Im Herbst wächst viel Gesundes auf Wiesen und in Gärten. Kräuterpädagogin Edith Wagner verrät, bei welchen Leiden "Unkäuter" helfen können. Und sie gibt Tipps, wo man sich am besten auf die Suche machen sollte.
Die Gartensaison ist vorbei? Von wegen! "Solange etwas wächst, kann man Kräuter sammeln." Das sagt Edith Wagner aus Witzmannsberg. Und auf den Wiesen wächst noch jede Menge gesundes Grün. Die Ernährungsfachfrau und Kräuterpädagogin lädt ein zu einer Führung und erklärt Aussehen und Wirkungsweise der oft unscheinbaren Gewächse.
Und dass die Kräuter helfen, erfährt der Journalist am eigenen Leib. Beim Fotografieren von einer Bremse gestochen, juckt die Stelle am Arm und schwillt an. Wie nervig so ein Stich sein kann, das weiß wohl jeder. Die Kräuterexpertin hat sofort ein Gegenmittel aus der Naturapotheke parat: Spitzwegerich (wer den nicht kennt: ein Bild davon und von weiteren Kräutern finden Sie auf unserer Homepage). Ein Blatt zwischen den Fingern gedreht und zerfasert, der grüne Saft auf die betroffene Stelle gerieben - schon nach zwei Minuten ist der Stich vergessen. Da können Fenistil und Co nicht mithalten. Kostenlos ist es obendrein.
Die Wiesen sind voll von solchen kleinen Wunderwaffen gegen Wehwehchen. "Viele denken, dass man nur im Frühjahr grüne Kräuter ernten kann", weiß Edith Wagner um einen weit verbreiteten Irrtum. "Winterharte Pflanzen kann man oft noch nach dem ersten Frost verwenden. Bis in den November hinein lässt sich einiges finden."
Der Herbst ist Edith Wagner zufolge die Zeit der Beeren, Früchte und Kräuter.
Nicht am Feldrand sammeln
Für Sammler hat sie einen Tipp parat: Nicht an einem Weg oder Feldrand sammeln, wo Getreide und Mais wachsen. Denn dort werde gedüngt und gespritzt." Sie hat sich für ihre Touren Streuobstwiesen oder Waldränder ausgesucht, "weil die nicht so intensiv genutzt werden".
Eine halbe bis eine Dreiviertelstunde plant die 56-Jährige für eine Kräutersammlung zur Essenszubereitung ein. "Man sollte da aber schon wissen, wo man hingeht." Wenn es geht, sollte man sich Zeit lassen. "Im Grünen unterwegs zu sein, beruhigt unheimlich."
Nach jeder "Ernte" rät sie, die Kräuter auf dem Tisch auszubreiten und noch einmal genau anzuschauen. Damit stellt sie sicher, nur essbare Kräuter zu verarbeiten. "Es fällt dann sofort auf, wenn eine falsche Pflanze dabei ist."
Ihr Tipp ist, die Kräuter gleich zu verarbeiten. Wenn das nicht geht, sollten sie in eine Dose mit Deckel oder in einem Beutel im Gemüsefach im Kühlschrank aufbewahrt werden. Auf keinen Fall dürfen die Blätter und Blüten offen herumliegen oder in ein Wasserglas gesteckt werden.
Seit 2007 ist Edith Wagner als Kräuterpädagogin selbstständig, einmal im Monat lädt sie ein zu Kräuterführungen. Zudem hält sie Vorträge - oft bei Gartenbauvereinen und Frauenkreisen - und gibt Kochkurse an Volkshochschulen.