Die Wirsberger "Kerwa" wird ab kommendem Jahr immer am dritten Sonntag im Juni gefeiert statt im Oktober. Das hat auch einen Grund.
In der Sitzung des Marktgemeinderates am Dienstag wird Bürgermeister Hermann Anselstetter ganz offiziell verkünden, dass der übliche Kirchweihtermin von Oktober auf den Monat Juni verlegt wird.
Bürgermeister Anselstetter: "Eigentlich ist es ja ein kirchliches Fest, wir von der Gemeinde sind nur für Vergnügen und Weltlichkeit sowie Werbung zuständig. Wir werden diese Johanni-Kerwa von klein auf zusammen mit der Gastronomie ganz bescheiden aufbauen und wir werden auch schauen, ob wir etwas Markttreiben dazu bekommen." Eines ist natürlich auch klar: Das Wetter ist im Juni meist besser als im Oktober.
Immer wieder tauchte in
Wirsberg die Frage nach dem Termin für das Kirchweihfest auf. Bürgermeister Anselstetter berichtet dazu: "Die ganzen vielen Jahre, auch schon seit dem ich im Amt des Bürgermeisters bin und das sind ja jetzt schon einige Jahrzehnte, fragen immer wieder Bürger, vor allem auch jüngere Leute und Familien, warum feiert ihr so spät im Jahr die Kerwa?"
Die Antwort darauf wurde mit der Michaeli-Kirchweih begründet. In den letzten Wochen und Monaten machten sich die Marktgemeinde und die Kirchengemeinde gemeinsam auf die Suche nach der wahren Kirchweih der Kirchengemeinde. Anselstetter: "Das hat ganz interessante Fakten an das Tageslicht gebracht, denn der Juni ist insgesamt der geschichtsträchtigste Monat für unsere Kirchengemeinde."
Und das fanden das Gemeindeoberhaupt und Gemeindepfarrer Peter Brünnhäußer heraus: Am 6. Juni 1433 hat der Markgraf Friedrich I. grünes Licht gegeben, dass Wirsberg eine eigene Kirchengemeinde werden könnte. Der Markgraf konnte nur die weltliche Seite betrachten, und am 18. Juni 1433 hat dann der Bischof Anton von Bamberg die St. Johanniskirche zu einer selbständigen Pfarrkirche erhoben, und das ist praktisch das Geburtsdatum der Wirsberger Kirchengemeinde, die seit diesem Zeitpunkt von Marktschorgast losgelöst und damit selbständig ist.
Die Johanniskirche ist vvon 1743 bis 1746 gebaut worden und wurde am 26. Juni 1746 eingeweiht. Anselstetter: "Diese Johanniskirche ist auf Initiative vom Markgrafen Friedrich III. und seiner Gattin Wilhelmine als eine von vielen Markgrafenkirchen errichtet worden." 100 Jahre später, genauer am 28. Juni 1846, haben die Wirsberger zusammen mit der Kirchengemeinde das 100. Kirchweih-Jubelfest gefeiert.
In der Chronik des verstorbenen Ehrenbürgers Karl Hahn kann man nachlesen, dass es sich dabei um ein gigantisches Fest gehandelt hat.
Interessant also, denn die Wirsberger haben also schon 100 Jahre Kirchweih-Jubelfest der Johanniskirche gefeiert. Jetzt fragt sich jeder, warum dann die Michaeli-Kirchweih am 2. Sonntag im Oktober gefeiert wird.
Die Erklärung: Ein kroatischer Obrist im 30-jährigen Krieg hat damals 1633 in der Mittagsstunde die kleine Holzkapelle niedergebrannt. Sie wurde zwölf Jahre später wieder aufgebaut, und der erste Gottesdienst, der darin gefeiert wurde, war am Sonntag nach Michaeli - also der 2. Sonntag im Oktober. Der Tag hatte aber nichts mit der Johanniskirche zu tun hat, die am 26. Juni 1746 eingeweiht wurde.
Bürgermeister Hermann Anselstetter: "Unsere Spurensuche zusammen mit Pfarrer Brünnhäuser und seinen Kirchenräten hat also ergeben, dass wir historisch begründet eigentlich eine Sommer-Kerwa feiern müssen."
Vor knapp einen Monat hatten Bürgermeister und Gemeindepfarrer in die Gaststätte Hereth Vereine und Vertreter der örtlichen Gastronomie eingeladen, die übereinstimmend für den 3. Sonntag im Juni als den künftigen Kerwa-Sonntag in Wirsberg plädierten. 2019 wäre es am 16. Juni das erste Mal.
Pfarrer Peter Brünnhäußer verwies darauf, dass die Ortschronik von Wirsberg die geschichtlichen Daten hergibt: "Wir haben im Kirchenvorstand sehr intensiv darüber beraten und wirklich alle Möglichkeiten ausgelotet. Nach langen und intensiven Beratungen sind wir nach Abwägung aller Aspekte und Argumente in der letzten Sitzung zu dem Ergebnis gekommen, dass wir aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes der Kirchweih und vorbehaltlich der Zustimmung der Gastronomie und der Brauchtumsvereine der Verlegung der Kirchweih zustimmen."