Der Strössendorfer Gartenbauverein interessiert sich für mehr als Blumenschmuck sowie Obst- und Gemüseanbau. Er hat in seinen Reihen tüchtige Leute, die gern etwas für die Gemeinschaft tun.
von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg
Strössendorf — Der Gartenbauverein Strössendorf ist kein normaler Verein. Das sagen Mitglieder selbst. Er fühlt sich zuständig nicht nur für das, was der Name andeutet, sondern auch für allerlei Ortsverschönerungsmaßnahmen. "Der Verein will kein Geld horten", erklärt der Vorsitzende, Wilfried Sünkel. Als er das sagt, steht er mit seinem Vereinskollegen Frank Freitag vor einem historischen Wiegehäuschen in der Ortsmitte. Am 4. August war Einweihungsfest mit Wiegen der Gemeinderäte.
Wilfried Sünkel gedenkt kurz des Walter Häubleins. Der hätte sich gefreut, wenn er miterlebt hätte, wie das Wiegehäuschen wieder aufgebaut wurde. Neu, ansprechend, an selbiger Stelle.
Häublein, letzter Wiegemeister und noch bis vor zehn Jahren aktiv, habe beruflich Vieh auf der überdachten alten Waage gewogen, und er habe das Wiegehäuschen, das auch zum Charme der Ortsmitte beitrug, verfallen gesehen. "Ich glaub' ja net, dass ihr´s wieder aufbaut", soll er gesagt haben.
Vor ziemlich genau einem Jahr war das Häuschen dann im Zuge der Dorferneuerungsmaßnahmen abgerissen worden. Damals aber, berichtet Wilfried Sünkel, sei schon klar gewesen, dass es vom Gartenbauverein wieder aufgebaut würde. "Da findet sich jederzeit eine helfende Hand, da braucht man nie bitteln und betteln", meldet sich Freitag zu Wort. Im Laufe des Gesprächs wird der Mann Humor beweisen, ins Innere des Wiegehäuschens steigen und ein ziemlich antikes Schild in die Kamera halten, welches aufzeigt, dass das Wiegehäuschen immer schon als ein Ort der Bekanntmachung genutzt wurde. "Gesangsv.
Strössend heute Singstunde" steht auf ihm zu lesen.
Viele Leute kommen vorbei "Zweitausendzerquetschte", meint Sünkel zu den Renovierungskosten, die durch die Eigenleistungen, um die man nicht hatte betteln und bitteln müssen, relativ gering geblieben und vom Verein voll finanziert worden waren. "Drei Rentner haben die Viehwaage abgeschliffen und gestrichen", erzählt Sünkel. Der Beschluss zur Erhaltung der Waage sei seinerzeit im Verein einstimmig gefasst worden.
Was Sünkel so sicher macht, dass die Renovierung eine gute Idee war, fasst er wie folgt zusammen: "Wir liegen am Mainradweg. Es kommen viele Leute hier durch und schauen sich das an." Dass das möglich ist, liegt am eingebauten Fenster.
Das alte Wiegehäuschen hatte keines, dafür hat das neue eines, welches Sicht auf die Apparatur gewährt und überdies noch metallen eingefasst wurde, so dass es mit den Gitterstreben am alten Gewächshaus gegenüber harmoniert. "Damit das "zum Stil a bissla passt", erklärt Sünkel. Mit dem Fenster habe man ein wenig getrickst, aber die Außenmaße seien in etwa original geblieben. Selbst die Waage sei noch funktionsfähig, wenngleich nicht geeicht. Dafür steht sie jetzt auf einem höheren Fundament, damit das Wasser nicht reinzieht. "Unser Gartenbauverein ist einer der ältesten im Kreis", lässt Sünkel wissen. 126 Jahre alt und entstanden aus dem "Obstbauzuchtverein". "Der hat scho immer a weng andere Sachen gemacht", formuliert Sünkel, auf eine Tradition verweisend. Die, sich für mehr als nur Obst, Gemüse und Blumen stark zu machen. In Sachen Dorfverschönerung und Geselligkeit engagiert sich der Verein. Der Maibaum, das Wintersonnwendfeuer, die Bank im Ortskern, die Glocke im Kirchturm, die Pflanzinseln im Ort - all das sind Belege dafür. Jetzt auch ein neues, altes Wiegehäuschen.