Das Gebäude des Amts für Landwirtschaft ist sanierungsbedürftig. Behördenleiter Guido Winter hat deshalb die Initiative ergriffen und lotet die Alternativen für die Zukunft aus: Investieren oder umziehen?
Der Putz blättert, der Stuck hat Risse - an der Trendelvilla nagt der Zahn der Zeit. Seit Jahrzehnten ist das imposante Anwesen in idyllischer Altstadt-Lage Sitz des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und der Landwirtschaftsschule. Doch wie lange noch? "Das Haus ist sanierungsbedürftig, aber wenn man da anfängt zu investieren, wird es richtig teuer", weiß Amtsleiter Guido Winter.
Andererseits: "Es muss etwas gemacht werden, denn die Räume werden den Anforderungen eines modernen Verwaltungsgebäudes schon lange nicht mehr gerecht." Damit meint Winter nicht die Schönheitsfehler. Mit denen könnten die 25 in dem Gebäude tätigen Mitarbeiter noch ein Weilchen leben. "Die größten Mängel sind die sanitären Anlagen, die Elek troinstallation und die Wärmedämmung."
Grünes Zentrum in Kulmbach Kann Kulmbach mit diesen Räumen ein "grünes Zentrum" werden? Landwirtschaftsminister Helmut Brunner will in Bayern solche Zentren etablieren, mit allen Dienstleistern des Fachbereichs an einem Standort. Kulmbach wäre gerne eines davon. Gibt es dafür eine realistische Chance? "Die Signale aus München sind durchaus positiv", sagt Winter, und deshalb denkt er nach, was man bräuchte, um diesem Ziel ein Stück näher zu rücken.
Die Alternativen sind überschaubar: die Trendelvilla sanieren, um sie aktuellen und künftigen Bedürfnissen anzupassen oder umziehen - "in ein vorhandes Gebäude oder einen Neubau". Man könne natürlich auch alles lassen, wie es ist, aber dann würde man wichtige Weichenstellungen versäumen, gibt Guido Winter zu bedenken.
Die 1875 erbaute Villa gehört der Stadt Kulmbach, die sie dem Landkreis für die Landwirtschaftsschule überlassen hat. Im Gegenzug hat sich der Landkreis verpflichtet, für den Unterhalt zu sorgen. So ergibt sich die Situation, dass das Haus zwar der Stadt gehört, Vermieter aber der Landkreis ist.
"In einem solchen Objekt kann man nicht machen, was man will, da hat der Denkmalschutz ein Wort mitzureden", sagt Oberbürgermeister Henry Schramm. Für ihn ist wichtig, dass das Amt für Landwirtschaft in Kulmbach bleibt, unabhängig davon, ob die Trendelvilla langfristig das geeignete Gebäude für die Einrichtung ist.
Der Landkreis hat sich den Unterhalt als Vermieter und Sachaufwandsträger der Schule schon einiges kosten lassen. "Dafür sind wir auch sehr dankbar", betont Guido Winter, der seine Überlegungen nicht als Kritik verstanden wissen will, sondern gemeinsam mit Stadt und Landkreis nach der besten Lösung sucht.
Landkreis hat viel investiert "Wir haben letzten Herbst eine neue Pelletsheizung bekommen, die unsere uralte Gasheizung ersetzt hat. Das Dach des Nebengebäudes war nicht mehr dicht und wurde neu gedeckt", sagt Winter. "Ich bin froh, dass das gemacht wurde, aber es dient nur der Erhaltung, nicht der Verbesserung der Substanz."
Seit den dreißiger Jahren wird die Trendelvilla als Landwirtschaftsamt genutzt. Die angegliederte Landwirtschaftsschule hatte früher sogar einen Internatsbetrieb. Die sanitären Anlagen im oberen Stockwerk stammen noch aus dieser Zeit. "Früher ist man nicht gerade behutsam mit der alten Bausubstanz umgegangen. Es wurden Wände eingezogen, wo man sie gebraucht hat, ohne Rücksicht zum Beispiel auf die schönen Stuckdecken zu nehmen", sagt Winter, dessen eigenes Büro ein Beispiel dafür ist.
Das Anwesen hat einige sehr schöne Räume zu bieten, dafür aber auch enge steile Treppen nach oben - wo sich die Archivräume befinden. Akten hier hochzuschleppen, ist ein Kraftakt, die Unterbringung der Ordner ein Dauerprovisorium. "Das größte Problem dieses Hauses ist, dass es keine Expansionsmöglichkeiten bietet. Als wir 2011 sieben neue Mitarbeiter bekamen, musste unser Prüfdienst zum Kompetenzzentrum für Ernährung in den Mönchshof ausweichen."
Kooperationen erwünscht Eine zukünftige Kooperation mit dieser Einrichtung wäre keine schlechte Idee, meint der Behördenchef, der gerne auch Bauernverband und Maschinenring in ein Gesamtkonzept einbeziehen würde - natürlich nur, wenn sie das auch möchten.
So überlegt Winter in verschiedene Richtungen, spricht mit allen Beteiligten, um auszuloten, welche Ideen Unterstützung finden. "Der Handlungsbedarf ist nicht akut, aber in fünf bis sechs Jahren müsste man das schon angehen." Er sieht seine Aufgabe darin, Vorschläge für "ein stimmiges Paket" zu erarbeiten. "Letztlich wird sicher die wirtschaftlichste Lösung umgesetzt."
Das Amt für Landwirtschaft in Kulmbach Die Behörde In der Trendelvilla sind zwei Abteilungen und ein Fachzentrum untergebracht. Die Abteilung Förderung ist zuständig für die Auszahlung der Flächenprämien. Zur Abteilung Bildung und Beratung gehört die Landwirtschaftsschule mit Küche und Unterrichtsräumen und Veranstaltungen für die berufliche Erwachsenenbildung. Das Fachzentrum für einzelbetriebliche Investitionsförderung ist für ganz Franken zuständig und ermöglicht eine fundierte Unternehmensberatung.
Mitarbeiter In der Trendelvilla sind derzeit 25 Mitarbeiter tätig, neun weitere in der Außenstelle Kronach. Zum Amt für Landwirtschaft gehört auch die Forstverwaltung mit 25 Mitarbeitern in Stadtsteinach und Lauenstein. Der Prüfdienst, eine Kulmbacher Abteilung des Landwirtschaftsamts Tirschenreuth, ist mit 14 Mitarbeitern im Mönchshof eingemietet.