LSG Bayreuth: Die Könige über den Wolken

2 Min
Ging seinem Team im Titelkampf mit gutem Beispiel voran: Mit einer Wertung von 138,29 km/h war Mannschaftskapitän Andreas Baier am Sonntag der schnellste Pilot der Bundesliga.Kerstin Baier
Ging seinem Team im Titelkampf mit gutem Beispiel voran: Mit einer Wertung von 138,29 km/h war Mannschaftskapitän Andreas Baier am Sonntag der schnellste Pilot der Bundesliga.Kerstin Baier
Das Sieger-Team von 2015 ist in fast identischer Besetzung auch 2018 wieder erfolgreich gewesen. Unser Bild zeigt (von links) Friedhelm Lotte, Alexander Müller, Andreas Baier (vorne), Johannes Baier, Georg Baier, Heiko Hertrich, Wolfgang Clas, Martin Brühl und Lothar Schmidt. Es fehlen Sebastian Baier, Uwe Förster und Sebastian Eder.LSG Bayreuth
Das Sieger-Team von 2015 ist in fast identischer Besetzung auch 2018 wieder erfolgreich gewesen. Unser Bild zeigt (von links) Friedhelm Lotte, Alexander Müller, Andreas Baier (vorne), Johannes Baier, Georg Baier, Heiko Hertrich, Wolfgang Clas, Martin Brühl und Lothar Schmidt. Es fehlen Sebastian Baier, Uwe Förster und Sebastian Eder.LSG Bayreuth
 

Zwei Titel in einem: Die Luftsportgemeinschaft Bayreuth gewinnt sowohl die Bundes- als auch Weltliga. Und das nach 2015 bereits zum zweiten Mal.

Ein Titel ist nicht genug: Mit einem doppelten Rundensieg in 1. Bundesliga und World League machten die Segelflieger der Luftsportgemeinschaft Bayreuth den Weltligasieg perfekt. Die Piloten vom Bindlacher Berg entschieden eines der spannendsten Titelrennen in der Geschichte der Segelflug-Bundesliga für sich.

Duell mit dem Titelverteidiger

"Es fühlt sich super an, ich bin sehr stolz auf diesen Erfolg", sagt Andreas Baier, der Mannschaftskapitän der Bayreuther Segelflieger. Ausgangspunkt vor der letzten Runde war eine Weltliga-Führung mit ordentlichen 17 Wertungspunkten Vorsprung vor dem Titelverteidiger LSR Aalen. Aber in der 1. Bundesliga, in der nur die 30 besten deutschen Vereine und nur deren in Deutschland gestarteten Flüge gewertet werden, waren es sieben Punkte Rückstand auf Aalen, die damit fast uneinholbar schienen.

"Ich bin nicht gerade der Jüngste, und die Flieger von der Konkurrenz, die wir erst dieses Wochenende überholen konnten, sind alle viel jünger", sagt Baier. Der 61-Jährige ging seinem Team im Titelkampf mit gutem Beispiel voran: Mit einer Wertung von 138,29 km/h war er am Sonntag der schnellste Pilot der Bundesliga.

Baier hat das Fliegen in den Genen: Sein Vater war früher Fluglehrer. "Deswegen waren meine Brüder und ich vorbelastet. Wir sind immer mit zum Flugplatz gekommen." Mit 14 Jahren fing Baier mit dem Segelfliegen bei der LSG Bayreuth an. Was ihn an diesem Sport so fasziniert, ist die Verbindung zwischen Natur und Technik: "Wie nutze ich die Thermikwellen und die Wolken, wie gehe ich mit der Sonne um, wie mit der Technik im Flugzeug? Dazu die Landschaft aus dem Cockpit heraus."

Ein Segelflieger braucht keine Muskeln wie ein Hochleistungssportler, muss aber trotzdem körperlich fit sein und Kondition haben. "Wir fliegen nach Sichtflugregeln, das heißt, wir müssen im Cockpit alle 15 Sekunden eine wichtige Entscheidung treffen und immer den Luftraum beobachten, um Kollisionen zu vermeiden", erklärt Baier. Viele seiner Kollegen halten sich mit Mountainbiken fit, er selbst übt im Winter Skilanglauf aus.

Energie durch die Sonne

Je nach Wetterlage legt Baier im Segelflugzeug Strecken zwischen vier und zehn Stunden nur durch Sonnenenergie zurück, ohne Energiezufuhr durch einen Motor. "Das ist pure Freiheit für mich", sagt er und gerät ins Schwärmen.

In den 47 Jahren, die Andreas Baier fliegt, hat sich viel verändert. "Heutzutage haben wir Computer im Cockpit, die die Geschwindigkeit, die Höhe und das Steigen berechnen. Auch berechnet der Computer bei den Bundesligaflügen, wo die Winde herkommen. Das wussten wir früher nicht, da sind wir nach Bauchgefühl geflogen." Für den Fall, dass die Elektronik an Bord ausfällt, haben die Segelflugzeuge trotzdem noch die mechanischen Geräte eingebaut. "Ich werde nun auch vor Luftraumbeschränkungsgebieten gewarnt, das ist ein enormer Unterschied zu früher."

War es denn damals schöner zu fliegen? "Nein, es war schon immer spannend zu fliegen und hatte zu jeder Zeit seine Reize", sagt Baier. "Die Technik vereinfacht es etwas, und wir können aufgrund dieser Technik größere Strecken fliegen und uns auf andere Sachen konzentrieren."

Optimale Bedingungen beschreibt Baier so: "Wenn der Himmel mit vier Achtel Cumulus-Wolken, sogenannten Schäfchenwolken, bedeckt ist, fliegt man von einer Wolke zur anderen bis zu 3000 Meter Höhe - höher dürfen wir nicht fliegen. Unter den Wolken sind Aufwinde, die wir nutzen müssen, um nach oben zu steigen."

So funktioniert die Wertung beim Segelfliegen

In den Segelflug-Ligen werden über 19 Wochenenden die schnellsten drei Piloten eines Vereins gewertet. Hierfür kommt es auf die schnellsten zweieinhalb Stunden der Flüge auf höchstens vier zusammenhängenden Teilstrecken an.

In der World League werden alle Flüge eines Wochenendes weltweit gewertet. Da die Clubs immer im Modus alle gegen alle antreten, ist auch eine weltweite Wertung möglich: Jeder Pilot lädt am Abend die Flugschreiberdatei hoch, wo aus den GPS-Daten des Fluges die besten zweieinhalb Stunden ausgerechnet und bewertet werden.

Im Laufe der Saison sind elf Piloten der LSG Bayreuth in die Bundesliga-Wertung gekommen: Martin Brühl, Wolfgang Clas, Uwe Förster, Heiko Hertrich, Friedhelm Lotte, Alexander Müller, Lothar Schmidt, die Fliegerfamilie Baier mit den Brüdern Andreas und Johannes und ihrem Neffen Sebastian, sowie der österreichische LSG-Gastpilot Sebastian Eder.

Für die Luftsportgemeinschaft Bayreuth ist es nach 2002 und 2015 der dritte Bundesliga-Sieg und nach 2015 der zweite Sieg in der World League.