Wildtier-Auffangstation Stadtsteinach kämpft ums Überleben

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Aktuell ist ein kleiner Fuchs der Star unter den Gästen der Wildtierauffangstation Stadtsteinach. Fotos: Sonja Adam
Aktuell ist ein kleiner Fuchs der Star unter den Gästen der Wildtierauffangstation Stadtsteinach. Fotos: Sonja Adam
Auch Marderbabys bekommen in Stadtsteinach Kost und Logie 4
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Eine Mehlschwalbe
Eine Mehlschwalbe
 
Nach der guten Resonanz auf den Facebook-Hilferuf schöpft Sabine Witt neuen Mut.
Nach der guten Resonanz auf den Facebook-Hilferuf schöpft Sabine Witt neuen Mut.
 
Anne Will mit einem Igel
Anne Will mit einem Igel
 
Die Voliere, die vom Sturm im Frühling umgeworfen wurde, ist jetzt fest verankert.
Die Voliere, die vom Sturm im Frühling umgeworfen wurde, ist jetzt fest verankert.
 
Die neuen Voliere passen sich gut an das Gelände an, doch die Kosten für die Wildtier-Auffangstation eplodieren.
Die neuen Voliere passen sich gut an das Gelände an, doch die Kosten für die Wildtier-Auffangstation eplodieren.
 

Der Wildtier-Auffangstation Stadtsteinach steht das Wasser bis zum Hals. Momentan kämpft die Einrichtung, allen voran Sabine Witt, ums Überleben. Witt hat einen Aufnahmestopp verhängt und nimmt nur noch Notfälle auf, die sonst keine Chance haben.

Die finanzielle Schieflage hat zwei Gründe: Erst machte der Station ein Sturmschaden zu schaffen, dann kamen vier neue Volieren wesentlich teurer als veranschlagt. Jetzt kämpft die Station, die inzwischen zwölf Volieren beherbergt, selbst ums Überleben.

"Müssen vorerst dicht machen"

"Mein Herz ist so schwer, aber wir müssen - vorerst - dicht machen. Wir haben Rechnungen, die bezahlt werden müssen", klagt Sabine Witt und gibt offen zu, dass ihr die Investitionen über den Kopf wachsen. Sie habe eigentlich keinen Mut mehr, dass es doch noch irgend wie weitergehen könnte.

"Alles und jeder hat in die Wildtiere investiert: Familie, Freunde, Bekannte. Ich habe mein gesamtes Einkommen aufgebraucht - und trotzdem haben wir plötzlich schlagartig über 15.000 Euro Schulden", so Witt. Aktuell sind in der Windtier-Auffangstation 200 Tiere untergebracht. Pro Monat muss Sabine Witt allein 1500 bis 2000 Euro für Futtermittel investieren.

"Wir haben all die Jahre noch im letzten Moment den Hals aus der Schlinge ziehen können, jetzt wohl nicht mehr. Ich wollte nie einsehen, das Tiere nur wegen Geld leiden oder sterben müssen. Aber jetzt es ist unausweichlich. Geld regiert doch die Welt. Für jeden Scheiß ist Geld da, aber für notleidende Tiere nicht", klagt Sabine Witt auf Facebook und stellt klar: "Wir erhalten keinerlei staatlichen oder kommunalen Zuschüsse. Wir bezahlen alles aus eigener Tasche."

Große Resonanz auf Facebook

Der Hilferuf über Facebook stieß in einer einzigen Nacht jedoch auf so großes Interesse, dass bei Sabine Witt und ihrem Helferteam wieder Mut aufkeimt, doch noch weiterzumachen. "Ich bin total überwältigt. Ich habe jetzt schon mehrere Spenden bekommen, Hunderte von Euro und auch Futtermittel. Ein Facebook-Nutzer hat 40 Kilo Frostküken gespendet", freut sich Sabine Witt. "Ich kann nicht aufhören. Ich muss weitermachen. Aber ich nehme vorerst nur Notfälle auf", betont sie.

Trotzdem kann die Stationsleiterin, die vier Helfer hat und Stunden für die Rettung von Wildtieren opfert, mit einem Anliegen nicht an sich halten: "Die Politik muss helfen. Ich kann es kaum ertragen, dass der bayerische Staat keinen Cent für Wildtiere übrig hat", klagt sie und appelliert an die Verantwortlichen. "Wenn ich im Jahr 5000 Euro Zuschuss bekommen würde, wäre mir schon viel geholfen. Das würde zwar nicht die Kosten decken, aber es wäre ein Beitrag", sagt Witt.

Viele kranke Tiere

Derzeit wird die Wildtier-Auffangstation mit unzähligen kleinen Vögeln überschwemmt. "Aber wir haben in diesem Jahr weniger kleine Babyvögel, sondern sehr viele kranke Tiere", sagt Witt. "Auch die Rabenvögel sind in einem ganz schlechten Zustand", klagt die passionierte Tierschützerin.

Aktuell päppelt sie fünf Marder-Babys auf. Und weil Sabine Witt weiß, dass Marder nicht überall beliebt sind, versichert sie, dass die Tiere natürlich nicht in der Region ausgewildert werden. Auch einem kleinen Fuchs gewährt die Station Asyl. "Der Fuchs ist eigentlich kerngesund, aber eben noch zu jung, dass er ausgewildert werden könnte."

Nicht ganz so viel Glück hatte ein anderer Fuchs, "Baby Bella" genannt. Er hatte innere Blutungen, war anämisch und hat es leider nicht geschafft", berichtet Sabine Witt, die mit jedem ihrer Pfleglinge mitleidet.
"Ich hoffe, dass die Welle der Hilfsbereitschaft noch andauert. Alles kommt den Tieren zugute", versichert sie und wünscht sich eigentlich nur eines: Dass das Arten- und Naturschutzgesetz irgend wann so ausgelegt wird, dass Menschen wie sie nicht alles aus eigener Tasche zahlen müssen.


SPENDENKONTO

Wildtierstation, Sabine Witt
IBAN: DE66 7719 0000 0040 2410 16 (alt: 24 10 16)
BIC: GENODEF1KU1 (alt: 771 900 00)
Geldinstitut: Kulmbacher Bank