Wenn Thurnauer zu Italienern werden
Autor: Horst Wunner
Thurnau, Dienstag, 10. Dezember 2019
Eine Woche lang waren 46 Gäste aus Positano in Thurnau zu Gast. Mit einem großen Abschlussfest wurde die lebendige Partnerschaft ausgelassen gefeiert.
Feste Umarmungen, ganz herzliche Zuneigung, Küsse, strahlende Gesichter und zum Finale ein bisschen Wehmut: Nichts hätte die großartige, schon knapp 20 Jahre bestehende Partnerschaft zwischen dem fränkischen Thurnau und dem süditalienischen Positano besser ausdrücken können als der Festakt im Kutschenhaus, der der krönende Abschluss eines achttägigen Besuchs der Freunde vom Thyrrenischen Meer war.
"Viva Positano - Viva Thurnau" hallte es durch das historische Gebäude und das geniale Trio "BGB" heizte die feurigen Signori mit populären Canzoni noch zusätzlich auf. Lange Polonaisen, winkende Hände, kaum jemand blieb sitzen, die Tanzenden nahmen den Titel "Volare..." fast wörtlich.
Der Vorsitzende des Freundeskreises Thurnau-Positano, Volker Seitter, bezeichnete die Partnerschaft als "kleines Zahnrad in der riesigen EU" nannte. Er erinnerte an den Anfang, den neben den beiden Kommunen vor allem der Musikverein mit dem damaligen Vorsitzenden Walter Hofmann mit Leben erfüllte und an die vielen Begegnungen der Bürger, die weiter kontinuierlich steigen. "46 Positanesen, Familien, Jung und Alt, waren jetzt wieder in Gastfamilien untergebracht. Wir boten ihnen ein Programm mit vielen Highlights. Sie durften fränkische Lebensart und die Genussregion Oberfranken mit allen Sinnen erleben, und sie lernten ihre Partnergemeinde ein ganzes Stück näher kennen."
Landrat Klaus Peter Söllner kokettierte mit seinem fränkisch angehauchten Italienisch und punktete damit im Publikum. "Es ist mir eine Ehre dabei zu sein zu dürfen, zu sehen, wie sich Menschen jenseits von Sprachgrenzen und der verschiedenen Mentalität verstehen".
Deutsche Pünktlichkeit
Die Gemeinde identifiziere sich mit der Partnerschaft, sagte Bürgermeister Martin Bernreuther, "die Bürger sind die Helden der Kontakte, wir sind mittlerweile oberfränkische Italiener". Und fügte scherzhaft an, "trotzdem haben wir unseren Freunden von unterhalb von Neapel ein bisschen deutsche Pünktlichkeit vermittelt". Was Antonio Palumbo, Vertreter der Kommune Positano, mit einem breiten Lächeln quittierte. Palumbo hob besonders das Wachsen der Partnerschaft in Zeiten einer kriselnden EU hervor. Im Auftrag von Bürgermeister Michele de Lucia hatte er einen Rathausschlüssel aus Positano mitgebracht, den er an Martin Bernreuther übergab.
Rosaria Ferrara von der "Associazione per il gemellaggi" sagte "Grüüß Gott" und es folgten bewegende Worte an die Thurnauer. "Als sich Eure Türen öffneten, öffnetet Ihr auch Eure Herzen", meinte sie sichtlich gerührt. Sie überreichte aus ihrem persönlichen Fundus Fotografien mit dem berühmten Thurnauer Komponisten Wilhelm Kempf, der Ehrenbürger von Positano ist. Dazu Seitter: "Ich hoffe, dass im Schloss ein Raum zur Erinnerung an Wilhelm Kempf gefunden werden kann". Seitter überreichte 500 Euro für die Restaurierung maroder, kleiner Kapellen an der amalfitanischen Küste.
Einen besonderen Ehrengast gab es zum Europäischen Festakt auch: Die Europaabgeordnete Ulrike Müller, die sich in das Goldene Buch der Gemeinde eintrug. "Es ist bemerkenswert, was das Ehrenamt bewirkt, was Menschen unten an der Basis vermögen", lobte sie das Engagement. Der Blick über den Zaun sei wichtig. Und sie brachte ein Versprechen mit: Eine Einladung für beide Partnervereine nach Straßburg ins Parlament. "An diesem Abend haben Sie mir richtig Lust auf Positano gemacht", sagte sie.