Wenn aus Liebe Terror wird

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Ingrid Beck (Mitte) ist zu Gast beim "Primetime-Talk" im österreichischen Fernsehen. Eingeladen wurden sie von den Moderatoren Katy Karrenbauer und Bernhard Schwendemann. Foto: Primetime-Talk
Ingrid Beck (Mitte) ist zu Gast beim "Primetime-Talk" im österreichischen Fernsehen. Eingeladen wurden sie von den Moderatoren Katy Karrenbauer und Bernhard Schwendemann. Foto: Primetime-Talk

Wie ein Stalker das Leben seines Opfers ruinieren kann, hat Ingrid Beck am eigenen Leib erfahren. Ihre Geschichte erzählt sie am Dienstag im Fernsehen.

Der Alptraum ihres Lebens begann harmlos. Ingrid Beck lernte einen Mann kennen, der ihr sympathisch war, ähnliche Lebenspläne zu haben schien. "Das könnte was werden", dachte Ingrid Beck damals, doch die Bekanntschaft entwickelte sich zur Tragödie, noch bevor eine echte Beziehung hätte entstehen können.


Permanent unter Kontrolle


Eifersüchtige Kontrolle auf Schritt und Tritt, SMS im Minutentakt, das E-Mail-Konto gehackt, Anrufe Tag und Nacht, Auflauern an allen denkbaren Orten. Eine Anzeige bei der Polizei, Kontaktverbot - all das interessierte den Stalker nicht. "Nach ein paar Monaten hielt ich den Druck nicht mehr aus. Ich war kurz davor, mir das Leben zu nehmen", erzählt die 47-Jährige.


Mehr als 400 Opfern geholfen


Doch Ingrid Beck ging diesen fatalen Schritt nicht, sondern wehrte sich.
Es gelang ihr, sich aus ihrer Opferrolle zu befreien. Es war schwer, und es gab viele Rückschläge. Noch immer weiß sie sich aus der Ferne von ihrem Stalker beobachtet. Sie hat gelernt damit zu leben.

Seit sieben Jahren hilft sie anderen Stalking-Opfern, sich zur Wehr zu setzen und wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Für ihr Engagement zeichnete die Bayerische Rundschau sie im Jahr 2013 mit dem Bürgerpreis in der Kategorie Zivilcourage aus.

Ingrid Beck gründete die private Initiative "Gemeinsam gegen Stalking", die inzwischen unter dem Dach der gemeinnützigen Gesellschaft "Helfende Herzen und Hände" mit Sitz in Bayreuth bundesweit tätig ist. Rund 400 Opfern konnte die Initiative bereits helfen, dem Psychoterror zu entkommen.

Das ist aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen außerordentlich schwierig, sagt die Kulmbacherin. "Der Weg durch die Instanzen ist mühsam, die Hürden für die Opfer sind hoch." Damit sich etwas ändert, gibt es aus Ingrid Becks Sicht nur einen Weg: das Thema öffentlich diskutieren, mit Briefen und Petitionen Druck auf die Politik ausüben. "Wir müssen weg von der Kuschel-Justiz, die Täter besser schützt als ihre Opfer."

Schon mehrfach wurde Ingrid Beck in Fernseh-Talkshows eingeladen, wo sie über ihr Schicksal und ihre ehrenamtliche Arbeit sprach. Ihre Geschichte interessiert inzwischen aber nicht nur die deutschen Medien. Vor wenigen Tagen reiste die Kulmbacherin auf Einladung der Schauspielerin Katy Karrenbauer ("Hinter Gittern - Der Frauenknast") und des Moderators Bernhard Schwendemann nach Salzburg - als Gast der Show "Primetime-Talk".
Die Atmosphäre dort hat die 47-Jährige begeistert: "Mich hat fasziniert, wie achtsam die beiden Moderatoren mit dem Thema umgehen. Sie haben es mir sehr leicht gemacht und mir Raum für meine Geschichte gelassen, dabei aber auch von ihren persönlichen Erfahrungen erzählt. Katy Karrenbauer war selbst ein Stalking-Opfer. Sie weiß, wie sich das anfühlt."

Was in Österreich schon praktiziert wird, wünscht sich Ingrid Beck auch für Deutschland. "In Österreich ist Stalking ein Offizialdelikt. Da wird von Staats wegen ermittelt, ohne dass das Opfer dafür kämpfen muss."
Der "Primetime-Talk" läuft am Dienstag ab 20 Uhr bei RTS-Salzburg (über Kabel ) und ab 21 Uhr auf R9 in ganz Europa (über Satellit). Wer die Sendung sehen möchte, kann sie auch online direkt über den Livestream auf www.primetime-talk.com verfolgen

Hier geht's zum Livestrem vom primetime-Talk.

Mehr Infos und Hilfe für Betroffene bietet die Initiative Gemeinsam gegen Stalking.

Die Initiative sucht Unterstützer für eine Petition an den Bundesjustizminister. Hier geht's zur Petition.