Hochstadt: Autofahrer-Mob bedroht Feuerwehr bei Einsatz - "Hemmschwelle ist weg"
Autor: Isabel Schaffner
Hochstadt am Main, Dienstag, 28. Mai 2024
Am Samstag (25. Mai 2024) war die Feuerwehr Hochstadt am Main im Einsatz, nachdem ein Laster auf der Straße liegen geblieben war. Die Behinderung passte manchen Verkehrsteilnehmern gar nicht, wie die Einsatzkräfte deutlich zu spüren bekamen.
Immer wieder berichten fränkische Feuerwehren von Konfrontationen mit ungehaltenen Verkehrsteilnehmern bei Einsätzen. Jetzt macht der Kommandant der Feuerwehr Hochstadt am Main Holger Herold seinem Ärger Luft. Die Einsatzkräfte wurden am Samstag (25. Mai 2024) um 5.39 Uhr zu einem Einsatz im Rahmen der Bauarbeiten der B173 bei Hochstadt gerufen. Ein Schwertransporter mit einem Gesamtgewicht von 160 Tonnen, sechs Metern Breite und über 30 Metern Länge hatte Brückenbauteile transportiert und war wegen eines Defekts liegen geblieben.
"Beide Fahrbahnen waren ab 5.30 Uhr komplett gesperrt", berichtet Herold inFranken.de. Keine Umfahrung sei möglich gewesen und Hochstadt sei zur Sackgasse geworden. "Selbst der Rettungsdienst musste die Umleitungen benutzen. Es ging nichts mehr." Während sich viele Verkehrsteilnehmer vorbildlich verhalten hätten, "mussten einige Einsatzkräfte wieder und erneut Gewalt in verbaler und teils aggressiver Form erfahren".
"Mit allen Schimpfwörtern": Feuerwehren bei Hochstadt beschimpft und bedroht
Die Feuerwehr Hochstadt sei für die Gefahrenabwehr verantwortlich gewesen: ausgelaufenes Öl auffangen, Verkehrsteilnehmer so weit möglich umleiten und den Brandschutz sicherstellen. Schnell habe der Trupp gemerkt, "dass das etwas Größeres wird". Die Polizei habe die Feuerwehr Hochstadt gebeten, in Zusammenarbeit mit den Wehren aus Marktzeuln und Michelau eine großräumige Sperrung einzurichten. So habe sich eine Absperrung in Zedlitz und Michelau ergeben.
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Ungünstig für Pendler mit Richtungen Kronach, Kulmbach, Weidhausen, Sonnefeld und Lichtenfels: Ihre Hauptverkehrsader war unpassierbar. Ihren Ärger hätten sie teils "mit allen Schimpfwörtern, die man sich ausdenken kann" zum Ausdruck gebracht, erinnert sich Herold. Von ähnlichen Situationen kann auch die Feuerwehr Bad Staffelstein berichten, ein Vorfall brachte im April das Fass zum Überlaufen.
"Sie versuchten teils, mutwillig die Absperrungen über Wirtschaftswege zu umfahren." Auch die dreistesten Ausreden seien zu hören gewesen. "Es waren welche dabei, die unbedingt um 8 Uhr in der Bad Staffelsteiner Therme sein mussten", führt er aus. Ein anderer habe gegenüber der Zedlitzer Feuerwehr behauptet, er komme aus Hochstadt, sei von der örtlichen Feuerwehr bestellt worden und müsse durch. "Ich wohne schon 48 Jahre in Hochstadt. Ich kenne den Mann nicht", resümiert Herold. Der Zedlitzer Kommandant habe zudem zehn bis 15 Androhungen einer Strafanzeige wegen der Verkehrssperrung erhalten.
"Jeder ist sich selbst der Nächste": Kommandant mit trauriger Beobachtung
Zu Herolds Bedauern gehörten Begegnungen dieser Art immer häufiger dazu, doch er richtet sich dennoch mit ernsten Worten an die Öffentlichkeit. "Die Feuerwehren handeln hier zum Wohle aller, im Auftrag und Ersuchen der Polizei zu deren Unterstützung zur Verkehrslenkung beziehungsweise Verkehrsabsicherung. Mann kann sich sicher vorstellen, dass man samstags von 5.40 Uhr bis 16.15 Uhr anderes geplant hätte, als sich ehrenamtlich für die Allgemeinheit einzusetzen.
Verkehrsteilnehmer könnten zudem nicht erwarten, dass Feuerwehren innerhalb weniger Minuten weiträumig ausgeschilderte Umleitungen einrichten. Wie bereits der Vorstand der Feuerwehr Maßbach Benjamin Dittmar inFranken.de erklärte, seien Einsätze unvorhersehbare Ereignisse, bei denen man nichts im Voraus planen könne. "Jeder zweite Autofahrer" wollte Ende April durch eine eingerichtete Sperrung.