Variobus: Mehr Mobilität für abgelegene Orte

2 Min
Auf den ersten Blick ist es ein Taxi, aber Fahrer Maximilian Vetter hält das Variobus-Schild hoch. Mit Unterstützung der Regierung von Oberfranken sollen auch etwas abgelegenere Orte mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln erreichbar sein. Foto: Sonja Adam
Auf den ersten Blick ist es ein Taxi, aber Fahrer Maximilian Vetter hält das Variobus-Schild hoch. Mit Unterstützung der Regierung von Oberfranken sollen auch etwas abgelegenere Orte mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln erreichbar sein. Foto: Sonja Adam
Bürgermeister Dieter Schaar studiert den Fahrplan. Foto: Sonja Adam
Bürgermeister Dieter Schaar studiert den Fahrplan. Foto: Sonja Adam
 
Foto: Sonja Adam
Foto: Sonja Adam
 
Foto: Sonja Adam
Foto: Sonja Adam
 
Gerhard Seifert von der Fahrtwunschzentrale Bayern erklärt, wie einfach eine Reservierung mit dem Smartphone geht. Foto: Sonja Adam
Gerhard Seifert von der Fahrtwunschzentrale Bayern erklärt, wie einfach eine Reservierung mit dem Smartphone geht. Foto: Sonja Adam
 

Der kleine Ortsteil von Neudrossenfeld zählt gerade einmal hundert Einwohner. Bislang verkehrte in Neuenreuth am Main der Schulbus - natürlich nur an Schultagen um 6.52 Uhr. Und kurz nach 13 Uhr konnten die Kinder zurückfahren. Mehr öffentlichen Nahverkehr gab es nicht. Bislang.

Jedoch, fast unbemerkt von der Öffentlichkeit, nimmt der Landkreis Kulmbach seit Dezember am Modellprojekt Variobus teil. Das bedeutet im Klartext: Wenn Bedarf vorhanden ist, fährt zusätzlich morgens um 10 Uhr ein Variobus nach Kulmbach und um 16 Uhr wieder zurück. Aber nur, wenn er eine Stunde vor Fahrtantritt auch bestellt worden ist.

"Wenn keiner angerufen hat, komme ich gar nicht. Aber wenn jemand über Telefon oder Internet eine Fahrt bestellt, bin ich da. Auch wenn nur einer mitfährt", versichert Maximilian Vetter, der beim Taxiunternehmen Gräf angestellt ist. Er weiß natürlich, dass in so kleinen Orten niemals ein Riesenandrang herrschen wird. Doch auch wenn nur eine Person auf ihn wartet, fährt er zu Buspreisen.

Möglich ist das, weil die Regierung von Oberfranken den Variobus aus Mitteln des Förderprogramms "Mobilität im ländlichen Raum" bezuschusst.
Für jede bestellte Fahrt wird dem Subunternehmer - in diesem Fall Taxi Gräf - der Differenzbetrag erstattet. In den nächsten drei Jahren wird das Projekt mit maximal 158.991 Euro gefördert. "Der Variobus Kulmbach ist in Oberfranken eines der ersten geförderten Projekte", unterstreicht Thomas Engel von der Regierung für Oberfranken.

In den ersten Monaten lag die Akzeptanz der Strecke Neuenreuth - Kulmbach gerade einmal bei 17,98 Prozent. "Aber das ist klar, dass immer nur wenige mitfahren", so Engel. Allerdings ist die Strecke, die über Langenstadt, Unterlettenrangen, Buch am Sand, Dreschen, Gößmannsreuth, Ober- und Unterzettlitz, Windischenhaig, Hitzmain und Melkendorf führt, nicht die einzige, auf der der Variobus eingesetzt wird. Die Route 8435 erstreckt sich von Wonsees nach Kasendorf und wieder zurück. Außerdem verkehren Variobusse auch zwischen Kulmbach und Marktleugast beziehungsweise zwischen Kulmbach und Grafengehaig/Eppenreuth sowie zwischen Kulmbach und Untersteinach sowie Bad-Berneck und umgekehrt. Teilweise liegt die Akzeptanz schon bei 30 Prozent.
"Das soll ein Angebot im ländlichen Raum sein, um die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu gewährleisten", betont Landrat Klaus Peter Söllner. Das Variobus-System mache ÖPNV auch dort möglich, wo dies bisher aus finanziellen Gründen untragbar gewesen sei.

Nach und nach soll das Variobus-System, von dem bisher zwölf Gemeinden profitieren, weiter ausgebaut werden - so dass letztlich alle 22 Kommunen des Landkreises angebunden sind, plant Michael Beck vom Landratsamt Kulmbach schon die Zukunft.

Doch was passiert eigentlich, wenn jemand eine Fahrt bestellt? "Dann landet der Anruf über die bayernweit einheitliche Nummer der Fahrtwunschzentrale Bayern mit Sitz in Nürnberg", erklärt deren Leiter Gerhard Seifert. Zehn Mitarbeiter arbeiten dort in mehreren Schichten und koordinieren die Busse und Taxis. "Die Fahrzeiten können auch ein paar Minuten variieren, denn es kommt immer darauf an, wie der Bus fährt und wie viele Gäste zusteigen", so Seifert. Doch im Landkreis Kulmbach mache diese Schwankung höchstens drei bis vier Minuten aus.

"Das Variobus-System ist für Personen gedacht, die nicht Auto fahren können oder möchten. Es wäre doch schlimm, wenn im ländlichen Raum die Menschen allein auf das Auto angewiesen wären", so Thomas Engel.
Der Neudrossenfelder Bürgermeister Dieter Schaar ist überzeugt, dass das Oberland und auch kleinere Orte von dieser Lösung profitieren. Aber öffentlicher Nahverkehr müsse auch bezahlbar bleiben, und das sei mit dem Variobus-System möglich. "Ich wünsche mir jetzt nur noch eines: Dass die Leute in Zukunft von diesem Angebot auch fleißig Gebrauch machen", so Schaar.

Einen Flyer mit den genauen Streckenplänen und Abfahrtszeiten gibt es kostenlos im Landratsamt oder auf der Internetseite des Landkreises. (siehe Info-Grafik).