Sieben Jahre nach der Zukunftswerkstatt hat sich die Jugendarbeit in Stadtsteinach zu einem Vorzeigemodell entwickelt.
Ein Tag im Spätherbst 2013: Verwundert öffnet Lena Badstieber, damals 13 Jahre alt, einen Brief von der Stadt Stadtsteinach, an sie persönlich gerichtet. Was die Stadt wohl von ihr will? Überrascht liest die Schülerin, dass sie zu einer Veranstaltung eingeladen ist, bei der sie und alle anderen Stadtsteinacher und Rugendorfer Jugendlichen sagen dürfen, welche Angebote sie sich wünschen. "Da wollte tatsächlich jemand unsere Meinung hören. Das war was Neues."
Start einer Erfolgsgeschichte
Es war die Einladung zur ersten Zukunftswerkstatt im Landkreis, einer Kooperation des Kreisjugendrings und der Kommunalen Jugendarbeit mit den Gemeinden - und der Startschuss für eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. 80 Jugendliche kamen am 15. November 2013 in die Steinachtalhalle, erarbeiteten in mehreren Workshops Vorschläge für Jugend-Angebote, aber auch für die Lebensqualität aller im Ort.
Sieben Jahre ist das jetzt her, und seither gibt es immer wieder Nachrichten rund um die Jugendarbeit in Stadtsteinach, die aufhorchen lassen - über die Gemeindegrenzen hinaus. Die Bayerische Rundschau und der Kreisjugendring nehmen das zum Anlass, kurz vor der Kommunalwahl am Sonntag diejenigen zu besuchen, die dafür sorgen, dass es in Stadtsteinach so gut läuft. Was ist das Erfolgsrezept?
Treffpunkt ist das jüngste Projekt - der neue Jugendtreff hinter dem Rathaus, noch nicht eingerichtet, aber schon frisch renoviert. Improvisierte Sitzgelegenheiten aus Paletten sind da, und dank bereits funktionierender Heizung ist es schön warm.
Mit dabei sind Lena Badstieber (20) und Jonas Gleich (21), beide Teilnehmer der Zukunftswerkstatt und bis heute am Ball geblieben, außerdem Nick Erhardt (19), der noch nicht so lange dabei ist. Sie engagieren sich im Jugendparlament, bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen. Und sie sind stolz auf das, was sie gemeinsam schon erreicht haben.
Vieles von dem, was damals auf der Wunschliste des Nachwuchses stand, ist inzwischen verwirklicht: Disco-Partys, Open-air-Kino im Freibad, Skaterplatz und der Jugendtreff. Am 10. Juli stellt das junge Team ein neues Event auf die Beine: eine Techno-Party.
"Wer's nicht probiert, weiß nicht, ob's funktioniert." Mit dieser Einstellung ging Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) an das Projekt Zukunftswerkstatt. Ja, er habe anfänglich gewisse Bedenken gehabt, dass die Jugendlichen vielleicht mit völlig unrealistischen Vorstellungen auf die Stadt zukämen, räumt er auf Nachfrage von BR-Redaktionsleiter Alexander Müller ein. "Aber diese Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil."