Zu Guttenberg über möglichen Trump-Sieg: "Deutschland ist atemberaubend schlecht vorbereitet"

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Karl-Theodor zu Guttenberg über möglichen Trump-Sieg: "Deutschland ist atemberaubend schlecht vorbereitet"
Karl-Theodor zu Guttenberg warnt vor wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen für Deutschland bei einem möglichen Trump-Sieg bei den US-Wahlen am 5. November.
Karl-Theodor zu Guttenberg über möglichen Trump-Sieg: "Deutschland ist atemberaubend schlecht vorbereitet"
Sebastian Gollnow, dpa

Der frühere Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg sieht große Herausforderungen auf Deutschland zukommen, sollte Donald Trump erneut US-Präsident werden.

Die US-Wahlen stehen am 5. November 2024 an und die Frage bleibt: Wer wird der nächste Präsident oder die nächste Präsidentin? Aktuelle Prognosen versprechen ein sehr knappes Ergebnis. Daher könnten auch nur wenige Stimmen in einigen "Swing States" am Ende die Entscheidung bringen.

Im Interview mit BR24 sieht der frühere Bundesminister und US-Experte Karl-Theodor zu Guttenberg große wirtschaftliche und geopolitische Herausforderungen auf Deutschland zukommen, sollte Donald Trump erneut US-Präsident werden. Bundesregierung und Opposition seien darauf aber "atemberaubend schlecht" vorbereitet. Der 52-Jährige bemängelt, dass man sich in den vergangenen Jahren mehr um die Republikaner hätte kümmern müssen.

Guttenberg befürchtet negative Auswirkungen auf Deutschland bei Trump-Wahl

Guttenberg rechnet bei einem Sieg von Trump beispielsweise mit Strafzöllen und anderen Handelshemmnissen für Deutschland. Die Sicherheit von Europa könnte durch einen eventuellen "Deal" von Trump mit Russland gefährdet werden. Trump sei laut Guttenberg so unberechenbar wie die "Ankunftszeit der Deutschen Bahn". 

Im Gegensatz zu 2016 sei Trump nach Ansicht von Guttenberg auf eine Präsidentschaft vorbereitet und vieles sei bereits absehbar. "Trump hat den politischen Skandal durch seine Inflationierung entwertet", meint Guttenberg. Trumps Anhänger ließen sich weder durch peinliche Entgleisungen noch durch Gerichtsverfahren abschrecken, den Republikaner zu wählen. Außerdem habe Trump laut Guttenberg während seiner ersten Präsidentschaft viele seiner Versprechen umgesetzt. Eine genaue Prognose wagt der frühere Bundesminister allerdings nicht. "Es wird ganz, ganz knapp sein".

Karl-Theodor zu Guttenberg stammt aus dem fränkischen Adelsgeschlecht von Guttenberg im Kreis Kulmbach. Teile seiner Kindheit verbrachte er im Schloss Guttenberg. 2002 wurde er in den Kreistag des Landkreises Kulmbach gewählt und 2008 für die bis 2014 laufende Wahlperiode erneut bestätigt. Von 2009 bis 2011 war er Bundesverteidigungsminister, trat aber im Zuge der "Plagiatsaffäre" um seine Dissertation zurück. Heute arbeitet Guttenberg als Investor und Berater für Internetunternehmen in den USA.

Deutsche Firmen haben Sorge vor Handelsbarrieren bei Sieg von Trump

Auch die deutsche Wirtschaft schaut gespannt auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen. Bei deutschen Unternehmen in den USA gibt es nach einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer mit Blick auf die Präsidentschaftswahl Anzeichen einer gewissen Zurückhaltung bei Investitionen. Die Unternehmen seien abwartend, bis mehr Klarheit über die zukünftige Wirtschaftspolitik bestehe, teilte die DIHK mit.

Mit dem Wahlausgang in den USA könnten die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen komplizierter werden, was die internationalen Handelsbeziehungen belasten würde, so DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Ein besonderes Risiko für deutsche Unternehmen seien die im Wahlkampf immer wieder thematisierten Zollpläne, sagte er mit Blick auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und die Wahl am Dienstag. "Die Aussicht auf eine verschärfte Handelspolitik, insbesondere unter einer möglichen Trump-Regierung, könnte die Sorge vor Lieferkettenstörungen und Handelsbarrieren weiter zuspitzen."

ank mit dpa