Die Brückenbauarbeiten an der B289 bei Untersteinach stoßen auf harsche Kritik, weil sie keinen Platz für eine spätere Elektrifizierung vorsähen.
Der "falsche Ausbau" der B 289 im Landkreis Kulmbach schadet dem Zugverkehr einer ganzen Region - so lautet der Tenor einer Stellungnahme des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) zur Umgehung bei Untersteinach.
Tobias Sluka, stellvertretender Vorsitzender des VCD Bayreuth und Mitglied des bayerischen VCD-Landesvorstandes, moniert, dass aufgrund der Planungen der umweltfreundlicheren Alternative Bahn ein Bärendienst erwiesen werde. "Im Zuge der Umfahrung soll eine Brücke über die Bahnstrecke Bamberg-Hof entstehen. Die derzeitigen Planungen sehen hierbei aber keine ausreichende Höhe für eine künftige Elektrifizierung vor", kritisiert das VCD-Mitglied.
Der VCD Bayern fordert nicht nur eine Umplanung der Brücke, sondern bei allen weiteren Brückenbauten über noch nicht elektrifizierte Bahnlinien auch immer Platz für Oberleitungen zu berücksichtigen. "Die Bahn ist der Champion der Elektromobilität. Aber in Bayern gibt es mit den vielen Dieselstrecken noch großen Nachholbedarf", heißt es in der Stellungnahme.
Die Chance genommen
Mit dem unüberlegten Brückenbau werde eine künftige Elektrifizierung der Achse von Hochstadt-Marktzeuln (bei Lichtenfels) nach Kulmbach, Bayreuth und Hof systematisch blockiert. Damit nehme man der kompletten Region Ostoberfranken auf Jahre hinweg die Chance auf eine Bahn-Fernverkehrsverbindung und emissionsarmen Bahnverkehr.
Entsprechende Änderungen der Baupläne hatten bereits die Stadt und der Landkreis Kulmbach mit einer Resolution an das zuständige staatliche Bauamt Bayreuth verlangt. Der VCD Bayern zeigt sich verwundert, "dass die betroffenen Landkreise und Politiker erst aufwachen, nachdem es den Planfeststellungsbeschluss gibt. Hätte man bereits im Rahmen dieses Verfahrens die Forderung nach einer Berücksichtigung der Elektrifizierung eingebracht, so könnte man sich die derzeitige aufgeregte Diskussion sparen".
In die Liste derer, die eine Veränderung fordern, gehört auch die Bayreuther Bundestagabgeordnete Anette Kramme (SPD). In einem Eilbrief an den bayerischen Innenminister forderte die Politikerin, die vorliegenden Pläne umgehend zu überarbeiten. Hintergrund war eine Mitteilung der Deutschen Bahn.
Kritik kommt auch von der IHK
Unter anderem hatte sich schon die IHK zu Wort gemeldet. Sie befürchtet, dass das östliche Oberfranken auf Dauer vom Schienenfernverkehr abgehängt werden könnte.
„… dass die betroffenen Landkreise und Politiker erst aufwachen, nachdem es den Planfeststellungsbeschluss gibt.“
Den Planfeststellungsbeschluss gibt es seit dem 24. Juli 2009, also seit über acht Jahren!
Den haben aber offensichtlich nicht nur die Honoratioren und Politiker im Landkreis, in Kulmbach und in den Dörfern an der Bahnlinie verpennt, sondern auch die Abgeordneten in Land- und Bundestag sowie die Würdenträger in der Industrie- und Handelskammer Oberfranken und - siehe da - auch der Verkehrsclub Deutschland gründlich verpennt; von den professionellen Naturschützern ganz zu schweigen.
Die haben sich alle jahrelang an der schönen Schein-Vision einer Ortsumfahrung besoffen berauscht, die sich in die natürliche Landschaft nachhaltig schmiechen und harmonisch integrieren werde.
So: Also jetzt seht mal zu, wie ihr die Malaise wieder aus der Welt schafft!
Da gibt’s doch die schein-schöne Phrase … „alle gemeinsam am gleichen Strang ziehen“:
Aber bitte so ungefähr anderthalb Meter höher, sonst passt die Oberleitung wieder nicht unten durch!