Bad Staffelstein: Das sind Söders Pläne für 2024 - Ankündigungen sorgen für "Fragezeichen und Unsicherheit"
Autor: Agentur dpa
Bad Staffelstein, Mittwoch, 17. Januar 2024
Für neue Milliarden-Vorhaben und -Versprechungen wie früher fehlt der Staatsregierung heute das Geld. Ministerpräsident Söder präsentiert auf der CSU-Klausur gleichwohl viele Ideen. Einige haben es in sich.
Rund 6000 neue Stellen im neuen Doppelhaushalt, mehr Bürokratieabbau, deutliche Einschnitte beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, mehr Deutsch in Grundschulen und ein "Bundeswehr-Gesetz" für Bayern: Dies und mehr hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf der Winterklausur der CSU-Landtagsfraktion im oberfränkischen Kloster Banz angekündigt. Zudem hat Fraktionschef Klaus Holetschek in Banz seinen Vorschlag eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres bekräftigt. Das sind die zentralen Punkte im Überblick:
Ungeachtet seiner langfristigen Stellenabbaupläne hat Söder für den Doppelhaushalt 2024/25 noch einmal rund 6000 neue Stellen in Aussicht gestellt. Darunter sollen allein 4000 neue Lehrerstellen sein. Die Ankündigung folgt den Vereinbarungen im schwarz-orangen Koalitionsvertrag: Darin haben CSU und Freie Wähler für die gesamte Legislaturperiode bis 2028 allein 9000 neue Stellen im Schulbereich vereinbart, darunter 6000 neue Lehrerstellen. "Versprechen, die gemacht wurden, werden eingehalten", sagte Söder in Banz. Grundsätzlich gelte: Stellenaufbau wo nötig, und Stellenabbau wo möglich. Zuletzt hatte er bereits angekündigt, bis 2035 mindestens 5000 Stellen in der Verwaltung einzusparen. Das Kabinett will Ende Januar über den neuen Doppelhaushalt und die neuen Stellen beraten.
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Zum Abbau überbordender Bürokratie im Freistaat plant Söder weitere kräftige Schritte. Zunächst will er einen Runden Tisch einberufen, der ausloten soll, welche Vorschriften abgeschafft werden können. Binnen eines Jahres sollen allein zehn Prozent aller Verwaltungsvorschriften gestrichen werden. Zudem sollen Gesetze und Vorschriften umfassend entrümpelt werden, beispielsweise durch die Reduzierung von Statistikpflichten. Zudem bekräftigte Söder in Banz den Plan einer schärferen Paragrafenbremse: dass für ein neues Gesetz zwei andere gestrichen werden sollen. Alle Gesetze sollen künftig nach fünf Jahren erst einmal automatisch ablaufen - außer dann, wenn sie bis dahin nachweislich noch benötigt werden. Vereine und Ehrenamtliche sollen Feste und Veranstaltungen künftig nur noch einmal genehmigen lassen müssen und dann davon freigestellt werden.
Söder bekräftigte in Banz, dass man angesichts des Lehrermangels den Druck auf Lehrerinnen und Lehrer erhöhen will, weniger in Teilzeit zu arbeiten. Die Unterrichtsversorgung habe oberste Priorität. Als Konsequenz aus den schlechten Pisa-Ergebnissen soll an Bayerns Grundschulen künftig mehr Deutsch unterrichtet werden: eine Stunde zusätzlich pro Woche in jeder Klassenstufe. Das sei sinnvoll, "um die Schwächen an der Stelle einfach auszugleichen und zu verbessern", betonte er. Dafür soll anderes wegfallen - was, das ließ Söder offen. Er schlug aber vor, man müsse überlegen, ob es wirklich Englisch-Stunden in der dritten und vierten Klasse brauche - und wie viel Digitalisierung in den ersten Schuljahren wirklich nötig sei. Zudem bekräftigte Söder, dass die verpflichtenden Sprachtests vor der Einschulung wie geplant zum Beginn des nächsten Schuljahres 2024/25 eingeführt werden sollen.
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) begrüßt die Ankündigung, an Grundschulen mehr Deutsch zu unterrichten, grundsätzlich. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann mahnte aber klare Leitlinien zur Umsetzung an. "Wie so oft erzeugen solche stichpunktartigen Ankündigungen meist nur Fragezeichen und Unsicherheit", sagte sie am Mittwoch. Jetzt sei eine professionelle, wissenschaftlich fundierte und nachhaltige Umsetzung gefragt.
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"Ja, Deutsch sprechen zu können ist eine Kernkompetenz. Und prima, wenn nun auf diese Kernkompetenz fokussiert wird", sagte Fleischmann. "Aber wie genau eigentlich soll dies nun geschehen? Was genau soll denn dann wegfallen zugunsten des Deutsch-Unterrichts? Auf was können wir keinesfalls verzichten? Und wer entscheidet denn darüber?" Die Feststellung, dass Deutsch sprechen zu können das Allerwichtigste sei, sei "selbstverständlich wunderbar". Die genaue Umsetzung aber sei eben nicht mehr ganz so leicht. "Der BLLV ist dafür, eine profunde Diskussion zu führen, wie dieses gut gemeinte Ziel konkret an den Schulen vor Ort umgesetzt werden kann. Es braucht einen verlässlichen rechtlichen Rahmen. Es braucht klare Vorgaben."
Zudem müssten Lehrerinnen und Lehrer vor Ort flexibel agieren können. "Diese müssen dann in diesem festgelegten Rahmen flexibel, je nach vorhandenen Gegebenheiten vor Ort, entscheiden können, wie der Fokus auf diese Deutsch-Kompetenzen gesetzt werden kann", forderte sie.