"Brasszination" in Redwitz

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Die Brass Band Bamberg begeisterte in der Kirche St. Michael in Redwitz. Andreas Welz
Die Brass Band Bamberg begeisterte in der Kirche St. Michael in Redwitz. Andreas Welz

Die Brass Band Bamberg füllte die Kirche St. Michael mit kraftvollem Bläserklang, der das Publikum zeitweise auf die britische Insel versetzte.

Am Anfang war der Klang, und er war mächtig, prachtvoll, ausgewogen. Wer einmal eine Brass Band gehört hat, ist begeistert. Nun ist die Brass-Band-Bewegung aus England auf das Festland geschwappt und in Oberfranken angekommen. Die Brass Band Bamberg unter der Leitung von Franz Matysiak sorgte mit ihrem Konzert in der katholischen Kirche St. Michael in Redwitz am vergangenen Samstag für neue Klänge in der hiesigen Blasmusik-Landschaft.

Wer die Augen schloss, wähnte die Seuffert-Woehl Orgel in der Banzer Stiftskirche oder die Rieger-Orgel in Vierzehnheiligen zu hören - so das homogenen Klangbild der Band mit ihren 35 Musikern. Sie spielten ein Konzert der szenetypisch gespickt war mit Solostücken, englischen Märschen und kraftvollen Chorälen.

Die besondere Besetzung mit Althorn, Englisch Bariton, Euphonium und Kornett erzeugte ganz neue Klangfarben, die in großer Bandbreite kraftvoll musiziert wurden. Das dynamische Spektrum wäre in der Form mit Holzblasinstrumenten nicht möglich. Die Blechbläser aus dem Kreisverband Bamberg des Nordbayerischen Musikbundes bilden eine der ersten Brass-Bands nach englischem Vorbild hierzulande. Solokornettist und Bandmaster Simon Ehnes machte gegenüber unserer Zeitung deutlich: "Die Zahl der Brass-Verrückten - sei es Zuhörer oder Musiker - wird sich weiter vergrößern".

Die kraftvolle "Fanfare and Flourishes" von James Curnow (geb. 1943) stimmte auf das Konzert ein. Sie wurde für einen festlichen Anlass komponiert und basiert auf dem berühmten Te Deum von Marc-Antoine Charpentier (1643 -1704). Die Blechbläser aus Bamberg verliehen dieser Musik noch zusätzlich Erhabenheit und Feierlichkeit. Das folgende "Entertainments" von Gilbert Vinter (1909-1969) teilte der Dirigent in drei Sätze, die vier mächtigen Tuben unterstrichen das Caprice. Die Elegie trugen Kornetts harmonisch im Wechsel vor, bis der March die "Unterhaltung" abrundete.

Maximilian Hollendonner (Kornett) und Philipp Lohmaier (Posaune) gaben der "Queens Park Melody" von Jacob de Haan, ein zeitgenössischer holländischer Komponist, die nötige Würze. Die musikalische Wanderung durch die viktorianischen Grünflächen führte nach Paddington, Charing Cross und Waterloo. Ein Höhepunkt des Konzerts war "The Prayer", ein populäres Lied von David Foster. Es wurde weltbekannt durch das Duett zwischen Celine Dion und Andrea Bocelli. Die Band erstaunte mit einem Arrangement von Luc Vertommen. Das Duett des Beters übernahmen die Euphoniumbläser Tim Förster und Rupert Motschenbacher, der auch durch das Programm führte.


Alte Schlösser

Mit Paukenschlägen beendete das Ensemble das Konzert mit "Kingdom of Dragons" von Philipp Harper (geb. 1965). Mit diesem Stück feierte die Gwent Youth Brass Band bei Newport in Südwales ihren 50. Geburtstag. Die Musik begann mit einer Fanfare, die das gesamte thematische Material des Stückes aufzeigte. Die folgende Prunkstimmung beschrieb einige der alten englischen Schlösser mit rollenden Tenortrommeln und schmetternden Kornetten. Der feurige Atem des Drachens hielt die Zuhörer in Bann, bis der Dirigent den Taktstock senkte.

Die "Brasszination" rief nach Zugabe, die gern mit einer außergewöhnlichen Komposition von "Amazing Graze" erfüllt wurde. Das geistliche Lied, das zu den beliebtesten Kirchenliedern der Welt zählt, kam 1972 kam in einer Version der Royal Scots Dragoon Guards an die Spitze der britischen Charts. Bei der zweiten Zugabe "Pastime with hood Company", auch bekannt als "The King's Ballad", wurde es wieder "very British". Die Ballade ist ein von König Heinrich VIII. im frühen 16. Jahrhundert kurz nach seiner Krönung geschriebener englischer Folksong. Die Musiker setzten den Song mit Charme und Heiterkeit um, lupenrein bis ins letzte Kupfer-Zink-Molekül ihrer Instrumente.


Die Brass Band Bamberg

Seit knapp vier Jahren stehen die 35 Blechbläser und Schlagwerker der Brass Band Bamberg gemeinsam auf der Bühne und können bereits auf viele Konzerte und eine Teilnahme an der Deutschen Brass-Band-Meisterschaft zurückblicken. 2016 holten sich die Bamberger bei ihrem Einstand auf der Wettbewerbsbühne den Sieg in der 3rd Division. Im Folgejahr gründeten sie den "Brass Band Bamberg e.V". Vorsitzender ist Bandgründer Rupert Motschenbacher. Am Pult steht seit Beginn des Jahres Franz Matysiak. Mit ihm wird die Band bei der Deutschen Meisterschaft 2018 vom 11. bis 13. Mai in Bad Kissingen in der 2nd Division antreten.