Als ungerechtfertigt empfindet MdL Martin Schöffel (CSU), Mitglied des Agrarausschusses im Bayerischen Landtag, den pauschalen Angriff auf den Kulmbacher Schlachthof.
Da beide derzeit üblichen Verfahren, Elektroschock und CO2-Betäubung, keine idealen Methoden seien, sei er sehr froh, dass bald in Kulmbach ein Pilotprojekt zum Tragen kommt, bei dem mit Helium gearbeitet wird und das vom Max-Rubner-Institut mitentwickelt worden sei. "Ich bin sehr optimistisch, dass das neue Heliumverfahren deutliche Verbesserungen für den Tierschutz bringt."
Eine zuverlässige und dabei schonende Betäubung sei unverzichtbar. "Das wollen auch immer mehr Menschen: sicher sein können, dass es den Tieren gut geht, in der Aufzucht und bei der Schlachtung."
Neu Pläne für Kulmbach
Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) sieht den Kulmbacher Schlachthof gerade im Bemühen um den Tierschutz als vorbildlich an. Auch sie ist überzeugt von der neuen Methode und eine Fürsprecherin für weitere Maßnahmen, die für mehr Transparenz bei der Schlachtung sorgen sollen - und genau das am Beispiel von Kulmbach.
Am 22. Juni findet ihren Worten zufolge ein Gespräch im Landwirtschaftsministerium in Berlin statt, bei dem es um den Wunsch der Stadt Kulmbach geht, die Einrichtung zum gläsernen Schlachthof umzubauen. Gedacht ist dabei tatsächlich an einen Neubau, verglast und damit für jedermann einsehbar. In Kulmbach werde schon lange an dem Thema geforscht. Deshalb sieht Emmi Zeulner die Stadt als idealen Standort für einen solchen Modell-Schlachthof. Hinsichtlich der Umsetzung sei man auch mit den Nachbarlandkreisen im Gespräch, inwieweit diese eine zentrale Lösung in Kulmbach mittragen möchten.
Das Max-Rubner-Institut, an dem die Wissenschaftler das Verfahren mitentwickelt haben, hat einen Kooperationsvertrag mit dem Schlachthof. Aktuell sei man dort nicht tätig, da keine Forschungsprojekte laufen, für die der Schlachthof gebraucht würde, so MRI-Pressesprecherin Iris Lehmann. Die Zusammenarbeit sei gut.
Wie wird kntrolliert?
Der Vorwurf der Tierquälerei bei der Schlachtung von Schweinen im Kulmbacher Schlachthof wiegt schwer. Behördliche Kontrollen sind dazu da, dafür zu sorgen, dass die Tiere auch bei der Schlachtung schonend behandelt werden.
Wer kontrolliert den Kulmbacher Schlachthof? Wie oft und mit welchem Ergebnis haben die Kontrolleure die Einrichtung besucht?
KBLV seit 2018 zuständig
Das Veterinäramt am Landratsamt Kulmbach war bis zur Gründung der Bayerischen Kontrollbehörde für Lebensmittel und Veterinärwesen (KBLV) zuständig. Seit die neue Behörde mit Sitz in Kulmbach am 1. Januar 2018 ihre Arbeit aufgenommen hat, fällt die Schlachthof-Kontrolle in ihren Aufgabenbereich.
War etwas zu beanstanden?
Die Bayerische Rundschau hat am Mittwoch dort angefragt, ob der Kulmbacher Schlachthof aus Sicht der Behörde ein einwandfrei arbeitender Betrieb ist, wie häufig die Kontrolleure sich die Einrichtung angesehen haben und ob es dabei bisher Beanstandungen gab.
Eine Antwort auf diese Frage lieferte die Behörde bis Redaktionsschluss am Mittwochabend nicht. Auf Nachfrage teilte die KBLV-Pressestelle mit, dass die zuständige Fachabteilung die Information in der Kürze der Zeit nicht zur Verfügung stellen könne. Am Freitag wolle man die Antworten auf die Fragen der Bayerischen Rundschau nachreichen.
Das Landratsamt als Kreisverwaltungsbehörde hat noch gewisse Zuständigkeiten in diesem Themenbereich. Eine fachlich fundierte Antwort sei wegen der Komplexität des Themas in der Kürze der Zeit nicht mehr möglich gewesen, teilte die Pressestelle am Mittwochabend mit und kündigte ebenfalls eine schriftliche Stellungnahme am Freitag an.
Gibt es bessere Methoden?
Neben der Frage nach der korrekten Arbeit im Schlachthof haben wir bei Veterinäramt und Kontrollbehörde angefragt, wie die Experten die Betäubung der Tiere mit CO2 einschätzen und ob es schmerz- und stressfreie Methoden jenseits von Kohlendioxid und Elektroschock gibt.
Es ist nach diese Bildern aus dem Schlachthof so einfach, Vegetarier zu werden. Und es gibt zwischenzeitlich soviele gutschmeckende Fleischalternativen. Ab morgen keine Wurst und kein Fleisch, dann leben wir ohne die tägliche Pennicilinzugabe auch viel gesünder (und länger).