Schock-Rocker Alice Cooper zog in Lichtenfels vor 1500 Besuchern eine düstere Show mit vielen Horror-Effekten ab.
Der Parkplatz vor der Stadthalle machte Staunen: Autos mit Kennzeichen aus Hamburg, Neu-Ulm, Nürnberg, oder Berlin. Was war los? Vincent Damon Furnier war in die Stadt gekommen, das war los. Furnier gründete mit 16 Jahren eine Band, nach deren Namen er sich seit 1974 selbst nennt: Alice Cooper. Rock und Theatralik, Skurrilitäten, Horror- und Schock-Momente und ordentlich laute Musik - für den Wegbereiter rockig-bizarrer Bühnen-Shows nehmen Fans weite Wege in Kauf.
Flammen aus Schlagzeug-Sticks, Gitarre spielende Vampirinnen, Schlagzeug-Soli mit eingebauter Jonglage, ein gut vier Meter hohes Frankenstein-Monster auf der Bühne - Alice Cooper hatte seinen Auftritt in Lichtenfels. Momente, die durch strenge Richtlinie von Presse-Kameras aber leider nicht immer eingefangen werden konnten, hieß es doch, dass das Fotografieren nur während der ersten drei Lieder gestattet sei. So stand Cooper auf der Bühne, zerknittert und düster geschminkt wie eh und je, und ein Fan bemerkte: "Der hat sich in all den Jahren nicht verändert." 50 von diesen Jahren hat der Schock-Rocker als öffentliche Person schon hinter sich.
Blondine an blutiger Gitarre 1500 Besucher fanden sich in der Stadthalle ein, und abermals war es beim Publikum ein Thema, weshalb das als Open-Air angekündigte Konzert bei bester Wetterlage in der Stadthalle stattfand. Der guten Laune tat das irgendwann aber kaum noch Abbruch, denn die Show war unterhaltsam, und die Musiker verstanden ihr Handwerk. Allen voran beispielsweise Orianthi Panagaris, ein griechischer blonder Hingucker an der blutig-bespritzten Gibson-Gitarre. Die Frau ist immerhin eine Entdeckung von Carlos Santana. Oder Glen Sobel: Der Mann trommelt auf zwei Bass-Trommeln, einer Unmenge an Becken und weiteren Percussion-Utensilien, aber er trägt ein Lachen im düster geschminkten Gesicht.
Denkmal für berühmte Kollegen Klar, die Klassiker waren alle dabei: "Poison", oder das legendäre "Schools out". Aber der Mann, der auf der Bühne eine düstere Frankenstein-Vampir-Show abzieht, der das Dunkel und die Schaurigkeit zur Leitkultur seiner Musik erwählte und sich mittels Guillotine in der Stadthalle einmal mehr zum Schein enthaupten ließ, ist auch jemand, der sich nicht so ernst nimmt und sich mit seinen Musikern auch gerne vor anderen Größen verbeugt. Jimi Hendrix, Keith Moon und Jim Morrison - ihnen allen setzte er ein Denkmal und ließ, an ihre tragischen Tode erinnernd, Fahnen mit Grabsteinaufdruck in die Höhe ziehen. Dann folgten Eigeninterpretationen ihrer Songs.
Immer wieder setzte es pyrotechnische Effekte, gingen Leuchtfeuer hoch, oder es gab einen gewaltigen Knall. Der "Prinz der Dunkelheit", als der sich der mittlerweile 65-jährige Amerikaner und Rock-Opa gebärdet, stand dann da, in Frack und Zylinder, mit blutbespritzten Gamaschen und einem Spazierstock britischer Art, um die Massen zu dirigieren. Show eben.
Vom Alt-Hippie bis zur Zwölfjährigen - Alice Cooper erfreut sich immer noch einer großen Beliebtheit. Martina und Sandra Schwärzling beispielsweise sind Mutter und Tochter aus Freising. Die Mutter spendierte der Tochter ein Green-Day-Konzert in Moskau, die Tochter revanchierte sich mit der Konzertkarte für Mutti in Lichtenfels. "So einen Mann müsste man heiraten", schwärmt die Mutter von dem Mann, den sie als charismatisch empfindet. Sie durfte ihn 2013 an einer von nur zwei Stationen seiner Tour 2013 erleben. Ausgerechnet in Lichtenfels!