Rechtsanwalt Jürgen Schmidt trug vor, dass die seinem schwerbehinderten Mandanten angebotenen Stellen inakzeptabel gewesen seien - entweder aus gesundheitlichen Gründen oder wegen des Umstands, dass man Dremer für ungeeignet hielt.
Der Plan der Pfarrei, den Dienst komplett an Ehrenamtliche zu delegieren, habe nicht funktioniert. Liturgische Gegenstände seien nicht richtig gereinigt worden, es gebe einige Mängel. Die Freiwilligen hätten oft nicht genügend Sachkenntnis, führten ihren Dienst mitunter nur unzureichend aus. Oder seien nicht immer verfügbar:"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dekan Hans Roppelt sagt: ´Bei Beerdigungen verzichte ich auf den Mesner´."
Dieser Aussage trat Pfarradministrator Hans Roppelt mit Nachdruck entgegen: "Dass das Konzept, in der Pfarrei mit Ehrenamtlichen zu arbeiten, gescheitert ist, das lasse ich nicht auf Stadtsteinach sitzen." Auch in Kulmbach habe er alles mit ehrenamtlichen Helfern bewerkstelligt, als der dortige Mesner krankheitsbedingt ausgefallen war. Keinen Messdiener zu haben, sei für den Seelsorger "zwar schwierig, aber es geht", so Roppelt.
Die Mitarbeiter der Nürnberger Kanzlei Härlein als Vertreter der beklagten Partei führten aus, dass die Pfarrei dem gekündigten Mesner keinen anderen Arbeitsplatz vor Ort habe anbieten können, weil es den nicht gebe. Andere Angebote, wie beispielsweise die Beschäftigung im Pilgerbüro Marienweiher oder als Domaufsicht in Bamberg, habe dieser ausgeschlagen. Überall in den Pfarreien würden die Tätigkeiten reduziert oder durch digitale Techniken ersetzt. "Die Kirche steht im Wandel. Es gibt viele Ehrenamtliche, die in den Pfarreien Dienst tun", führte Anwältin Theresa Pudich aus.
Vorsitzender Richter Michael Kuhn nannte es "verständlich", wenn die Kirche beschließe, dass sie die Aufgaben nicht mehr von einem hauptberuflichen Mitarbeiter erledigen lassen wolle. "Ich sehe keine Verpflichtung, dass die Pfarreien einen Mesner vorhalten müssen." Hinsichtlich des unternehmerischen Konzepts seien die Anforderungen an die Kirche nicht so hoch anzusetzen wie bei Wirtschaftsunternehmen. Zudem sei es hinnehmbar, wenn in Ermangelung eines Mesner gewisse Arbeiten nicht so akkurat ausgeführt werden oder die Hecken "nicht alle zwei Wochen geschnitten werden."
Kuhn ließ recht früh im Prozessverlauf durchblicken, dass er der Klage des 41-Jährigen auf Weiterbeschäftigung keine großen Erfolgschancen beimisst: "Ich möchte Ihnen da nicht so viele Hoffnungen machen." Er legte Andreas Dremer einen Vergleich nahe: Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses gegen Abfindung.
Dieser Anregung folgte Rechtsanwalt Jürgen Schmidt: Er unterbreitete einen entsprechenden Vergleichsvorschlag, den die Katholische Kirchenstiftung Stadtsteinach akzeptierte. Damit scheidet Dremer mit Wirkung vom 8. November aus dem Dienst aus. Im Gegenzug erhält er eine Abfindung im fünfstelligen Euro-Bereich und ein wohlwollendes Arbeitszeugnis.
Nach dem Prozess-Ende zeigte sich Pfarradministrator Dekan Hans Roppelt, der im Begleitung von Kirchenpfleger Klaus Geier nach Nürnberg gereist war, zufrieden. In vielen Pfarreien funktioniere das Konzept mit Ehrenamtlichen gut. Er freute sich darüber, dass der Rechtsstreit nun beigelegt ist und wieder Ruhe in die Pfarrei einkehren kann.
"Unter den gegebenen Umständen war dies das beste, erzielbare Ergebnis für uns", kommentierte Anwalt Jürgen Schmidt den Ausgang des Verfahrens. Und weiter: "Wir haben erreicht, dass Herr Dremer ein Jahr weiterbeschäftigt worden ist und eine angemessene Abfindung erhält." In Anbetracht der gesamten Situation wäre eine gedeihliche, weitere Zusammenarbeit für Andreas Dremer ohnehin schwierig gewesen.
Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar.
Ich glaube hier überschätzt der Kommentator Thales die Möglichkeiten von Pfarrvikar Sebastian Masella. Herr Masella wurde speziell und nur für die seelsorgerischen Aufgaben in der Pfarrei Stadtsteinach installiert. In diesem Zusammenhang wird ihm das Schicksal von Andreas Dremer mit Sicherheit zu Herzen gehen. Einen Einfluss auf die Entscheidung zur Weiterbeschäftigung oder Entlassung von Andreas Dremer hat er aber (leider) nicht. Ich habe wegen dieser Angelegenheit einen Schriftverkehr mit der Diözese in Bamberg - mit dem Ziel der finanziellen Unterstützung der Pfarrei Stadtsteinach - geführt. Die Antwort war mehr als ernüchternd. Eine Hilfestellung wurde grundweg abgelehnt und als interne Angelegenheit der Pfarrei Stadtsteinach erklärt. In wieweit eine solche Haltung mit unseren christlichen Grundwerten vereinbar ist, möchte ich hier nicht erörtern. Herrn Pfarrvikar Sebastian Masella hatte keine Chance, hier - im Sinne einer Weiterbeschäftigung von Andreas Dremer - auf die jetzt getroffen Entscheidung einzuwirken.
RESPEKT!
Ihe Initiative ehrt Sie!
Ich bin echt schockiert!
Hätte der neue Pfarrer Sebastian Masella hier nicht das Schicksal von Andreas Dremer zum Besseren wenden können?
Er predigte selbst doch „vom guten Hirten“ bei seinem Vorstellungsgottesdienst am 16. September:
„Pfarrer sind heute, ganz nach dem Vorbild des Papstes, Hirten, spirituelle Seelenführer und Verwalter. Masella brachte zum Ausdruck, dass ihm vor allem das gute Miteinander mit allen Gemeindemitgliedern, insbesondere den haupt- und ehrenamtlich Engagierten wichtig ist.“
Und in der Bayerischen Rundschau war am 8. September („Mariae Geburt“) geschrieben:
„Doch Sebastian Masellas Philosophie ist es nicht, auf zufällige Begegnungen zu setzen. Er will aktiv auf die Menschen zugehen, ihnen auf Augenhöhe begegnen. Das althergebrachte Bild vom "überhöhten Geistlichen" liegt ihm so gar nicht.
Den Menschen nahe sein:
’Hören ist mir wichtig. Verstehen, was die Menschen bewegt. Nicht das Dozieren von oben herab.’
Seinen Schwerpunkt sieht der Pfarrvikar deshalb in der Einzelseelsorge. Nah dran sein an den Menschen. Ihre Nöte und Sehnsüchte begreifen, sie ’heilen in ihren Verwundungen und ihnen Hoffnung geben’, wie er es ausdrückt.
Bei diesem hehren Ziel kommen den jungen Geistlichen Erfahrungen zugute aus seinem früheren Leben. Da durfte er Behinderten helfen - eine Aufgabe, die sehr viel Einfühlungsvermögen erfordert und Verständnis.“
Jetzt steht der Schwerbehinderte Mesner und Hausmeister bei der Katholischen Kirchenstiftung Stadtsteinach Andreas Dremer ohne Arbeitsplatz da!