Andreas Bornschlegel, Träger der Staffelsteiner Stadtmedaille, starb am Freitag im Alter von fast 85 Jahren in Bamberg. Der Fotografenmeister lieferte die Aufnahmen für wunderbare Bildbände, schrieb selbst Bücher und malte Ölbilder.
Ein Fotograf, der malt und Bücher schreibt? Andreas Bornschlegel war ein außergewöhnlicher, ein höchst kreativer Mensch. In seiner Heimat, dem "Gottesgarten" am Obermain, gab es wohl keinen Winkel, den er nicht fotografiert hatte. Seine Heimatliebe, seine Freude an der volkstümlichen Religiosität und seine heitere Wesensart sind wohl die Charaktereigenschaften, die ihn auszeichnen. Am Freitagabend starb Andreas Bornschlegel im Bamberger Klinikum an seiner Krebserkrankung.
Der gebürtige Reundorfer hatte nach der Volksschule - er war stets stolz darauf, als einfacher Volksschüler seinen Weg gemacht zu haben - eine Fotografenlehre beim Studio Weber in Lichtenfels absolviert. 1961 legte er die Meisterprüfung ab , machte sich in Staffelstein selbstständig und arbeitete zunächst als Industrie- und Porträtfotograf. 1954 heiratete er in der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen seine Frau Kunigunda. Die Ehe blieb kinderlos.
1990 gab er sein Staffelsteiner Atelier in jüngere Hände und widmete sich ganz seien Hobbys, dem Reisen, Malen und Schreiben.
Eigenen Buchverlag gegründet Mit 60 Jahren hatte Andreas Bornschlegel einen weiteren kreativen Lebensabschnitt begonnen: Er wurde Verleger und gründete zusammen mit Pater Dominik Lutz und Günter Dippold einen Buchverlag. Es entstanden Bildbände und Bücher, unter anderem über Vierzehnheiligen und Kloster Banz. Die Leistungen der großen Baumeister haben ihn zeitlebens fasziniert. Doch wichtiger als alle Dinge war ihm stets der Mensch.
In einem Büchlein über seine Heimatgemeinde Reundorf schrieb er seine Kindheitserinnerungen nieder, und die 1200-Jahr-Feier der Stadt Bad Staffelstein bereicherte er mit Diavorträgen.
1999 wurde ihm die Ehrenmedaille der Stadt Staffelstein verliehen.
Andreas Bornschlegel entdeckte in fortgeschrittenem Alter das Malen. Anlässlich seines 75. Geburtstags lud er zu einer Gemäldeausstellung ins städtische Museum ein. 2008, zu seinem 80. Geburtstag, stellte er wieder eine Ausstellung zusammen, die im Staffelsteiner Stadtmuseum zu sehen war. "Mit der Kreativität, die Andi Bornschlegel nach seinem eigentlichen Berufsleben entfaltete, mit dieser Lust am Schöpferischen, hat er Maßstäbe gesetzt", sagte Bezirksheimatpfleger Günter Dippold bei der Vernissage 2008.
Vielseitiger Künstler Andreas Bornschlegel, so Günter Dippold weiter "gehörte zu den ersten Fotografen am Obermain, die nicht bloß das ehrenwerte Alltagsgeschäft der Hochzeitsbilder und Porträts und des Zubehörhandels betrieben, sondern die in erster Linie auf
Großkunden aus dem Großhandel setzen". Ironisch fügte Günter Dippold hinzu: "Mit Kleinigkeiten und Bedenklichkeiten mag er sich nicht abgeben. Und das scheint mir ein Grundzug, aus dem das Schöpferische an ihm wächst, jedenfalls ist jene Haltung der Nährboden für seine Kreativität. Er zaudert nicht, er traut sich."
"Große Würfe" seien die Bildbände, die Arbeiten der 1980er und 1990er Jahre: "Kein kleines Format, keine kleinen Auflagen. Vor allem: Keine präzisen, an Details haftenden Architekturfotos wollte er machen, keine übergenaue Dokumentation erstellen. Ihm kam es auf das Wesentliche an, auf die Stimmung, wie sie Vierzehnheiligen, Banz, Gößweinstein, die Landschaft drumherum vermitteln."
Beim Schreiben hat Andreas Bornschlegel echte Heimatliteratur geschaffen.
Er hat seine Geschichten, zumal seinen im Dreißigjährigen Krieg angesiedelten Roman "Die Geisterglocke von Vierzehnheiligen", groß angelegt, hat munter fabuliert, "ohne sich erst einmal um Kleinigkeiten wie die Finessen der Orthographie zu kümmern", wie Günter Dippold sich ausdrückte, doch "das musste er auch nicht, zumal er immer die Größe besessen hat, seine Grenzen zu kennen und um Rat zu fragen".
Bilder von großer Strahlkraft Beim Malen sei es ihm, wie beim Fotografieren, auf die Stimmung angekommen, auf die Komposition, nicht auf Details, sagte Günter Dippold, "und wenn die Komposition im Großen stimmt, dann kommt es auch einmal im Kleinen auf die Perspektive nicht an.
Aber welche Strahlkraft hat dank dieses Denkens im Großen nicht das eine oder andere seiner Bilder?!"
Bleibendes schuf Andreas Bornschlegel für seinen Geburts- und Wohnort Reundorf: 2004 stiftete er für die dortige Christ-König-Kirche einen Kreuzweg; die 14 Stationen hat er selbst in Öl gemalt. Er sei, wie Bezirksheimatpfleger Günter Dippold bei Andreas Bornschlegels 80. Geburtstag bemerkte, trotz der Belastungen durch die Krankheit ein im Kern lebensfroher Mensch. Seinen Mitmenschen sei er zugewandt, dabei aber nicht extrovertiert, sondern beinahe ein wenig leutscheu.
Freunde, die ihn kurz vor seinem Tod im Bamberger Klinikum besuchten, berichteten, er habe mit ihnen gescherzt und gelacht. Er selbst habe, halb im Scherz und halb ernst, ein Resümee gezogen: "Ich hab' doch eigentlich a schön's Leben g'habt."
Andreas Bornschlegel wird am Dienstag in Bad Staffelstein beigesetzt. Beginn der Trauerfeier ist um 13.30 Uhr.