Der Kulmbacher Maler Martin Ludwig kämpft mit seiner privaten Galerie ums Überleben. Kulmbach ist ein schwieriges Pflaster, meint er. Dabei ist die Stadt sehr aktiv, wenn es um Kulturförderung geht, lobt Kunstvereins-Vorsitzender Karl-Heinz Greim.
Menschen, die ihr Leben der Kunst widmen und davon leben wollen, brauchen neben ihrem Können auch unternehmerisches Geschick, dazu viel Geduld und Idealismus. Martin Ludwig kennt sich da aus. Der 52-jährige Kronacher, der in Kulmbach im Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium zur Schule ging, hat vor 25 Jahren seine eigene private Galerie in Kulmbach eröffnet - um dem Publikum seine eigenen Arbeiten und die anderer Künstler zu präsentieren.
Doch Kulmbach ist nicht München oder Hamburg. Bilder in eine Galerie zu hängen und auf zahlungskräftige Kunden zu warten - das reicht nicht, um von seiner großen Leidenschaft, der Malerei, leben zu können.
Nicht kampflos aufgeben "Das war mir von Anfang bewusst", erzählt Ludwig, "deshalb habe ich daneben auf das Geschäft mit Einrahmungen nach Maß gesetzt". Die Einnahmen daraus reichten in den vergangenen
Jahren zumindest, um die Miete und einen Mitarbeiter zu bezahlen. "Aber das ist vorbei: Das Internet ist eine starke Konkurrenz für Einrahmungen und maßgefertigte Passepartouts." Inzwischen reichen die Einnahmen kaum noch, um die Fixkosten zu decken.
Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten müsste er seine kleine Galerie eigentlich schließen, sagt Ludwig.
Doch kampflos aufzugeben, das ist nicht seine Sache. Und so hatte der Maler eine Idee: Er gestaltete eine Serie von Alltagsgegenständen künstlerisch mit Heimatbezug - von der Kaffeetasse bis zum Regenschirm, vom T-Shirt bis zur Bettwäsche. "Mei Kulmbach" heißt die Aktion. "Das ist ein Stück Heimat zum Mitnehmen", sagt der Künstler, "für Gäste, aber natürlich auch für die Einheimischen". Zu kaufen gibt es die Sachen auch bei Einzelhändlern und beim Touristservice der Stadt.
Für Tourismus-Chef Helmut Völkl ist es
selbstverständlich, die heimischen Künstler zu unterstützen, weil das für alle Beteiligten vorteilhaft sei. Deshalb habe man "Mei Kulmbach" ins Verkaufsangebot der Tourist-Info aufgenommen: "Es eignen sich natürlich nur Produkte, die Souvenir-Charakter haben und bezahlbar sind. Für die Gäste ist es eine schöne Erinnerung, für die Stadt ein Werbeträger, für den Künstler eine zusätzliche Einnahme." Darüber hinaus hängen beim Tourist-Service auch Bilder von Martin Ludwig zum Verkauf. "Auch das machen wir gerne, aber so etwas kauft in der Regel niemand nebenbei."
Trotz dieser Unterstützung, für die Ludwig dankbar ist, ist er mit dem Erfolg seiner "Mei Kulmbach"-Kampagne bislang nicht zufrieden.
"Man investiert viel und bekommt die Kosten nicht rein."
Malkreis wurde Künstlergruppe Vieles hat er in den vergangenen Jahren probiert, um von seiner Arbeit leben zu können, aber auch um die Kulturszene zu bereichern. Erfolg hat er mit seinen jährlichen Kulmbach-Kalendern. Gut läuft es auch mit seiner Künstlergruppe "4 Elements", die aus seinem früheren Kulmbacher Malkreis hervorgegangen ist und dem inzwischen 18 Mitglieder angehören. Zwei Mal im Jahr bestreitet die Gruppe Ausstellungen. Ludwigs wichtigstes Standbein sind Malreisen geworden. Seine Ziele in der Karibik sind bei Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gefragt.
Als Maler hat Martin Ludwig einen Namen in der Region, sein spezieller Architektur-Malstil ist sein Markenzeichen.
Er hat viele Bilder-Serien aus Kulmbach und den Nachbarstädten gefertigt und dafür eine ganz spezielle Technik entwickelt. Den Reiz seiner Bilder macht dabei der Mix aus Abstraktion und Gegenständlichkeit aus.
"Kulmbach hat Potenzial", davon ist Ludwig überzeugt. Problematisch findet er nur, "dass es wenig Zusammenarbeit gibt und jeder sein eigenes Süppla kocht". Das bedauert auch seine Malschülerin Erika Haupt, die seit sechs Jahren regelmäßig zum Malen in die Galerie kommt. "Es gibt zu wenig Publikum für die Kunst und zu wenig Leute, die Bilder kaufen", meint die 73-jährige ehemalige Kunsterzieherin.
Ganz und gar nicht pessimistisch blickt dagegen der Vorsitzende des Kunstvereins, Karl-Heinz Greim, auf die Entwicklung der Kunstszene in Kulmbach. Im Gegenteil: "Das Verständnis für die Kunst wächst. Wir sind auf einem guten Weg, und unser Netzwerk entwickelt sich gut", freut er sich.
Das zeige sich auch darin, dass sich 164 Künstler aus 14 Ländern um den Hans-von-Kulmbach-Preis beworben haben. Als Künstler sei Martin Ludwig mit seinen Ideen immer willkommen. Eine einzelne Galerie unterstützen könne der Verein aber nicht: "Wir sind nur für die Künstler da."
Ein Lob zollt Greim Stadt und Landkreis, die den Kunstbetrieb nach Kräften unterstützen. "Wir wissen das zu schätzen."
Dieses gute Verhältnis bekräftigt auch Andrea Mandl von der Pressestelle der Stadt. "Wir begleiten und unterstützen gerne alle Initiativen, die das kulturelle Leben in Kulmbach bereichern. Wir haben Ausstellungsflächen im Badhaus, auf der Plassenburg, im Foyer der Dr.-Stammberger-Halle, auch in der Tourist-Info und sogar im Rathaus." Mit dem "Künstlerherbst" trage die Stadt außerdem selbst zum künstlerischen Veranstaltungsangebot bei.
Bis zum Jahresende will Martin Ludwig mit seiner Galerie auf jeden Fall weitermachen und organisiert auch noch eine Ausstellung. Ab 18. September zeigt Christa Schomers aus Heinersreuth bei Bayreuth märchenhaft-verträumte Landschaften.