Wirtshaussterben: IHK sieht Kulturgut gefährdet
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Donnerstag, 12. März 2015
Stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm hat die Initiative ergriffen und will die Entwicklung nicht tatenlos hinnehmen.
Das Wirtshaussterben in Oberfranken ist unübersehbar. Speziell für die Dorfwirtshäuser schaut es nicht rosig aus, wie jüngst der Lösauer Gastwirt Helmuth Heller beklagte. Beim Wirtshaussterben nicht tatenlos zuschauen will die Industrie- und Handelskammer für Oberfranken in Bayreuth. Dazu befragten wir den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der IHK, Wolfram Brehm aus Kulmbach.
Was hat den Anstoß gegeben, dass sich die IHK um die Dorfwirtshäuser kümmern will?
Wolfram Brehm: In Gesprächen mit Veit Pöhlmann und anderen Gastwirten des Hotel- und Gaststättenverbands ist deutlich geworden, dass wir beim Thema Wirtshaussterben tatsächlich vor einer besorgniserregenden Entwicklung stehen. Dorfwirtshäuser sind ja nicht nur kleine Unternehmen, sondern vor allem auch Teil unseres Kulturguts in der Genussregion Oberfranken. In Kombination mit anderen weichen Standortfaktoren sind sie zudem ein wichtiger Grund für die hohe Lebensqualität hier in der Region.
Wer macht bei dem Arbeitskreis, der sich heute in Limmersdorf trifft, alles mit?
Es ist noch nicht entschieden, ob ein regelmäßiger Arbeitskreis entstehen soll. Zunächst hat die IHK Persönlichkeiten angesprochen, die von Berufs wegen Interesse am Erhalt der Wirtshauskultur haben - etwa den Hotel- und Gaststättenverband, Brauereien, den Verein Bierland Oberfranken sowie die Regierung von Oberfranken. Diesen Kreis werden wir natürlich um interessierte Wirte ergänzen, die uns Tipps aus der Praxis geben können.
Welches Ziel will man sich setzen?
Wir wollen diskutieren, ob und wie man dem Strukturwandel begegnen kann. Wie kann der Beruf "Wirt", gerade für den Nebenerwerb, attraktiv gemacht werden? Gibt es Möglichkeiten der finanziellen Förderung? Ist ein Marketingkonzept erforderlich - und wer soll dabei involviert werden?
Können Sie sich vorstellen, einen Ausbildungsberuf des Gastwirts zu etablieren?
"Ausbildungsberuf" geht mir zu weit, weil damit ja viele Reglementierungen einhergehen, die zu erfüllen wären. Sicherlich gibt es aber geeignete Qualifizierungsmaßnahmen, mit denen man Interessenten für den Beruf des Gastwirts gewinnen und entsprechend unterstützen könnte, gerade wenn der Beruf nur nebenbei betrieben wird. Von Warenkunde, Buchführung, Kundenorientierung bis hin zum geprüften Bierkenner könnten hier die Themen reichen. Das sind allerdings nur Zusatzqualifikationen. Was vorher da sein muss, ist die Leidenschaft für den Beruf, der unbedingte Wille, Wirt zu sein.