Die Vereinten Nationen haben 2014 zum Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe ausgerufen. Für die Bayerische Rundschau ein Anlass, bei Guido Winter, Leiter des Kulmbacher Amts für Landwirtschaft nachzufragen, wie es um die landwirtschaftlichen Betriebe in unserer Region steht.
Wie viele bäuerliche Familienbetriebe und landwirtschaftlich genutzte Flächen gibt es bei uns?Guido Winter: Im Landkreis Kulmbach sind es rund 880 Betriebe. Die Fläche des Landkreises beträgt 65 800 Hektar, davon zählt mit 34 000 Hektar etwas mehr als die Hälfte zur Landwirtschaftsfläche. Rund vier Prozent der Erwerbstätigen sind in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt.
Wie groß sind die Betriebe und wie sind sie strukturiert?Die Durchschnittsgröße liegt bei 34,6 Hektar, nur noch rund ein Drittel wird im Haupterwerb geführt. Das hat allerdings Tradition in der Region und hängt mit dem historischen Realteilungsgebiet zusammen, aber auch mit dem guten Angebot außerlandwirtschaftlicher Arbeitsplätze.
Welche Funktion haben die bäuerlichen Familienbetriebe?Sie sind das Kennzeichen der oberfränkischen Landwirtschaft schlechthin. Bäuerliche Familienbetriebe liefern regionale, hochwertige Nahrungsmittel in ausreichender Menge, sie prägen das Bild unser Kulturlandschaft und schützen Natur und Umwelt, unsere Kultur und Brauchtum. Vielen sind diese Leistungen gar nicht bewusst. Deswegen erfahren unser Betriebe nicht immer die Wertschätzung, die sie verdienen.
Ist es heute schwer, von der Landwirtschaft zu leben? Der betriebliche Erfolg in der Landwirtschaft hängt heute ganz stark von den unternehmerischen Fähigkeiten des Betriebsleiters ab. Dazu kommt, dass gerade der bäuerliche Familienbetrieb in vieler Hinsicht sehr flexibel ist. Die Vielfalt der Betriebsformen macht unsere bäuerliche Landwirtschaft aus. Da gibt es keine Patentrezepte. Es muss jeder Topf seinen Deckel finden. Das wird für viele ein Weiterwachsen in der Größe bedeuten, für wenige andere Extensivierung mit staatlichen Stützungsmaßnahmen. Auch die Bedeutung von so genannten Einkommenskombinationen wird zunehmen. Gerade durch die Einheirat von nichtlandwirtschaftlichen Partnern können sich da ganz neue Erwerbszweige ergeben.
Gibt es Landwirtschaftszweige, die gar keine Chance mehr haben?Auch in der Landwirtschaft bedeutet Stillstand Rückschritt. Keine Chance haben diejenigen, die sich nicht weiterentwickeln wollen. Wobei eine Entscheidung für einen geordneten Ausstieg aus der Landwirtschaft auch manchmal die bessere Alternative ist. Leider kommen aber viele mit dieser Option nur sehr schwer zurecht.
Welche Unterstützung brauchen die Landwirte?Die Bauernfamilien brauchen noch mehr Akzeptanz der Bevölkerung. Leider kaufen viel weniger Verbraucher regionale und bäuerliche Produkte, als die Leute in den Umfragen behaupten.
Wie unterstützt der Staat?Seitens der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gibt es umfassende Beratungsangebote gerade für die Betriebsentwicklung. Da arbeiten wir auch überregional zusammen. Wir haben aber auch Bildungsangebote vor Ort und gewähren finanzielle Unterstützung bei Investitionen, zum Beispiel Stallbauten.