Viele hundert Kulmbacher lassen sich das Freiluftkonzert des Orchesters zum 165. Geburtstag nicht entgehen.
Es war ein gelungenes Open-Air-Konzert, ein hervorragender Auftakt für das Grünzugfest und eine rauschende Geburtstagsfeier: die Feier zum 165-jährigen Bestehen der Stadtkapelle Kulmbach. Zur Feier gehörten zunächst ein Empfang der Stadt in der Dr.-Stammberger-Halle und dann ein Konzertnachmittag unter freiem Himmel. Ein paar Regentropfen konnten dem musikalischen Familienfest nichts anhaben. Viele hundert Besucher waren gekommen, um die Stadtkapelle umsonst und draußen zu hören.
Lüneburg musiziert mit
Zu einer richtigen Geburtstagfeier gehören natürlich auch prominente Gratulanten. Die wichtigsten waren sicher das Lüneburger Stadtorchester unter seinem Dirigenten Volker Masemann und die Kupferberger Stadtkapelle unter Valerij Efremov.
Während des rund 90-minütigen Konzerts der Stadtkapelle, die zunächst alleine, dann zusammen mit dem befreundeten Orchester aus der Partnerstadt Lüneburg aufspielte, gab es freilich auch die eine oder andere Überraschung.
Da war zunächst der Kulm-bacher Markgrafenspielmannszug, der die Musiker begrüßte und mal traditionell, mal modern ("Puppet on a string") aufspielte. Weitere Glückwünsche übermittelte der Kulmbacher Büttnerfachverein, den die Stadtkapelle seit 1992 bei der Eröffnung der Bierwoche begleitet. Die Büttner hatten ein Fass Kulmbacher-Bier dabei, das der Vorsitzende Roland Jonak anstechen durfte. Ihm assistiert Oberbürgermeister Henry Schramm, der genaueste Erläuterungen gab, so dass Jonak für den ersten Fassanstich seines Lebens gerade einmal drei Schläge brauchte.
Nehring spielt Sirenensolo
Schließlich hatte auch die Feuerwehr im Grünzug nicht nur einen dekorativen Oldtimer mit ausgefahrener Leiter samt Kulmbacher Stadtfahne ausgestellt, die Stadtkapelle bekam von Benno Pieger auch eine Handsirene geschenkt. Auf der Bühne war es dann Feuerwehrmann Bernhard Nehring, der das Sirenensolo beim Marsch der Feuerwehr von Hans Ahrens spielen durfte.
"Per aspera ad astra" ("Auf rauen Pfaden zu den Sternen") lautete der Konzertmarsch von Ernst Urbach, mit dem die Stadtkapelle das Programm eröffnete und der symptomatisch für die Geschichte des Klangkörpers steht. Dessen Vergangenheit lässt sich übrigens auch in der neuen, absolut lesenswerten und 80 Seiten starken Jubiläumschronik nachblättern, die Helmut Rogler eigens für das Jubiläum verfasst hat.
"Musik ist Trumpf"
Auch
konzertante Stücke funktionieren unter freiem Himmel - das zeigte eindrucksvoll die Ouvertüre zu "Orpheus in der Unterwelt" mit dem berühmten Can-Can von Jacques Offenbach. Weitere Titel, die typisch für die Stadtkapelle sind und die Dirigent Thomas Besand für das Jubiläum ausgesucht hatte, waren unter anderem die Titelmelodie der früheren TV-Show "Musik ist Trumpf", ein Frank-Sinatra-Medley und der amerikanische National-Emblem-March.
Ein musikalischer Botschafter der Stadt
Mit einem festlichen Empfang in der Dr.-Stammberger-Halle startete die Stadtkapelle ins große Festwochenende. Das Orchester feierte 165.
Geburtstag - und zur Feier des Tages war sogar das Stadtorchester Lüneburg angereist.
Werner Pörner vom Bezirksverband des Nordbayerischen Musikbundes zeichnete den Dirigenten Thomas Besand und den "Motor" der Stadtkapelle, Vorsitzenden Roland Jonak, mit Ehrenurkunden aus. "Beim Dirigenten merkt man, dass er jede Note, jede Pause in der Partitur kennt. Er hat jede Kleinigkeit im Kopf", so Pörner.
OB: Musik verbindet
Die Festrede zum 165-jährigen Bestehen der Stadtkapelle hielt Oberbürgermeister Henry Schramm. Er betonte, dass Musik Emotionen wecken kann, dass Musik verbindet. Die Freundschaft, die die Stadtkapelle zum Stadtorchester der Hansestadt Lüneburg geknüpft hat, sei der beste Beweis. "Es ist eine gelebte Freundschaft, die auch schwierige Zeiten überdauert", so Schramm.
Und der Oberbürgermeister erinnerte an das Benefizkonzert, das die Kulmbacher im Jahr 2012 initiiert hatten. Damals war das Vereinsheim der Lüneburger abgebrannt.
Die Geschichte der Stadtkapelle könne sich sehen lassen. Am 2. Dezember 1851 sei der Musikverein Kulmbach ins Leben gerufen worden, was auf eine Stammtischidee zurückging. 1901 habe man die Knabenkapelle gegründet. "Der Verein musste auch schwere Zeiten überstehen. Und seit 1961 trägt die heutige Stadtkapelle das Stadtwappen", sagte Schramm.
Die Namensänderung sei 1973 beschlossen worden. "Und seitdem ist die Stadtkapelle ein musikalischer Botschafter der Stadt", betonte OB Schramm. Besonders beliebt beim Publikum seien die Neujahrskonzerte und die Auftritte bei der Bierwoche.
"Karajan Kulmbachs"
Derzeit habe die Stadtkapelle 251 Mitglieder, davon 55 Aktive.
"Die Konzerte der Stadtkapelle sind aus dem Kulmbacher Kulturleben nicht wegzudenken", so der Oberbürgermeister. Den Dirigenten Thomas Besand nannte er den "Karajan Kulmbachs".
Auch Landrat Klaus Peter Söllner stellte die musikalische Leistung der Stadtkapelle heraus. "Die Stadtkapelle ist ein glänzender Botschafter der Stadt und des Landkreises Kulmbachs, ja ganz Frankens", versicherte er.
Rogler schreibt Chronik
Helmut Rogler hatte zum Jubiläum die Chronik des Vereins fortgeführt. Er überreichte dem Vorstand das erste Exemplar.
Zum feierlichen Empfang in der Kulmbacher Stadthalle waren auch der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Lüneburg, Eduard Kolle, sowie zahlreiche Mitglieder des Stadtorchesters gekommen. Die Gäste aus Niedersachsen freuten sich über die lebendige Freundschaft. Zum Jubiläum gratulierten ferner Bürgermeister Roland Wolfrum aus Stadtsteinach stellvertretend für alle Bürgermeister des Landkreises sowie Vorsitzender Benno Pieger von der Freiwilligen Feuerwehr Kulmbach.