Zwei Pflegeheime, 45 Infizierte

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Chronisch Kranke und ältere Menschen sind durch das Coronavirus besonders gefährdet. Für sie sind Schutzmaßnahmen überlebenswichtig.
Chronisch Kranke und ältere Menschen sind durch das Coronavirus besonders gefährdet. Für sie sind Schutzmaßnahmen überlebenswichtig.
Jonas Güttler, dpa
25 Bewohner und Mitarbeiter des Hauses Rotmaintal sind positiv auf Corona getestet.
25 Bewohner und Mitarbeiter des Hauses Rotmaintal sind positiv auf Corona getestet.
Archiv/Katrin Geyer

Wie nach den Corona-Ausbrüchen in Neudrossenfeld und Stadtsteinach Bewohner und Mitarbeiter geschützt werden. Auch für Besucher gelten strenge Regeln.

Die Nachricht war für viele beunruhigend: erneute Corona-Ausbrüche in zwei Alten- und Pflegeheimen, betroffen sind Geimpfte und Ungeimpfte. Wie gehen die Einrichtungen mit dieser Situation um? Wie schützen sie Bewohner und Mitarbeiter? Und das Wichtigste: Gibt es unter den Infizierten auch schwer Erkrankte?

Die gute Nachricht zuerst: Sowohl im Haus Rotmaintal des BRK in Neudrossenfeld als auch im Caritas-Altenheim St. Marien in Stadtsteinach gibt es keine schweren Fälle. Das sei nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass fast alle Bewohner und die große Mehrheit der Mitarbeiter geimpft sind, so BRK-Kreisgeschäftsführer Stefan Adam. Er lässt keine Gelegenheit ungenutzt, um für die Impfung gegen Covid-19 zu werben: "Sie ist und bleibt der beste Schutz!"

Am vorletzten Wochenende wurden die Fälle in den Altenpflegeeinrichtungen bekannt. Ein Bewohner der Neudrossenfelder Einrichtung wurde im Krankenhaus getestet und war positiv, in Stadtsteinach gab es zwei positive Schnelltests, von denen einer dann auch vom Labor bestätigt wurde. Daraufhin hat das Gesundheitsamt sofort für alle Bewohner und Mitarbeiter PCR-Reihentests veranlasst: In Neudrossenfeld sind (Stand Montag) 14 Bewohner und elf Mitarbeiter infiziert, in Stadtsteinach elf Bewohner und neun Mitarbeiter.

Es sind vorwiegend Ungeimpfte betroffen, doch es gibt auch Impfdurchbrüche, so Stefan Adam. Aber, und das ist für ihn entscheidend: Die Geimpften Corona-Positiven zeigen keine oder nur milde Krankheitssymptome.

Die Situation zeigt: Auch unter Geimpften bleibt das Virus präsent. Und um die Infektionsketten zu unterbrechen, sind Schutzmaßnahmen in der derzeitigen vierten Welle besonders wichtig. Wie sind die zwölf Alten- und Pflegeheime im Landkreis, in denen rund 840 Senioren betreut werden, darauf vorbereitet? "Wir haben nie aufgehört, die zu Beginn der Pandemie erstellten Schutzkonzepte weiterzuentwickeln", sagt Stefan Adam. Zentrale Bestandteile seien Abstand, Lüften, hohe Hygienestandards, Masken, Schutzkleidung und keine Veranstaltungen, bei denen viele Menschen zusammenkommen, auch nicht in der Vorweihnachtszeit. "Wir wollen den uns anvertrauten Menschen die Sicherheit geben, die sie brauchen", sagt der BRK-Kreisgeschäftsführer.

Was haben die Verantwortlichen aus der Krise des vergangenen Winters gelernt? "Wir hatten auch in der zweiten Welle erprobte Konzepte, die funktionieren. Aber darauf aufbauend haben wir heute mehr Vorräte an Masken, Handschuhen und Schutzanzügen. Und wir haben gelernt, nicht abzuwarten, sondern immer sofort zu reagieren." Nicht zuletzt habe man gesehen, dass Impfen hilft: "Geimpfte erkranken nicht so schwer."

Die Schutzkonzepte in den Pflegeheimen ähneln sich, wurden im Verlauf der Pandemie immer wieder angepasst, um auf unterschiedlichste Konstellationen reagieren zu können. In Stadtsteinach wurde Anfang vergangener Woche wieder eine Pandemiestation eingerichtet, um Infizierte von anderen Bewohnern zu trennen. Wer positiv getestet ist, zieht vorübergehend dorthin um. Die Station wird von einem festen Team betreut. Das THW Kulmbach hatte beim ersten Corona-Ausbruch in St. Marien im vergangenen Winter mit baulichen Maßnahmen geholfen, die Abtrennung zu erleichtern. Daran wurde nichts verändert.

Jeder neue Ausbruch ist mit viel Aufwand verbunden, "aber man ist jetzt routinierter, weiß genau, was zu tun ist", sagt Heimleiter Stefan Tippner von der Caritas. Die aktuelle Lage treffe das Haus nicht unvorbereitet: "Uns war klar, dass der Herbst noch einmal happig werden kann und die Infektionszahlen durch die Decke gehen." Alle Mitarbeiter werden täglich vor Dienstantritt getestet, auch die Geimpften. "Die können das Virus ja genauso in die Einrichtung tragen." Für die Bewohner bedeutet die aktuelle Situation in Stadtsteinach, dass sie keinen Besuch bekommen. Im Haus Rotmaintal in Neudrossenfeld sind noch Besuche möglich, allerdings nur zu festgelegten Zeiten, und auch Geimpfte müssen einen Test machen, bevor sie ins Haus dürfen.

Die 3-G-Regel gilt grundsätzlich für Besuche in Pflegeheimen, auch in den Einrichtungen des Diakonischen Werks, so Uwe Gieselmann, Heimleiter im Evangelischen Wohnstift in Kulmbach und zuständig für die Altenhilfeeinrichtungen. Er ist froh, dass fast alle Bewohner und die meisten Mitarbeiter geimpft sind.

Schnelligkeit ist der Schlüssel

Schnelligkeit ist bei Bekanntwerden von Infektionsfällen der Schlüssel zur Eindämmung, sagt Oliver Hempfling, Leiter des Krisenstabs am Landratsamt Kulmbach. "Unser Ziel ist es, positive Schnelltests so rasch wie möglich über einen PCR-Test zu bestätigen." Das funktioniere in Zusammenarbeit mit dem Labor des Klinikums Kulmbach sehr gut. Die Impfquote in den Heimen sei hoch, viele haben bereits den Booster durch die dritte Spritze bekommen. "Allein unser mobiles Team hat in den Heimen bereits etwa 200 Auffrischungen vorgenommen." Welche Maßnahmen dann getroffen werden, sei von Fall zu Fall unterschiedlich und abhängig von der Zahl der Fälle und den Gegebenheiten vor Ort. Als Hilfestellung für das Personal werde gerade ein Leitfaden mit standardisierten Abläufen aktualisiert.