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Baur macht Standort in Weismain dicht - 429 Beschäftigte werden entlassen


Autor: Daniel Krüger, Ellen Schneider

Weismain, Freitag, 03. Januar 2025

Der oberfränkische Versandhändler Baur schließt einen kompletten Standort seiner Logistik-Tochter. Knapp 430 Mitarbeitern wurde zum Ende des Januars betriebsbedingt gekündigt.
Der Logistikstandort der Baur-Tochter BFS im fränkischen Weismain wird aufgegeben.


Erst im Oktober hatte das fränkische Versand- und Logistikunternehmen Baur angekündigt, bis zum Jahresende 165 Mitarbeiter am Logistikstandort in Sonnefeld (Landkreis Coburg) entlassen zu wollen - Ende November folgte der nächste Paukenschlag. Der Standort der Tochterfirma Baur Fulfillment Solutions (BFS) in Weismain (Landkreis Lichtenfels) wird geschlossen. Das gab ein Sprecher damals auf Nachfrage von inFranken.de bekannt.

BFS ist ein Dienstleister im Bereich Logistiklösungen, Customer- und Finance-Service.  Die Baur-Tochter hat mehrere große Kunden, darunter Liebeskind, s.Oliver und Lebkuchen Schmitt.  Am Donnerstag (2. Januar 2025) bestätigte ein Sprecher des Unternehmens nun, dass mittlerweile klar ist, wie viele Beschäftigten betroffen sind.  

Update vom 02.01.2025: Knapp 430 Mitarbeiter von Standortschließung im Kreis Lichtenfels betroffen

Konkret sei 429 Mitarbeitern zum Ende des Monats Januar betriebsbedingt gekündigt worden, heißt es aus der Pressestelle des oberfränkischen Versand-Giganten. "Die Beschäftigten wurden am 19. Dezember 2024 informiert", erläutert der Sprecher. Es sei ein Interessensausgleich und Sozialplan vereinbart worden. 

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Insgesamt sind bei BFS derzeit 700 Mitarbeiter an sechs Standorten in Franken beschäftigt. Hintergrund für die Schließung des Werks in Weismain war die Entscheidung des Rottendorfer Bekleidungsherstellers s.Oliver, den Logistik-Vertrag mit BFS zum 30. April diesen Jahres auslaufen zu lassen. 

s.Oliver will diesen Geschäftsbereich künftig über ein eigenes Lager in Dettelbach (Kreis Kitzingen) regeln. Trotz langer Suche nach Nachfolgeaufträgen war es BFS allerdings nicht gelungen, kurzfristig einen entsprechenden Ersatz für den Mode-Riesen zu finden, wie ein Sprecher inFranken.de erläutert hatte. Das Werk soll bis Mitte 2025 endgültig den Betrieb einstellen. 

Erstmeldung vom 28.11.2024: Entscheidung von s.Oliver kam für Baur-Tochter in Weismain nicht überraschend

400 Angestellte bangen nun um ihren Arbeitsplatz. Auslöser dafür war laut dem Unternehmen die Entscheidung eines Großkunden. Der Bekleidungshersteller s.Oliver hatte demnach den Vertrag mit dem Versandunternehmen im Logistikbereich auslaufen lassen. Dieser endet zum 30. April 2025. Seit 14 Jahren war die Bekleidungsmarke ein verlässlicher Kunde.

Von "exzellenter Zusammenarbeit", spricht die Baur-Gruppe. Künftig will s.Oliver die Logistik allerdings alleine regeln und hat dazu ein eigenes Lager in Dettelbach bei Würzburg errichtet. Im Bereich Customer Service soll die Zusammenarbeit der beiden Firmen allerdings fortgeführt werden.

Die Entscheidung von s.Oliver sei laut Angaben der Baur-Gruppe nicht überraschend gekommen - schon lange im Voraus war klar, dass die Verträge auslaufen werden. Dementsprechend viel Zeit hatte BFS, um nach Nachfolgeaufträgen zu suchen. Bei der aktuellen wirtschaftlichen Lage sei das jedoch gar nicht so einfach, betonte der Sprecher. Mit einem potenziellen Kunden seien die Gespräche zwar intensiver geworden, doch eine Zusammenarbeit wäre für diesen erst ab 2027 möglich gewesen - zu spät für die Rettung des Logistikstandorts Weismain.

Zahl der Kündigungen soll bald feststehen 

Dem Geschäftsmodell sei damit nun die Grundlage entzogen, heißt es seitens des Unternehmens. "Eine Fortführung des Betriebes unter den bisherigen Rahmenbedingungen ist deshalb voraussichtlich ab Mitte 2025 nicht mehr möglich", teilt die Baur-Gruppe mit. Aktuell bemühe sich die Firma darum, einen Teil der Arbeitsplätze zu erhalten oder den Angestellten eine Folgebeschäftigung in Logistikbetrieben der Region zu ermöglichen. 

Seit Dienstag, 26. November 2024, laufen außerdem Gespräche zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat, um die Auflösung des Logistikstandorts so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.

Die Mitarbeiter wurden am Montag, 25. November 2024, über die Schließung informiert, so das Unternehmen. Wie viele Kündigungen ausgesprochen werden müssen, stehe aktuell noch nicht fest. Allerdings sollen die 400 Beschäftigten noch vor Weihnachten erfahren, wie es ab dem Mai kommenden Jahres für sie weitergeht.

Schließungspläne bei Baur in Franken trotz voller Auslastung

Das absurde: Momentan sei nach Angaben des Sprechers Hochphase im Unternehmen, der Logistikstandort mit Black Friday und dem Weihnachtsgeschäft voll ausgelastet. Das sei voraussichtlich noch bis Februar der Fall. Dann werde "sukzessive das Lager geräumt".

Die Baur-Tochter ist mit ihrem Schicksal nicht alleine: Auch der fränkische Autozulieferer Schaeffler kündigte jüngst die Schließung einiger Standorte an. Die große Einzelhandelskette Depot wird künftig ebenfalls nur noch in reduziertem Umfang fortbestehen: 27 Filialen sollen aufgegeben werden.

Der Baur-Versand wurde 1925 gegründet - im kommenden Jahr steht der 100. Geburtstag an. Seit 1997 ist das oberfränkische Unternehmen ein Mitglied der weltweit aktiven Otto-Group mit Standorten in Oberfranken und Österreich. Der Sitz des Unternehmens befindet sich in Burgkunstadt im Landkreis Lichtenfels. Weitere Nachrichten aus Lichtenfels und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.