Unwetter in Lichtenfels "von unglaublichem Ausmaß": Straßen werden zu reißenden Bächen
Autor: Ralf Welz
Lichtenfels, Mittwoch, 05. Juni 2024
Dramatische Szenen hat im Raum Lichtenfels am Wochenende das Extremwetter ausgelöst. Ein "Starkregenereignis von unglaublichem Ausmaß", nennt es der Bürgermeister. Straßen wurden binnen weniger Minuten zu reißenden Bächen.
Überflutete Straßen und Unterführungen, voll gelaufene Keller: Teils drastische Spuren hat in Bayern die extreme Unwetterlage am vergangenen Wochenende hinterlassen. Im Freistaat forderte Hochwasser bislang zwei Todesopfer. Auch in Mittel- und Unterfranken gab es diverse Starkregeneinsätze. Der Zugverkehr wurde stellenweise lahmgelegt. Verheerende Konsequenzen hatten die anhaltenden Regenfälle auch in Oberfranken. Einen großen Überblick über die vom Unwetter am schwersten heimgesuchten Orte in Franken gibt es hier. Der Kreis Lichtenfels war besonders betroffen: In der Region waren allein über 600 Feuerwehrleute gefordert. Unterstützt wurden sie demnach von etlichen Kräften des THW und des Roten Kreuzes.
Den Einsatzschwerpunkt bildete laut Behördenangaben die Kreisstadt selbst. "Heute erleben wir in Lichtenfels ein Starkregenereignis von unglaublichem Ausmaß", hielt Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) am Samstagabend in einem öffentlichen Statement fest. "Innerhalb weniger Minuten haben sich unsere Straßen in reißende Bäche verwandelt." Keller, Unterführungen und Straßen seien vollgelaufen. "Die Auswirkungen sind in der ganzen Stadt zu spüren", berichtete der Kommunalpolitiker. Auch in Bad Staffelstein hat das Unwetter gewütet. Laut Bürgermeister Mario Schönwald (Freie Wähler) können sich nicht einmal ältere Bürger an ein derartiges Ausmaß erinnern.
Raum Lichtenfels von Unwetter gebeutelt: Szenen haben sich Feuerwehrleuten "ins Gedächtnis gebrannt"
Die Folgen des Unwetters wirkten sich der Lichtenfelser Feuerwehr zufolge insbesondere in der Kernstadt, Seubelsdorf, Wallenstadt und im Stiftsland aus. "Auch viele unserer Feuerwehrleute waren bei sich zu Hause früher oder später selbst von den Wassermassen betroffen, setzten sich jedoch selbstlos lieber erstmal für andere ein", hießt es im Pressebericht der Einsatzkräfte. "Alleine schon die Szenen zu Beginn des Einsatzes haben sich vielen von uns ins Gedächtnis gebrannt." Mancher habe sich diesbezüglich gefragt, ob das Feuerwehrhaus überhaupt noch mit dem eigenen Fahrzeug erreichbar sei.
"Die Zustände, die sich dann aber beispielsweise in der Bamberger Straße zutrugen, waren nur schwer vorstellbar", schildern die Verantwortlichen der Feuerwehr Lichtenfels. Millionen Liter Wasser hätten die Hauptverkehrsader vom Güterbahnhof bis zum Kriegerdenkmal in Seubelsdorf fast einen halben Meter unter Wasser gesetzt. Besonders gefährlich: Zum Teil seien auch Menschen in Fahrzeugen und Wohnungen eingeschlossen worden. Die Feuerwehr berichtet von "Objekten, die bis zur Decke unter Wasser standen".
Allein in Weismain wurden nach Schilderung des Kreisfeuerwehrverbands 4000 zusätzliche Sandsäcke gefüllt. Einzelne Einsatzkräfte erlitten laut Lichtenfelser Feuerwehr im Zuge ihrer Arbeit Schürfwunden, ein blaues Auge, einen abgebrochenen Zahn, zahlreiche Blasen an den Füßen sowie leichte Erschöpfungszustände. Auch einen schwerwiegenden materiellen Verlust gibt es demnach: Der Kommandowagen der Lichtenfelser Feuerwehr sei "durch die schieren Wassermassen wie aus dem Nichts überrollt" worden. Die Verantwortlichen gehen von einem wirtschaftlichen Totalschaden aus.
"Schwierige Zeit": Lichtenfelser Bürgermeister dankt Rettungskräften für "unermüdlichen Einsatz"
Die Feuerwehrführung bedankt sich mit Blick auf den Kräfte zehrenden Unwettereinsatz derweil sowohl bei ihren Mitarbeitern als auch bei deren Angehörigen. "Wir sagen Danke an alle beteiligten Einsatzkräfte und Unterstützer! Danke an unsere Familien, die uns im Hintergrund den Rücken freigehalten haben."
Lob kommt diesbezüglich auch von Lichtenfels' Bürgermeister. "In dieser schwierigen Zeit möchte ich meine aufrichtige Dankbarkeit und tiefen Respekt gegenüber all denjenigen zum Ausdruck bringen, die unermüdlich im Einsatz sind", betonte Andreas Hügerich in seinem Statement vom Samstagabend.