Tagespflegeeinrichtungen sind im Landkreis im Kommen. In Thurnau kümmert sich jetzt die Diakonie um bis zu 70 Senioren. Diese werden betreut und beschäftigt - ihre Familien werden entlastet.
"Schön ist es auf der Welt zu sein", stimmen die Senioren an. Sie sitzen im Stuhlkreis, scheinen die Gemeinschaft zu genießen. "Das ist toll. Zuhause ist man doch oft allein", sagt Annemarie Heß (86), die bei ihrer Tochter lebt. Seit kurzem besucht sie tagsüber oft die neue Thurnauer Tagespflegeeinrichtung, die von der Diakonie betrieben wird.
Stiftung macht es möglich
Tagespflege - ein Angebot, das in einer älter werdenden Gesellschaft an Bedeutung gewinnt. Dass Senioren in Thurnau betreut werden, ist der Manfred-Jarosch-Stiftung zu verdanken, die das Gebäude im Neubaugebiet "An der alten Allee" errichtet und an die Diakonie verpachtet hat. Doch Thurnau macht beileibe keinen Alleingang. In Hegnabrunn wird im Juli im früheren Gasthaus "Zum Unteren Wirt" eine Pflegeeinrichtung der Diakonie eröffnet, in Trebgast der Bahnhof zur Tagespflege-Station (Awo) umgebaut. Vereinzelt gibt es auch Angebote privater Träger.
Heimunterbringung wird hinausgezögert
Die Beispiele zeigen: Tagespflegeplätze sind gefragt und wichtig - auch mit Blick auf die Tatsache, dass die Senioren- und Pflegeheime im Kreis schon jetzt gut belegt sind und die Zahl der benötigten Heimplätze zunehmen wird. Die Tagespflege sei in vielen Fällen eine Möglichkeit, die dazu beitragen kann, die Heimunterbringung zumindest hinauszuzögern, sagt Uwe Oetter von der Heimaufsicht am Kulmbacher Landratsamt.
Eine Auszeit
In Thurnau ist die Nachfrage nach den 20 Plätzen groß, wie Irmgard Hoffmann mitteilt, die die Einrichtung leitet. In der Anfangsphase würden neun ältere Menschen betreut, darunter auch zwei aus
Kulmbach. "Denn dort gibt es zwar eingestreute Tagespflegeplätze in Heimen, aber keine eigenständige Einrichtung." Die zu pflegenden Personen würden betreut, die Angehörigen entlastet. Hoffmann: "Familienangehörigen wird es so ermöglicht, auf die Arbeit zu gehen, ohne sich um Vater oder Mutter, die zu Hause wohnen, Sorgen machen zu müssen. Anderen bietet die Auszeit beispielsweise die Chance, einmal einkaufen zu gehen."
Dass das neue Angebot ein Gewinn ist, das weiß auch Harald Kretter aus Berndorf. Sein Vater Arno (89) besucht fünf Mal in der Woche die Einrichtung. "Für mich ist das eine große Erleichterung", sagt Kretter, der berufstätig ist und seinen Vater in guten Händen weiß.
Die Zeitungsrunde
Langweilig wird es den Senioren nicht. Sie werden von der Diakonie daheim abgeholt und abends wieder nach Hause gebracht. Nach der Ankunft wird gegen 8 Uhr gefrühstückt. "Man lernt schnell, was sie essen wollen. Toast ist den meisten lieber als das doch härtere Brötchen", berichtet Irmgard Hoffmann. Dann geht es in den Stuhlkreis. Dort werden Spiele gemacht, es gibt aber auch eine Zeitungsrunde. "Die Spinnstuben in Mainleus werden für viele Millionen Euro saniert", liest Betreuungskraft Rita Leckelt aus der Bayerischen Rundschau vor. "So viel Geld haben wir nicht", sagen die Senioren, die dann - soweit möglich - selbst aktiv werden und sich bewegen. Das macht auch Arno Kretter, der durch den großen Raum geführt wird. Schon nach wenigen Tagen sei er mobiler geworden, berichtet Hoffmann. "Zuhause sitzt er oft. Jetzt läuft er schon sicherer."
In der Therapieküche
In der Therapieküche haben die Fitteren mit Erdbeeren geschnitten, die beim Mittagessen in einer Quarkspeise zum Nachtisch serviert werden. Nach dem Essen ruhen sich alle aus. Manch einer hält sein Mittagsschläfchen. Dafür wurden eigens zwei Ruheräume geschaffen. Am Nachmittag wird dann gesungen, gemalt oder gebastelt, ehe die Senioren um 17 Uhr wieder nach Hause gebracht werden.
Zwar gibt es "nur" 20 Pflegeplätze. Weil die zu Pflegenden aber oft nur an einzelnen Tagen kommen, werden bei voller Belegung 60 bis 70 Personen vom neuen Angebot in Thurnau profitieren. Profitieren werden vor allem aber auch die Angehörigen, die Zeit zum Durchschnaufen bekommen.