Thomas Mücke gehört zu den erfolgreichsten Unternehmern der Bierstadt. Kürzlich plauderte er mit den Wirtschaftsjunioren Kulmbach aus dem Schuhkarton.
An jedem Schuh des Schuhhauses Mücke ist ein Funkchip angebracht. Obwohl Tausende Paare auf den Regalen stehen, ist die Inventur innerhalb von zwei Stunden erledigt. Das ist keine Utopie, sondern Realität. Der Chip an den Schuhen meldet an ein Inventursystem, dass sie noch nicht verkauft sind. Tagelanges Zählen und nächtliche Arbeit, die Verpflichtung von Aushilfskräften und Ähnliches entfallen.
"Momentan haben wir dieses Funkchipsystem in Rödental im Test", erklärt Thomas Mücke, der Begründer des gleichnamigen Schuh-Händlers. Diese Art der unternehmerischen Weiterentwicklung gefällt ihm. "Schuhhandel muss man leben", so lautet seine Lebensmaxime. Immer habe der 55-Jährige danach gestrebt, mehr aus seinem Unternehmen zu machen.
Und aus diesem Grund habe er 2014 das Schuh-Imperium an die ANWR Group verkauft, wie er erklärt.
Schuhverkauf mit einem Bus
Allerdings ist Thomas Mücke weiterhin in der Geschäftsführung. "Die ANWR, das ist der Edeka des Schuhhandels, eine Handelsgesellschaft", erklärt Mücke. Seine Kinder wollten das Unternehmen nicht fortführen, deshalb hat er sich zu diesem Schritt entschlossen.
Angefangen hat der Aufbau des Unternehmens mit dem elterlichen Schuhladen. 1954 haben Werner und Else Mücke angefangen, Schuhe zu verkaufen - aus einem VW-Bus heraus. "Die Leute haben damals noch sechs Tage gearbeitet. Sie hatten keine Zeit, um einkaufen zu gehen. Da musste man mit den Schuhen zu ihnen kommen", erzählt Mücke. Mitte der 60er Jahre verlagerten die Eltern den Schuhverkauf ins Wohnhaus, die Touren mit dem VW-Bus gab es trotzdem noch.
"Ich bin in einem Schuhkarton groß geworden, meine Legosteine waren Schuhe."
Ziel: möglichst viele Schuhe
Ende der 60er zog der Schuhladen Mücke in einen 800 Quadratmeter großen Neubau am Stadtrand um. Damit war der Grundstein für den Erfolg gelegt. Thomas Mücke ist gelernter Einzelhandelskaufmann, studierte Betriebswirtschaftslehre und arbeitete in einer Unternehmensberatung.
1988 hat er das Schuhhaus Mücke übernommen. Sein Thema waren Expansion und Erweiterung. Mücke wollte nicht nur Schuhe verkaufen, sondern auch Mode. 1998 eröffnete er die Filiale in Bamberg, ein Jahr später das zweite Haus in
Kulmbach. Inzwischen gehören elf Geschäfte und drei Outlets zu Schuh Mücke. Auf insgesamt 55 000 Quadratmetern würden laut Mücke Schuhe von 750 Mitarbeitern - meist in Vollzeit - verkauft werden.
"Ich wollte immer eine unglaubliche Auswahl in einer unglaublichen Breite anbieten", erklärt Mücke. "Was haben alle Leute gemein, die mehr als 50 Euro für ein Paar Schuhe ausgeben? Sie haben keine Zeit - deshalb müssen sie das finden, was sie wollen. Nicht nur ein Paar Schuhe für sich, sondern auch für die Kinder, für den Mann, für die Oma." Nach diesem sogenannten One-Stop-Shopping-Konzept hat er seine Läden ausgerichtet.
Bestimmte Ordnung
Die Schuhe werden nach Farbe und Stil sortiert. "Wenn jemand reinkommt und möchte rote Schuhe, sieht er erst einmal vier Meter rote Schuhe - dann sagt er Wow." Um sich auf dem Markt künftig behaupten zu können, wäre auch in Zukunft Wachstum nötig gewesen. Doch genau da kämen Gesetzeshürden ins Spiel.
Schuhe gehören zum innenstadtrelevanten Sortiment, daher dürfe außerhalb der Innenstadt kein Laden, der größer als 800 Quadratmeter groß ist, eröffnet werden.
"Ja, ich würde mich gerne mal mit Schäuble treffen", sagt Mücke und spricht von Steuern und anderen Belastungen oder politischen Entscheidungen, die der Unternehmer nicht nachvollziehen kann. "Mich hat es maßlos frustriert, dass wir immer wieder alte Buden kaufen mussten, die die Baugenehmigung vor 1970 erhalten haben. Nur in solchen Immobilien konnten wir große Läden einrichten. Ich denke, diese Regulierung wird eine bedrohliche Entwicklung nehmen", sagt der Unternehmer.
Schuhhandel im Internet
Bislang hat er sich gescheut, in den Internethandel einzusteigen. Doch die Nachfolge-Gesellschaft wagt den Sprung.
In Scheßlitz ist ein 16 000 Quadratmeter großes Logistikzentrum eingerichtet worden. 90 Prozent der Schuhe, die es unter der Internetadresse
schuhe.de zu kaufen gebe, kämen von Mücke.
Ob online oder vor Ort im Geschäft, eines weiß Mücke sicher: Generell kaufen Frauen deutlich mehr Schuhe als Männer. Frauen würden pro Jahr durchschnittlich 6,2 Paar Schuhe kaufen, Männer nur 1,7 Paar.
Trotzdem will er sich nicht als Frauenversteher bezeichnen lassen. "Sagen wir, ich bin jemand, der seine Zielgruppe versteht." Thomas Mücke lächelt. Es ist das Lächeln eines siegreichen Unternehmers. Unumwunden gibt er schließlich im Gespräch mit Caroline Oberleiter von den Wirtschaftsjunioren Kulmbach zu: "Naja, vieles in meiner Branche läuft über Verführung."