Stadtsteinach war das Sahnehäubchen

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In diesen Tagen räumt der Stadtsteinacher Polizeichef Georg Löffler seinen Schreibtisch. Foto: Christine Fischer
In diesen Tagen räumt der Stadtsteinacher Polizeichef Georg Löffler seinen Schreibtisch. Foto: Christine Fischer
Der Noch-Chef Georg Löffler im Gespräch mit den Kollegen Frank Roth und Julian Scherner (von links) Foto: Christine Fischer
Der Noch-Chef Georg Löffler im Gespräch mit den Kollegen Frank Roth und Julian Scherner (von links) Foto: Christine Fischer
 

Nach über 40 Dienstjahren geht der Stadtsteinacher Polizeichef, Georg Löffler, in Pension. Was er alles erlebt hat und worauf er sich jetzt freut.

Wenn Erster Polizeihauptkommissar Georg Löffler demnächst seinen Schreibtisch räumt, geht er weder mit einem lachenden noch mit einem weinenden Auge. "Ich gehe einfach und beginne einen neuen Lebensabschnitt", sagt der Stadtsteinacher Polizeichef mit dem ihm eigenen, spitzbübischen Lächeln, als wir ihn in der Inspektion zum Abschiedsinterview besuchen. Ein paar Tage Dienst hat er noch, am 22.2.2022 findet der offizielle Amtswechsel statt. "Den Termin habe ich mir selber ausgesucht", und da ist es wieder, dieses verschmitzte Schmunzeln.

Georg Löffler ist mit sich und seiner über 40-jährigen Dienstzeit im Reinen. Er hat sein Leben lang in seinem Traumberuf gearbeitet. "Ich würde auf jeden Fall immer wieder Polizist werden", sagt der gebürtige Hirschfelder (Gemeinde Steinbach am Wald/Landkreis Kronach), der seit vielen Jahren in Bayreuth lebt und in der Jugend während seiner fünfjährigen Gastschulzeit am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium sogar beim ATS Kulmbach Fußball gespielt hat.

Polizeiarbeit ist nicht schlimmer als früher

Viele verschiedene Stationen hat der 61-Jährige während seiner Berufslaufbahn absolviert, die unterschiedlichsten Facetten der Polizeiarbeit kennengelernt. Daher kann er voller Überzeugung sagen: "Die Polizeiarbeit heute ist nicht schlimmer als früher. Die Aufgabenstellung ist eine andere, aber die Belastung ist die gleiche geblieben." Lauteten die Herausforderungen zu Beginn seiner Dienstzeit eher Linksextremismus, RAF-Terrorismus und Atomproteste, beschäftigen heute vielmehr Rechtsterrorismus, religiöser Extremismus und Reichsbürger die Beamten.

Wenn Georg Löffler aus dem Nähkästchen plaudert, wird schnell klar: Bei vielen historischen Momenten war er hautnah dabei. Als junger Polizist war er direkt nach der Ausbildung im Taxöldener Forst bei den Protesten gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf eingesetzt, "ich habe die heiße Phase voll mitgemacht, das hat mich schon geprägt für meine weitere Arbeit". Während seiner Zeit bei der Verkehrspolizei Hof stand er am Abend des 9. November 1989 zusammen mit dem Innenminister am soeben geöffneten Grenzübergang Berg/Rudolphstein und hat den ersten Trabifahrer auf oberfränkischem Boden begrüßt. "Nach dieser Nachtschicht war mein Auto in der Hofer Innenstadt am nächsten Mittag komplett zugeparkt von Trabis und Wartburgs."

Verdeckter Ermittler und IT-Spezialist

Löffler machte als verdeckter Ermittler bei der zivilen Einsatzgruppe der Polizei Bayreuth Bekanntschaft mit dem Drogenmilieu, wechselte dann ins "Abkühlbecken" EDV-Abteilung, wo er die Anfänge von Digitalisierung und IT bei der Polizei mitgestaltete, und war vor seinem Wechsel nach Stadtsteinach langjähriger Büroleiter des oberfränkischen Polizeipräsidenten Reinhard Kunkel.

Als er dann von der freien Stelle in Stadtsteinach erfahren hat, habe er gesagt: "Da möchte ich Chef werden."

Im Oktober 2019 wurde er in sein Amt eingeführt. "Es war ein bisschen wie heimkommen, denn ich kannte die Menschen und die Gegend hier ja schon von früher." Seine neue Aufgabe ist Löffler mit einer ganz bestimmten Intention angegangen: "Stadtsteinach ist kein Anhängsel von Kulmbach. Ich wollte die Stadtsteinacher Inspektion sowohl nach innen als auch nach außen wieder als selbstständige Einheit darstellen und der Bevölkerung zeigen, dass hier gute und vorbildliche Polizeiarbeit geleistet wird." Schwer haben es ihm die Menschen in seinem Zuständigkeitsbereich dabei nicht gemacht. "In Stadtsteinach und Umgebung ist die Welt noch in Ordnung. 99 Prozent der Bürger sind der Polizei gegenüber positiv eingestellt."

Der Autohof ist ein Brennpunkt

Gefordert sind Georg Löffler und seine Beamten oft am und im Umfeld des Autohofs Himmelkron, der sich in den vergangenen Jahren zu einem großen Drehkreuz mit einer enormen Verkehrslast entwickelt hat. "Da werden dann eben auch Waren transportiert, die für die Polizei interessant sind." Zum Individualverkehr kommen regelmäßige Kontrollen des Schwerlastverkehrs - meistens Sonntagabend. Löffler hat dafür gesorgt, dass seine Leute entsprechend geschult, mit der nötigen Ausrüstung wie Arbeitsoveralls ausgestattet wurden und hat einen Parkplatz als feste Kontrollstation ertüchtigen lassen.

Was bleibt ihm besonders in Erinnerung aus seiner Stadtsteinacher Zeit? Es war einiges los in den zweieinhalb Jahren, in denen er Chef war. Vier SEK-Einsätze, der Flugzeugabsturz bei Poppenholz, die Unfallserie an der Wirsberger Kreuzung. "Manche haben schon gesagt, Löffler, das liegt an dir."

Vor allem tödliche Unfälle wie der am Montag bei Hegnabrunn und Unglücksfälle mit tragischem Ende gehen auch an dem langjährigen und erfahrenen Polizisten nicht spurlos vorbei. "Man braucht einen guten Freundeskreis und eine intakte Familie. Darüber zu reden, tut gut und hilft, die Emotionen zu verarbeiten," weiß der 61-Jährige. Ein harter Brocken war für ihn der tödliche Badeunfall im Sommer 2020 am Trebgaster Badesee, als ein Vater und seine vierjährige Tochter ertrunken sind. "Das hat sich bei mir eingebrannt."

Zwei Theorien zum Greif-Verschwinden

Zu Löfflers kurioseren Fällen gehört das Verschwinden des Untersteinacher Greifs, dessen Metall-Nachbildung Anfang Dezember vom Podest neben der neuen Ortsumgehung gestohlen wurde. Dieser Diebstahl wird wohl nicht mehr aufgeklärt werden - außer: "Vielleicht meldet sich ja noch jemand bei mir und verrät mir als Abschiedsgeschenk etwas." Der Polizeichef hält zwei Theorien für möglich: Entweder die Metall-Skulptur, die immerhin einen reinen Materialwert von 400 bis 500 Euro hat, ist Alteisendieben zum Opfer gefallen, oder die "besonderen Verwerfungen innerhalb der Gemeinde Untersteinach, die ja kein Geheimnis sind", haben etwas mit dem mysteriösen Verschwinden des Greifs zu tun.

Doch selbst dieses ungelöste Rätsel kann die Dankbarkeit für die mit zweieinhalb Jahren leider etwas kurze Dienstzeit in Stadtsteinach nicht trüben. "Stadtsteinach zum Abschluss meiner Dienstlaufbahn war das Sahnehäubchen. Ich konnte einfach noch einmal Chef sein und habe diese Unabhängigkeit und die Möglichkeit, selbst etwas zu gestalten, genossen", sagt Georg Löffler.

Der Dienststelle in Stadtsteinach wünscht er eine Nachfolge, die etwas länger bleiben kann als er selbst. Er freut sich nun auf Nächte, in denen nicht um 3 Uhr das Telefon mit einer Hiobsbotschaft klingelt, und als "fanatischer Golfspieler" auf ganz viel Zeit, um sein Handicap zu verbessern.

Die Polizei Stadtsteinach

Inspektion Die Polizei in Stadtsteinach ist eine eigenständige und Kulmbach ebenbürtige Inspektion, in der 35 Beamte ihren Dienst tun. Sie stammt noch aus der Zeit, als Stadtsteinach ein eigener Landkreis war.

Zuständigkeit Die Polizei Stadtsteinach ist für den gesamten Nordosten des Landkreises zuständig und damit für 16 Gemeinden von Rugendorf bis Harsdorf und Himmelkron bis Grafengehaig, "Wir erreichen jeden Punkt innerhalb unseres Zuständigkeitsbereiches innerhalb von 15 Minuten", sagt Polizeichef Georg Löffler.

Nachfolge Wer Nachfolger/in von Georg Löffler wird, steht offiziell noch nicht fest. Das wird voraussichtlich Anfang Februar bekanntgegeben.