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160 Teilnehmer in Weismain liefen für querschnittsgelähmten Lukas


Autor: Stefan Lutter

Weismain, Montag, 12. Mai 2014

Der nach einem Motocross-Unfall vom fünften Brustwirbel abwärts querschnittgelähmte Lukas Reichstein konnte zwar nicht den Startschuss geben, doch sein Vater schilderte im via Handy, was in Weismain für ihn so alles abging. Es kamen über 2000 Euro an Spenden zusammen.
War noch unterwegs, als andere schon nach Hause gingen: Der Weismainer Dieter Wolf lief die Strecke sechs Mal für den guten Zweck. Fotos: Stefan Lutter


"Lukas freut sich sehr", ist sich Harry Reichstein sicher, kurz nachdem er das Foto via Smartphone versendet hat. Auf dem Bild zu sehen sind mehr als 160 Teilnehmer, wie sie am Samstagnachmittag auf das Startsignal für den Benefizlauf warten. Bevor sich die Läufer und Walker auf sein Zeichen hin auf den Weg machen, fügt der Vater des schwer verletzten Strössendorfer Motocross-Fahrers hinzu: "Ich hätte nie gedacht, dass so viele mitmachen."
Während sich die Sportler im vollen Tempo, joggend oder mit Stöcken auf die erste von bis zu drei Runden begaben, erhielt der in Bayreuth weilende Lukas Reichstein dank moderner Technik zumindest einen Eindruck davon, was in Weismain zu seinen Gunsten veranstaltet wird.

Infekt kam dazwischen

Ursprünglich sei geplant gewesen, dass der 18-Jährige selbst des Startschuss gibt, lässt Vater Harry durchblicken. Ein Infekt, den Lukas derzeit in einem Krankenhaus der Wagnerstadt auskuriert, in dem er auch seine Reha absolviert, machte einen Strich durch die Rechnung.

Dass der vom fünften Brustwirbel abwärts querschnittgelähmte junge Mann gerne zugeschaut hätte, glaubt eine knappe Viertelstunde später auch David Gärtlein. "Es war klar, dass ich heute für meinen Kumpel mitlaufe", meint er im Ziel. Zum einen, da der 21-jährige Mainrother mit Lukas Reichstein befreundet und selbst Motocross-Fahrer ist, ihn bereits bei seinen Reha-Aufenthalten in Herzogenaurach und Murnau oft besuchte. Zum anderen, weil Gärtlein das Ereignis, "dass uns alle sehr mitgenommen hat", beinahe hautnah miterlebte: Er befand sich Ende Januar mit Freunden gerade auf dem Weg nach Leipzig, um Lukas Reichstein beim "Kings of Extreme"-Rennen anzufeuern, als von dessen Vater die Nachricht von der folgenschweren Verletzung im Training kam.

Auch David Gärtlein kündigte an, seinem Freund von der Resonanz auf die "gute Idee" per Handy zu schreiben. Ob er mitteilen wird, dass er sich für die Ein-Runden-Variante entschied, weil er "seit Januar nicht mehr joggen war", verrät er nicht. Aber schließlich zählte am Samstag weniger die Lesitung als der Grundgedanke. Oder, um es mit den Worten von Moderator Stefan Hanke vom veranstaltenden Sportstudio "Carpe Diem" auszudrücken: "Eine Verletzung kann jedem von uns passieren, auch beim Laufen oder Fahrradfahren."

Auch "Rollis" am Start

Zwar gingen einige bekannte Namen der oberfränkischen Läuferszene an den Start, den überwiegenden Teil bildeten aber Mitglieder von Vereinen und Freizeitläufer. Zu den jüngsten Läufern gehörten Celine (7) und Romy (9) von den Mädchengruppe des TV Weismain, die es besser fanden "für den guten Zweck zu laufen als auf Zeit". Die ältesten waren fünf Rollstuhlfahrer vom Lichtenfelser Pflegeheim Elisabeth. Sie befuhren den neuen Radweg zwischen Weismain und Krassach, um ihre "Verbundenheit mit einem jungen Mann, der ebenfalls im Rollstuhl sitzt" auszudrücken.
Ein Großteil zum Gelingen der Veranstaltung trug die HG Kunstadt bei. Bemerkenswert: Die Handballmädels, die am gleichen Tag Abschlussball hatten, wurden von "walkenden Mamas" vertreten. So stellte die HG alleine 63 Teilnehmer und wurde bei der Siegerehrung am Seniorenzentrum mit Preisen bedacht.

Eine Auszeichnung hätte sich auch das Weismainer Läufer-Urgestein Dieter Wolf verdient gehabt. Dass der 56-jährige eine Stunde und 13 Minuten brauchte, hatte seinen Grund: Er machte aus dem Benefiz- einen persönlichen Sponsorenlauf und überredete zwei Weismainer Firmen, pro von ihm gelaufener Runde zehn Euro zu spenden. Nachdem Wolf die 2,8-Kilometer-Strecke, die über die Kreuzkapelle, "Krassacher Gasse" und Radweg führte, sechsmal absolviert hatte, zeigte er sich nicht nur vom Zweck begeistert. Da der Untergrund mit Schotter, Waldboden und Asphalt alles biete, was sich ein Läufer wünsche, will er den Rundkurs künftig zum Trainieren nutzen und hofft auf weitere Laufveranstaltungen in diesem Bereich.

Grundsätzlich seien diese denkbar, meinte Claudia Friedrich. Am Samstag waren sie und Mitinitiatorin Susanne Dück von "Carpe Diem" aber erst einmal "überwältigt" vom Zuspruch auf den Benefizlauf, für den sie "mit 100 Teilnehmern gerechnet" hatten.

Mehr als 2000 Euro gespendet

Dass es am Ende, inklusive Nordic Walkern und Senioren aus Lichtenfels, 161 waren, die ihr Startgeld spendeten, wirkte sich ebenso positiv auf dem Erlös aus wie Passanten und Zuschauer, die ein bereit gestelltes Spendenglas füllten. Wie eine grobe Zählung ergab, kamen mehr als 2000 Euro zusammen. Eventuell soll davon ein "Handbike" angeschafft werden.