Thurnauer Schloss: Der Gang in Oscar Wildes Gefängniszelle

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Kastellan Ralf Wirth an der Tür zur Gefängniszelle, in der Hollywood-Schauspieler Rupert Everett saß, der den irischen Schriftsteller Oscar Wilde spielte. Fotos: Alexander Hartmann
Kastellan Ralf Wirth an der Tür zur Gefängniszelle, in der Hollywood-Schauspieler Rupert Everett saß, der den irischen Schriftsteller Oscar Wilde spielte. Fotos: Alexander Hartmann
Im Luther-Film stand dieser Kamin in den Schlafräumen der Nonnen.
Im Luther-Film stand dieser Kamin in den Schlafräumen der Nonnen.
 
Bei seinen Führungen zeigt Ralf Wirth zahlreiche Filmplakate.
Bei seinen Führungen zeigt Ralf Wirth zahlreiche Filmplakate.
 
Ralf Wirth in der Gefängniszelle
Ralf Wirth in der Gefängniszelle
 

Im Thurnauer Schloss wurden der Hollywood-Streifen "The Happy Prince" und der Fernsehfilm "Katharina Luther" gedreht. Kastellan Ralf Wirth erinnert bei seinen neuen Führungen an die Dreharbeiten und zeigt zwei Filmkulissen.

Er lebt für das Thurnauer Schloss. "Ich bin hier jeden Tag", sagt Ralf Wirth, der seit Jahren Führungen durch die Gräflich Giech'sche Anlage anbietet. Der ehrenamtliche Kastellan führt Besucher durch den Oberen und Unteren Hof und in die Kemenate. Er lädt sie ein zu einer Zeitreise durch verschiedene Stilepochen, die im Schloss zu bestaunen sind.

"Prunk ist nicht zu bestaunen"

Dabei ist die Kemenate, der älteste Teil des Schlosses aus dem 13. Jahrhundert, eine große Baustelle, die - anders als viele Gebäudeteile - noch nicht saniert worden ist.

Putz bröckelt von den Wänden, in den alten Räumlichkeiten lässt sich aber zumindest noch erahnen, wie herrschaftlich die Ritter und der Adel gelebt haben. "Prunk zu bestaunen gibt es nicht", sagt Wirth, nach dessen Worten eine "Grobrestaurierung" angestrebt ist, "der jetzige Charakter der Kemenate aber erhalten werden soll".

Es geht nach oben

Wer an einer Führung teilnimmt, blickt in den Zwinger, den einstigen Wehrgraben, und steigt dann die Wendeltreppe empor. Es geht über den Stock für die Dienerschaft, in der sich eine alte Kochstelle befindet, in die Räumlichkeiten der Gräfin und weiter zum Herrenbereich im fünften Stock.

"Ich habe mir in den vergangenen Monaten überlegt, wie ich den Leuten den Rundgang noch schmackhafter machen kann", sagt der Kastellan, der zum Start seiner diesjährigen Führungen am Sonntag um 14 Uhr die Besucher noch weiter nach oben klettern lässt. In der siebten Etage sind Plakate und Bilder ausgestellt, die an das Jahr 2017 erinnern, als das Schloss als Filmkulisse diente.

Kastellan als Kartoffelhändler

So wird an die Dreharbeiten für den ARD-Fernsehfilm "Katharina Luther" ebenso erinnert wie an die für den Hollywood-Streifen "The Happy Prince", die Ralf Wirth begleitet hat. "Ich war da jeden Tag am Set, habe auch die Lastwagen koordiniert", sagt der Hobbyhistoriker, der selbst zum Schauspieler wurde. In dem Drama von Regisseur Rupert Everett, das die Geschichte des irischen Regisseurs Oscar Wilde schildert, spielte der Kastellan einen Kartoffelhändler.

Die Zeller Nummer 33

Wirth hat viele Schauspieler kennengelernt wie Oskar-Preisträger Colin Firth und Emily Watson, mit Rupert Everett verbindet ihn inzwischen eine Freundschaft. Er war es auch, der ihm für seine kleine "Film-Ausstellung" eine besondere Kulisse zur Verfügung gestellt hat: die Gefängniszelle Nummer 33, in der Everett in der Rolle von Oscar Wilde einsaß, der in seinen letzten Lehensjahren wegen "homosexueller "Unzucht" zu Zuchthaus mit Zwangsarbeit verurteilt worden war.

Zelle wurde neu aufgebaut

Die Zelle, die aus verputzten Holzwänden besteht, stand bei den Dreharbeiten im Archiv, wurde von Ralf Wirth mit Unterstützung der Gräflich Giech'schen Stiftung zwei Etagen darüber wieder aufgebaut.

Kamin aus dem Nonnen-Zimmer

Die original Gitterstäbe und die Gefängnistür aus dem Film sind zu sehen, Waschschüssel, Klo-Kübel und Schreibtisch hat der Kastellan selbst angeschafft. "Ich suche noch nach einem historischen Bett, das ich dort aufstellen will", sagt Wirth, der im gleichen Raum auch einen Kamin aus dem Luther-Film zeigt. "Der stand in den Schlafräumen der Nonnen", berichtet der 56-Jährige, der im Schloss sein zweites Zuhause sieht und bei seinen Führungen den Besuchern nun die neuesten Ausstellungsstücke präsentieren will.