Kulmbacher Metzgermeister sucht nach einem Schuldigen für die enormen Schäden in seinem Betriebsgebäude. Unterstützung erhofft er sich unter anderem von der FDP.
Er kämpft unermüdlich um sein Recht. Dabei geht es ihm nicht ums Rechthaben an sich: "Bei mir steht ein Betrieb mit 80 Arbeitsplätzen auf dem Spiel", sagt Thomas Weiß. Gestern nutzte der Inhaber des gleichnamigen Fleischwarenbetriebes den Besuch des bayerischen FDP-Generalsekretärs Martin Zeil, diesem sein Problem zu schildern.
Hochwasser hat 2006 in dem Betriebsgebäude in der E.-C.-Baumann-Straße enorme Schäden angerichtet, die bislang noch nicht vollends beseitigt sind, obwohl Weiß mittlerweile fast 100 000 Euro in die Sanierung investiert hat. Schuld an dem Debakel ist, so sagt Weiß, die Stadt Kulmbach, die nicht entsprechend vorgesorgt hat.
Interessiert lässt sich Zeil, der für die Liberalen im Bundestag sitzt, über die Vorgeschichte informieren: Die Stadt Kulmbach hatte für das Gebäude eine Baugenehmigung ohne außergewöhnliche Auflagen erteilt, obwohl das Grundstück
im von Hochwasser gefährdeten Bereich liegt. Der Bau wurde mit einer üblichen, so genannten weißen Beton-Bodenwanne errichtet. Ein verhängnisvoller Fehler, wie sich später zeigte.
Beinahe alle zwei Jahre, so Thomas Weiß, hat er seitdem mit Grundwasser zu kämpfen, das nach starken Regenfällen gegen die Bodenplatte drückt. Besonders schlimm wurde es beim großen Regen im Mai 2006: Das gesamte Untergeschoß stand unter Wasser, Bodenfließen platzten ab, tagelang musste von den Mitarbeitern gewischt und geputzt werden, Sach- und Materialschäden in fünfstelliger Höhe waren zu verzeichnen.
Schuld daran ist nach Überzeugung des Firmeninhabers in diesem Fall ein ungesicherter Durchlass unter der Nordumgehung. Auf der anderen Seite der Straße fließt die Flutmulde.
Die war voll gelaufen, das Wasser suchte sich seinen Weg - in den Metzgereibetrieb.
"Gäbe es am Durchlass eine Klappe, die man hätte verschließen können, wäre das nicht passiert", ist sich Weiß sicher. Deswegen will er seinen Schaden von der Stadt Kulmbach ersetzt haben und hat geklagt.
Einen ersten Erfolg habe er nun verbucht, berichtet Weiß gestern: Ein vom Gericht bestellter Gutachter habe festgestellt, dass man es im Frühling 2006 keineswegs mit einem "Jahrhunderthochwasser" zu tun gehabt habe - und dass eine Klappe am Durchlass das Gebäude geschützt hätte. Nun wartet Thomas Weiß auf die Gerichtsverhandlung im März. "Ich will mein Geld wieder."
Generalsekretär Zeil kennt die Problematik aus seiner oberbayerischen Heimat. Erst in den letzten Jahren sei man für die Hochwasserproblematik sensibler geworden, weil sich starke Regenfälle häuften, meint er.
Das hauptsächliche Problem derer, die Gebäude in Hochwassergebieten besitzen, ist ihm bekannt: "Das versichert Ihnen keine Versicherung." Seinen Parteifreunden vor Ort rät er deshalb, bei der Stadt Kulmbach nachzufragen, ob es ein Konzept gibt, wie man künftig bei Bauvorhaben in gefährdeten Gebieten verfahren will.
Bei der Kulmbacher FDP sieht man sogar dringenden Klärungs- und Handlungsbedarf: Immerhin soll in unmittelbarer Nachbarschaft der Firma Weiß und ebenfalls im Hochwassergebiet der neue Schlachthof entstehen. "Leichtsinnig" sei so ein Vorhaben, meinen FDP-Kreisvorsitzender Thomas Nagel und Joachim Unruh vom Stadtverband. Und versprechen, sich baldmöglichst in dieser Sache an die Stadt Kulmbach zu wenden.