Margareta Gunzelmann aus Kleukheim hat am Freitag das 90. Lebensjahr vollendet. Im Kreise ihrer großen Familie feierte die 30-fache Urgroßmutter diesen Tag.
Nein, alle 16 Enkel und 30 Urenkel, von denen ein großer Teil im Raum Ulm lebt, konnten nicht persönlich zum Gratulieren kommen. Aber sie halten Kontakt, und es war dennoch eine Feier im großen Familienkreis, an der sich gestern Margareta Gunzelmann freuen durfte. "Im Leben hätt' ich nicht gedacht, dass ich mal so alt werd'!", meinte die Jubilarin, die bis vor kurzem noch ihren Haushalt selbst führte, das aber nach einem Sturz nun nicht mehr kann. Mit dem Sohn Josef und Schwiegertochter Monika im Haus wohnt sie aber in der eigenen Wohnung, interessiert sich für das, was in der Welt passiert und woran sie durch Lesen, Radiohören oder Fernsehen Anteil nimmt.
Wenn nebenan im alten Schulhaus die Blaskapelle probt, macht Margareta Gunzelmann gern das Fenster auf, denn Musik hat sie schon immer gern gehört - und an ihrem 85. Geburtstag noch dazu getanzt, wie zu erfahren ist.
Das Sockenstricken hält heute noch ihre Finger beweglich, ihre Hände zeigen die Spuren eines arbeitsreichen Lebens. Neben der Familienarbeit hatte sie Putzstellen, half Bauern bei der Ernte und war einige Jahre in der Blattgold herstellenden Firma Blum tätig.
Über 20 Jahre FT ausgetragen Bis sie 70 war, hatte sie noch, über 20 Jahre lang, täglich den Fränkischen Tag ausgetragen. Vor allem im Winter und bei schlechtem Wetter ist der Zustelldienst keine leichte Tätigkeit: Zweimal brach sie sich während dieser Zeit in der Früh bei Glatteis den Arm.
Bei älteren Dorfbewohnern, die viel allein waren, einfach so immer wieder mal vorbeizuschauen, war etwas, was sie aus eigenem Antrieb tat und worüber andere, nicht sie selbst, berichteten.
In Wolfsdorf ist sie als Margareta Zipfel mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen.
Mit 24 Jahren heiratete sie und zog nach Kleukheim. Ihr Mann Heinrich war Büttner. Nachdem er den eigenen Betrieb aufgegeben hatte, weil Holzfässer nicht mehr so gefragt waren, arbeitete er als Maurer bei der Firma Raab in Ebensfeld.
Fünf Kinder gingen aus der Ehe hervor: Georg, Josef, Annegret, Theresia und Christine. Dass diese, ihre jüngste Tochter, 1988 mit nur 24 Jahren starb und drei kleine Kinder hinterließ, war ein schwerer Schlag für Margareta Gunzelmann. Ihr Mann starb schon 1989, mit 65 Jahren. Das Leben hielt nicht nur sonnige Tage für sie bereit, Halt fand sie im Glauben. "Sie hat keinen Gottesdienst verpasst", erzählte ihre Tochter Annegret Neuberger, die übrigens am gleichen Tag Geburtstag wie die Mutter feiern kann. "Der Sohn kam am Muttertag zur Welt", merkte die Jubilarin an, "und der andere am Aschermittwoch." Sie hat wache Erinnerungen und kennt die Telefonnummern ihrer Angehörigen auswendig.
Doch es fällt ihr nicht leicht, hinzunehmen, dass ihre körperliche Kraft nachgelassen hat. "Mit 90 muss man ja auch nicht mehr arbeiten", versuchten Gratulanten zu trösten.
Der 90. Geburtstag war denn auch mit vielem versehen, was der Jubilarin Freude macht: einem Dankamt in der Kirche, deren Besuch ihr sonst zu beschwerlich geworden ist, mit einem Ständchen der Blaskapelle Kleukheim und einer Kaffeerunde im Gasthaus. Nicht alle konnten kommen, aber rund 35 waren da. Und einer der Söhne bemerkte: "Beim 100. müssen wir sie alle einladen. Dann brauchen wir einen Saal."