Ein Kulmbacher muss sich vor dem Hofer Landgericht wegen versuchten Mordes verantworten. Er soll versucht haben, einen Polizisten zu erstechen.
Der 22-jährige Angeklagte wurde zum Prozessauftakt vorgeführt. Er sitzt in der geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses. Der Kulmbacher äußerte sich vor der Kammer, deren Vorsitz Landgerichtspräsident Bernhard Heim hat, nicht zu den Tatvorwürfen. Er ließ dem Gericht durch seinen Verteidiger, den Hofer Rechtsanwalt Walter Bagnoli, mitteilen, dass er durch innere Stimmen zu dem Vorgehen gedrängt worden sei.
Der 22-Jährige war laut Anklage am 30. Juni 2015 mit einem Regionalexpress von Cheb nach Marktredwitz unterwegs - mit 5,65 Gramm Methamphetamin, die er nach Deutschland einführen wollte. Die Drogen hatte er, wie Staatsanwalt Jochen Götz ausführte, in einem Abfalleimer außerhalb seines Abteils deponiert, eingewickelt in Papiertaschentüchern.
"Ich stech euch ab"
Zwischen Schirnding und Marktredwitz kontrollierten zwei Polizisten den
Zugwaggon. Sie entdeckten das Methamphetamin und hegten den Verdacht, dass es dem Kulmbacher gehört. Sie forderten den Beschuldigten auf, den Zug in Marktredwitz zu verlassen.
Der 22-Jährige hat sich laut Götz zunächst kooperativ gezeigt und sei ausgestiegen. Auf dem Bahnsteig habe er dann die Flucht ergreifen wollen. Bei dem Versuch der Beamten, ihn festzuhalten, sei es zu einer Rangelei gekommen, in deren Folge der Kulmbacher ein Messer gezogen und es einem Polizisten in den Oberkörper gestochen habe. Dabei habe der 22-Jährige mehrfach "Ich stech euch ab" geschrien.
Der Beschuldigte habe sich durch den Messerstich der Polizeikontrolle entziehen wollen.
Ihm sei dabei bewusst gewesen, dass der Stich, der mit großer Wucht ausgeführt worden sei, zum Tode des Beamten hätte führen können, so Götz.
Warnschüsse
Der Angeklagte habe danach erneut zu flüchten versucht, sei durch den anderen Beamten aber durch einen Fußtritt zum Stolpern gebracht worden. Der 22-Jährige habe ein weiteres Mal zustechen wollen, den zweiten Polizisten aber nicht getroffen. Der Beamte zog laut Götz daraufhin seine Dienstwaffe. Seiner Aufforderung, das Messer wegzulegen, sei der Angeklagte nicht nachgekommen. Er habe mit dem Messer herumgefuchtelt und "Was wollt ihr von mir, ich stech euch ab" gerufen.
Nach dem zweiten Warnschuss sei der Beschuldigte über den Bahnsteig zu einem Güterzug geflüchtet. Er sei zwischen den Waggons untergetaucht.
Wenig später habe man den Mann, der sich im hohen Gras einer Wiese in Bahnhofsnähe versteckt hatte, widerstandslos festnehmen können.
Notoperation
Der Beamte wurde durch den Messerstich schwer verletzt. Nach eine Notoperation konnte er aus dem Krankenhaus entlassen werden. Er ist bis heute dienstunfähig.
Die Strafkammer muss in dem Verfahren auch die Frage klären, ob der 22-Jährige, der in der Psychiatrie sitzt, schuldfähig ist. Zehn Zeugen sollen gehört werden. Der Prozess wird am morgigen Donnerstag um 9 Uhr fortgesetzt.