Landwirte und Grundstücksbesitzer aus Michelau und Schwürbitz sind verärgert, weil eine Biberkolonie das Wasser des Biberbachs aufstaut. Dadurch falle der Roßstaudengraben das ganze Jahr über nicht mehr trocken. Dadurch sinken die Traktoren im Boden ein, und Bäume sterben ab.
Am Rande des Biberbachs, nicht weit hinter dem östlichen Hochwasserdamm von Michelau, steht eine feste Burg. Es muss Jahre gedauert haben, bis die Biber diese trutzige Behausung aus Ästen und Zweigen zusammengezimmert haben. Zudem legten die Tiere am Biberbach (der heißt wirklich so) fünf Staudämme an. Dadurch hob sich der Wasserspiegel, und das angrenzende Flurstück "Roßstaudengraben" wird ganzjährig bewässert.
Zwar lasse die Gemeinde Michelau diese Dämme immer wieder zerstören, sagt der Landwirt Martin Söllner, doch das nütze nicht viel, denn die quirligen Tiere errichten binnen weniger Tage neue Stauwehre.
Zwölf Grundeigentümer aus Michelau und Schwürbitz sind verärgert. Sie fürchten, dass die feuchten Flächen wertlos werden.
"Seit sechs oder sieben Jahren geht das schon so", sagt Manfred Höppel aus Schwürbitz: Die Biber stauten das Wasser des Bachs, die Fließgeschwindigkeit werde reduziert, der Bach verschlamme und das Wasser werde in den tiefer liegenden Roßstaudengraben verdrückt.
Fichten und Tannen gefällt "Eigentlich habe ich ja Respekt vor denna Viecher", sagt der 68-Jährige, doch der Schaden, den sie anrichten, sei enorm. Im vergangenen Jahr hätten die Biber auf seinem Grundstück obendrein 25 Fichten und Tannen gefällt, und bei seinem Nachbarn fielen 50 Bäume den Nagern zum Opfer. Sogar den Weidezaun seiner Ziegen-Ranch fraßen sie durch, schimpft er.
"Die vermehren sich wie die Verrückten", befürchtet Manfred Höppel, "denn die haben hier keinen natürlichen Feind".
"Fakt ist, dass der Biber anstaut", urteilt der Schwürbitzer Landwirt Martin Söllner. Im Maintal sei das ein Problem, denn der Roßstaudengraben laufe voll wie ein Teller. Die Folge sei, dass das Land zu nass zum Bearbeiten sei. "Wir mähen im Wasser", sagt er, und der Traktor sinke im weichen Boden ein.
Zu viel Wasser für die Bäume Nicht nur durch seine Nagetätigkeit fällt der Biber Bäume. Durch die ganzjährige Feuchtigkeit des Bodens steht der Auwald im Wasser, "die Bäume saufen ab", sagt Martin Söllner.
Seit drei bis vier Jahren sterben deshalb viele Bäume in diesem Areal ab, hat der 49-Jährige beobachtet - im Boden sei zu viel Wasser, "das schlucken die Bäume einfach nicht mehr".
"Wenn der Biber richtig anstaut, läuft das Wasser sogar über die Fuhr", ergänzt Martin Söllner, "du kommst nimmer 'nei, wo du früher keine Probleme g'habt hast". Was passieren könne, wenn sich die Biber am Michelauer Hochwasserdamm zu schaffen machen, sei ein weiterer Aspekt, den es zu bedenken gelte. "Wer kontrolliert, ob der Biber den Damm beschädigt?", fragt er.
Hilfe erhofften sich die zwölf Grundstückbesitzer von einer Petition an den Michelauer Gemeinderat, die sie am 20. November einreichten. Bisher sei nichts geschehen, sagen Manfred Höppel und Martin Söllner.
Die Gemeinde habe lediglich auf die Zuständigkeit des Landratsamts verwiesen - und das wiederum gebe die Auskunft, dass der Biber durch das Naturschutzrecht geschützt sei.
"Biber lässt sich nicht vertreiben" Im Landratsamt Lichtenfels wird die Ansicht vertreten, dass sich der Biber an dieser Stelle nicht vertreiben lasse, weil er nahezu ideale Lebensbedingungen vorfinde, teilte Pressesprecher Helmut Kurz mit. Sollte es doch gelingen, ihn zu vertreiben, so werde über kurz oder lang ein neuer Biber nachrücken und das Revier wieder besetzen.
2011 seien erstmalig an zwei Landwirte Ausgleichszahlungen aus dem Biberfonds des Freistaates für Vernässungsschäden gezahlt worden, sagt Helmut Kurz, 2012 seien keine geltend gemacht worden, denn die Gemeinde habe durch Öffnen von Biberdämmen den Rückstau reduzieren können.
Eine Gefahr für die
Hochwasserschutzdämme Michelaus besteht nach Ansicht des Landratsamts nicht. Grundsätzlich seien Vernässungschäden oder der Bau einer Biberröhre am Damm nicht auszuschließen. Seitens der Flussmeisterstelle Lichtenfels werde die Situation im Moment noch als unproblematisch beurteilt, erklärt Helmut Kurz. Bei der geplanten Dammerhöhung würden technische Vorkehrungen getroffen, die ein Eindringen des Bibers verhindern.
Den Konflikt regulieren Eine Podiumsdiskussion des Bayerischen Bauernverbands (BBV) soll nun Bewegung in die Sache bringen. "Die Schäden sollten in Grenzen gehalten werden", sagt BBV-Kreisgeschäftsführer Hans Rebelein.
"Die Biber richten an landwirtschaftlichen Kulturen Schaden an", fährt er fort, "wir wollen versuchen, den Konflikt ein wenig zu regulieren". In der Diskussionsrunde gehe es darum, gegenseitiges Verständnis zu fördern, damit alle mit dem Biber leben könnten.
Erst wenn die Schäden zu groß würden, könne möglicherweise eine Ausnahmegenehmigung bei der Unteren Jagdschutzbehörde erwirkt werden, um einige Biber zu erlegen. Möglicherweise könne dieser Schritt erforderlich werden, weil der Biber den Wasserstand im Roßstaudengraben auf Dauer hoch halte.
Anekdote am Rande: Unlängst filmte ein Jäger bei Maineck in der Dunkelheit mit einer Infrarotkamera einen Biber. Seelenruhig spazierte das Tier in ein Maisfeld. Nach einiger Zeit kam der Biber wieder zum Vorschein - mit einem Maiskolben als Wegzehrung.
Landwirte und Grundstücksbesitzer machen der Biberkolonie ihre Burg im „Biberbach“ streitig.
Als nächstes werden dann die Pferde belagert, wenn diese in ihrem „Roßstaudengraben“ die Traktoren nicht mehr durchlassen wollen!