramme treffen Entscheidungen. Am vergangenen Dienstag fand zu diesem Thema eine Infoveranstaltung und Workshop im Diözesanhaus Vierzehnheiligen statt.

Eingeladen hatte der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) Bad Staffelstein. Die Veranstaltung wurde unterstützt vom Ring junger Landwirte, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Außenstelle Bad Staffelstein, dem Landkreis Lichtenfels und dem Zentrum für Digitalisierung und Gründung Bamberg.


Mehr Lebensqualität

VLF-Vorsitzender Rudi Steuer war überzeugt, dass mit der Digitalisierung des Betriebs mehr Lebensqualität erreicht werden kann. "Lebensqualität und Digitalisierung dürfen sich nicht im Wege stehen", unterstrich der Landwirt aus Hainzendorf. Durch die Digitalisierung von Prozesselementen und ihren Einflussfaktoren in der Landwirtschaft sollen Daten und Informationen aus verschiedenen Quellen vernetzt werden. Durch die direkte Kommunikation zwischen Prozessmitgliedern und die Entwicklung neuer Technologien könnten sich Möglichkeiten ergeben, Prozesse neu zu überdenken und gegebenenfalls auch neu oder anders zu gestalten. Steuer hoffte, das die im Koalitionsvertrag vorgesehene Förderung der Digitalisierung in der Landwirtschaft, auch umgesetzt wird.

An Beispielen seines eigenen Betriebes machte er deutlich, was die Arbeit auf dem Bauernhof erleichtern kann. Dazu gehörten der Melkroboter, die Steuerung des Blockheizkraftwerkes der Biogas-Anlage, die Stromvermarktung, das Traktor-Lenksystem, die Steuerung der Düngerspritze durch GPS-Signale, die Steuerung des Restwärmeverbrauchs in der Getreidetrocknung oder die Videoüberwachung des Hofes und der Ställe. Der Smartfarmer empfahl, ein Tagesbüro mit Internet, Mail und Telefon im Stall einzurichten. Mit Smartphones sollten Informationen an die Mitarbeiter weitergegeben werden.

Landrat Christian Meißner sah ein schnelles Internet als wesentlichen Bestandteil der Digitalisierung. "Breitband auch fürs Land", forderte der ehemalige Landtagsabgeordnete und Mitglied im Wirtschaftsausschuss. Als Chancen der Digitalisierung für den Landkreis sah Meißner im leichten Zugang zu den Dienstleistungen der Ämter, die Kommunikation im öffentlichen Personennahverkehr, der Einsatz im Tourismus oder die Vernetzung der Unternehmer in der Produktionskette. Sein Fazit: "Digitalisierung bietet Wirtschaftsräumen wie dem Landkreis Lichtenfels mit seiner klein- und mittelständigen Struktur, eine Möglichkeit sich erfolgreich zu behaupten".


Intelligent und autonom

Der Leiter des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Coburg, Thomas Hegen, forderte den flächendeckenden Breitbandausbau und die Steigerung der Anschlüsse auf 100 Megabits. Auch Weiler und Einzelhöfe müssten im Rahmen des Höfebonus angeschlossen werden. Mit durchschnittlich 30 Megabits in der Sekunde sei der Landkreis Lichtenfels gut versorgt. Georg Wendel von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft sah die Zukunft in der Landwirtschaft nicht durch "größer, breiter, schneller", sondern durch einen neuen Weg hin zu smarten, intelligenten und autonomen Maschinen.

Johann Gröbmaier vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erläuterte des Masterplan "Bayern Digital II". Die vorgelegten Maßnahmen müssten zeitnah umgesetzt werden. Die Projekte reichten von der Forschung und Wissenstransfer bis hin zu einer Bildungsoffensive. Entsprechenden Anschubfinanzierungen seien durch gezielte Förderung möglich.

Finanziell unterstützte das Zentrum für Digitalisierung Bamberg die Veranstaltung. "Wir streben ein Netzwerkmanagement von Gründern, Unternehmern und Hochschulen in der Region an", so Katharina Kroll und Ralf Stöcklein. 50 Prozent der Ausgaben müssten aus der Wirtschaft kommen. Digitale Lösungen für die Außenwirtschaft beleuchtete Florian Schuster von der BayWa/Farmfacts. Er machte Vorschläge, wie man die Digitalisierung im Betrieb besser umsetzen könne. Michael Zahn von der Climate Corporation und Nebenerwerbslandwirt aus Unnersdorf machte den Dateneinsatz in der Praxis deutlich.