Schwerstkranken bis zum Schluss ganz nahe zu sein, ist am Kulmbacher Klinikum weiterhin nicht möglich, weil die Palliativstation geschlossen ist. Der Hospizverein übt Kritik.
Seit 1997 setzt sich der Kulmbacher Hospizverein für ein würdevolles Scheiden aus dem Leben ein. Die Mitglieder begleiten ehrenamtlich Schwerstkranke und deren Angehörige - im eigenen Heim oder auf der Palliativstation des Kulmbacher Klinikums. Die aber ist seit November letzten Jahres aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen, für Markus Ipta, den Vorsitzenden des Hospizvereins, und seine Hospizbegleiter alles andere als in Ordnung.
"Natürlich verstehen wir, dass Personal dringend auf den Coronastationen benötigt wurde und deswegen die Palliativstation vorübergehend geschlossen werden musste", sagt der in Kasendorf praktizierende Arzt, aber es müsse trotzdem machbar sein, auch wenn das mehr Kosten verursache. "Dass nicht ausreichend Personal zur Verfügung steht, darf nicht zu Lasten der Todkranken gehen. Die Pfleger geben sich alle Mühe, aber die Patienten werden nicht adäquat begleitet."
"Das darf nicht zu Lasten der Todkranken gehen"
Für ihn sei die Palliativstation ebenso wichtig wie die Intensivstation, eventuell solle man eher an anderer Stelle, etwa bei Behandlungen ohne Priorität, Abstriche machen.
Für die Einrichtung einer Palliativstation hatte sich einst auch die stellvertretende Landrätin Christina Flauder (SPD) intensiv eingesetzt. "Die Betreuung ist schon eine andere als auf einer Normalstation, die Schwestern haben in der Regel weniger Patienten und mehr Zeit, und es können sogar Familienangehörige übernachten." Es herrsche eine ganz andere Atmosphäre.
Natürlich dürften Angehörige Schwerstkranke jetzt auch besuchen, und es würden Palliativschwestern auch auf der Coronastation eingesetzt, "auch werden die Pfleger alles tun, damit jemand in Würde gehen kann, aber die normale Station ist kein geschützter Raum." Sie bedauert zutiefst, dass es notwendig wurde, die Palliativstation vorübergehend zu schließen und hofft auf eine schnelle Wiedereröffnung. "Der Zweckverband steht fest hinter der Palliativstation, unser Landrat will sie auch weiter entwickeln und ausbauen", sagt Christina Flauder.
Wunsch des Zweckverbands: "So schnell wie möglich wieder öffnen"
Eine Pressemitteilung des Kulmbacher Klinikums von Ende April bestätigt, dass der Zweckverband Klinikum Kulmbach sich in seiner jüngsten Sitzung einhellig dafür ausgesprochen hat, die Palliativstation so schnell wie möglich wieder zu öffnen. Ende Dezember sei es in drei Seniorenheimen im Landkreis zu schweren Corona-Ausbrüchen gekommen, und am Klinikum hätte wegen der vielen schwerstkranken Menschen sogar zeitweise noch eine zweite Corona-Station in Betrieb genommen werden müssen.