Vogtendorfer wollen alte Trasse

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Die Trassenführung des Ostbayernrings beschäftigte die Stadtsteinacher Stadträte. Symboldbild: Jan Woitas dpa
Die Trassenführung des Ostbayernrings beschäftigte die Stadtsteinacher Stadträte. Symboldbild: Jan Woitas dpa

Der Stadtsteinacher Stadtrat unterstützt den Bürgerwunsch, den Ostbayernring im Bereich des Ortsteils nicht näher an die Wohnhäuser rücken zu lassen.

Strommasten, die mit einer Höhe von knapp unter hundert Metern weit in den Himmel ragen oder eine 50 Meter breite Rodungsschneise quer durch den Wald - das sind die Alternativen für den Bau der neuen Stromtrasse des Ostbayernrings im Stadtgebiet von Stadtsteinach. Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens hatte sich der Stadtrat am Montagabend mit der Trassenführung zu beschäftigen. Die Meinungen, welche Variante das kleinere Übel ist, gingen dabei weit auseinander.

Auf Grundstücksgrenzen achten

Drei Punkte galt es zu beraten. Von Lehenthal übers Bergfeld kommend wird die künftige Leitung rund 60 Meter weiter weg von der Bebauung rücken. Das empfinden die Räte übereinstimmend als positiv. Martin Baumgärtner (FW) bat jedoch darum, in die Stellungnahme der Stadt einfließen zu lassen, dass die Masten das bestehende Wege- und Feldnetz nicht zerstören. Ein Platzierung an Grundstückgrenzen sorge dafür, dass die ohnehin nicht großen Felder weiterhin vernünftig bewirtschaftet werden können.

Wenig begeistert sind Franz-Josef Hempfling und weitere Vogtendorfer von der Planung. Im Bereich ihres Ortsteils rückt die Trasse nämlich unter anderem aufgrund des auf der anderen Seite angrenzenden Wasserschutzgebiets für die Quelle näher an die Häuser heran. Der raumordnungsrechtlich geforderte Mindestabstand von 400 Metern wird knapp eingehalten. Der Stadtrat beschloss einstimmig, sich der Bitte der Vogtendorfer anzuschließen, dass die neue Leitung im Bereich des Ortsteils auf der bisherigen Trasse des Ostbayernrings errichtet wird und nicht näher an Vogtendorf gebaut wird.

Die Maste im Stadtgebiet sollen eine Höhe zwischen 53,6 und 97,9 m haben. Die große Höhe wird im Bereich des Waldgebiets zwischen der Bundesstraße B 303 und dem Ortsteil Vogtendorf notwendig, da der dortige Wald nach dem Wunsch der Forstverwaltung und des Naturschutzes überspannt werden soll. Die extreme Höhe betrifft nur die Maste direkt im Wald. Andernfalls müsste für die Trasse eine Schneise in den Wald geschlagen werden.

Das sich die Räte nicht auf eine einheitliche Haltung, welche der beiden Varianten das kleinere Übel ist, einigen konnten, wird die Stadt zu dieser Frage keine Wünsche anmelden und die Einigung dem Betreiber und dem Staatsforst überlassen.

Kontrovers diskutiert wurden auch einige Bitten von Bürgern, die bei der Bürgerversammlung angesprochen worden waren. Vor einer Entscheidung über eine mögliche Anordnung von Tempo 30 zwischen der Hainbergstraße und dem Steinbruch soll dort auf Anregung von Zweitem Bürgermeister Franz Schrepfer eine Geschwindigkeitsmessung vorgenommen werden. Bürger haben sich wiederholt über die Staub- und Geräuschbelastung beschwert.

Nicht länger im Dunklen

In der Alten Pressecker Straße lässt die Beleuchtungssituation zwischen Schule und Lohmühlweg zu wünschen übrig. Hier sollen zunächst die Grundstücksbesitzer aufgefordert werden, in den Lampenbereich ragende Bäume zurückzuschneiden. Danach wird geprüft, ob weitere Lampen nötig sind.

Unbedingt nötig sind diese im Bereich des Geh- und Radwegs von Zaubach bis Höfles, wo es bislang gar keine Beleuchtung gibt. Für diesen Bereich werden Angebote für Solarlampen und eine alternative Beleuchtung mit Erdverkabelung eingeholt.

Diese Straße wird teuer

Da staunten die Stadträte nicht schlecht: Die Kosten für den Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße von Stadtsteinach nach Gumpersdorf sind explodiert. Schuld daran sind umfangreiche Auflagen, die erfüllt werden müssen, um Fördergelder für zu bekommen.

Beim Planungsbeginn vor zwei Jahren war man von der Möglichkeit eines vereinfachten Ausbaus vom Ortsausgang Stadtsteinach bis zur Gemeindegrenze nach Untersteinach ausgegangen. Dieser ist jedoch nur möglich, wenn täglich durchschnittlich maximal 300 Fahrzeuge auf der Strecke unterwegs sind. Eine Zählung hat ergeben, dass es knapp 500 Fahrzeuge pro Tag sind. In diesem Fall muss das Oberflächenwasser gesammelt und über Rohre abgeleitet werden. Dazu kommt die Verpflichtung, die Straße in den Kurven zu verbreitern. Die bisher 4,30 bis 4,40 Meter breite Straße wird auf fünf Meter Breite plus einen Meter Bankett ausgebaut, in den Kurven auf sechs Meter plus Randstreifen, erläuterte Christian Heiiß vom Ingenieurbüro für Bauplanung Kulmbach. "Wir haben versucht, die kleine Planung durchzusetzen, aber die Auflagen müssen erfüllt werden."

Alles in allem werden sich allein die Baukosten für den 1,68 Kilometer langen Streckenabschnitt auf 1,937 Millionen Euro belaufen - fast doppelt soviel wie ursprünglich geplant. Dazu kommen 18 000 Euro für Grunderwerb und das Ingenieurhonorar. Bei Erfüllung aller Vorgaben kann die Stadt mit einer Förderung von 90 Prozent rechnen.

Wasser für Triebenreuth?

Der trockene Sommer hat den Stadtsteinachern eine altes Problem wieder neu bewusst gemacht: die Wasserversorgung von Triebenreuth und weiteren Ortsteilen, die nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen sind. Die Brunnen waren ausgetrocknet, Trinkwasser musste mit Milchlastern zu den Hochbehältern transportiert werden.

Dank eines neuen bayerischen Förderprogramms könnte die Stadt nun aktiv etwas gegen diese unbefriedigende Situation tun und noch weitere wichtige Aufgaben anpacken. Fördersätze in Höhe von 50 bis 70 Prozent sind möglich. Allerdings kommen nur wenige Gemeinden in den Genuss dieser Unterstützung, machte Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) deutlich: "Es werden diejenigen belohnt, die so wie wir schon immer in notwendige Maßnahmen im Wasser- und Abwasserbereich investiert haben." So gebe es sogar rückwirkend Fördermittel für Projekte ab 2016.

Der Stadtrat möchte die großzügige Förderung nutzen und Anträge für die Gesamtsanierung der Kläranlage sowie für eine Verbundleitung für die Wasserversorgung von Stadtsteinach zum geplanten Hochbehälter für Triebenreuth, Schwärzleinsdorf, Vogtendorf und Bergleshof stellen. Auch für die Errichtung des neuen Hochbehälters und die Anschlussleitungen soll bereits jetzt die Förderung beantragt werden. Das Programm läuft bis Ende 2021.

Gewerbegebiet wird wachsen

Mehr Platz für Gewerbeansiedlungen - das ist schon lange ein Ziel der Stadtsteinacher Kommunalpolitiker. Durch den Bau der Ortsumgehung bietet sich jetzt die Gelegenheit, das bestehende Gewerbegebiet zu vergrößern. Der Stadtrat gab grünes Licht für die Überplanung des Bereichs zwischen den bestehenden Gewerbeflächen des Gewerbegebiets am Bahnhof und der Bauverbotszone der künftigen Bundesstraße 303. Die zur Verfügung stehende Fläche wird damit um rund 25 000 Quadratmeter erweitert. Das Ingenieurbüro IVS Kronach wird mit der Erstellung der Planunterlagen beauftragt.

Dass Stadtsteinach mehr Gewerbeflächen braucht, betonte Klaus Witzgall (CSU): "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch bei weitem nicht ausreichend. Längerfristig müssen wir Flächen ausweisen, die größere Ansiedlungen ermöglichen.