Ein Segelflieger braucht keine Muskeln wie ein Hochleistungssportler, muss aber trotzdem körperlich fit sein und Kondition haben. "Wir fliegen nach Sichtflugregeln, das heißt, wir müssen im Cockpit alle 15 Sekunden eine wichtige Entscheidung treffen und immer den Luftraum beobachten, um Kollisionen zu vermeiden", erklärt Baier. Viele seiner Kollegen halten sich mit Mountainbiken fit, er selbst übt im Winter Skilanglauf aus.
Energie durch die Sonne
Je nach Wetterlage legt Baier im Segelflugzeug Strecken zwischen vier und zehn Stunden nur durch Sonnenenergie zurück, ohne Energiezufuhr durch einen Motor. "Das ist pure Freiheit für mich", sagt er und gerät ins Schwärmen.
In den 47 Jahren, die Andreas Baier fliegt, hat sich viel verändert. "Heutzutage haben wir Computer im Cockpit, die die Geschwindigkeit, die Höhe und das Steigen berechnen. Auch berechnet der Computer bei den Bundesligaflügen, wo die Winde herkommen. Das wussten wir früher nicht, da sind wir nach Bauchgefühl geflogen." Für den Fall, dass die Elektronik an Bord ausfällt, haben die Segelflugzeuge trotzdem noch die mechanischen Geräte eingebaut. "Ich werde nun auch vor Luftraumbeschränkungsgebieten gewarnt, das ist ein enormer Unterschied zu früher."
War es denn damals schöner zu fliegen? "Nein, es war schon immer spannend zu fliegen und hatte zu jeder Zeit seine Reize", sagt Baier. "Die Technik vereinfacht es etwas, und wir können aufgrund dieser Technik größere Strecken fliegen und uns auf andere Sachen konzentrieren."
Optimale Bedingungen beschreibt Baier so: "Wenn der Himmel mit vier Achtel Cumulus-Wolken, sogenannten Schäfchenwolken, bedeckt ist, fliegt man von einer Wolke zur anderen bis zu 3000 Meter Höhe - höher dürfen wir nicht fliegen. Unter den Wolken sind Aufwinde, die wir nutzen müssen, um nach oben zu steigen."
So funktioniert die Wertung beim Segelfliegen
In den Segelflug-Ligen werden über 19 Wochenenden die schnellsten drei Piloten eines Vereins gewertet. Hierfür kommt es auf die schnellsten zweieinhalb Stunden der Flüge auf höchstens vier zusammenhängenden Teilstrecken an.
In der World League werden alle Flüge eines Wochenendes weltweit gewertet. Da die Clubs immer im Modus alle gegen alle antreten, ist auch eine weltweite Wertung möglich: Jeder Pilot lädt am Abend die Flugschreiberdatei hoch, wo aus den GPS-Daten des Fluges die besten zweieinhalb Stunden ausgerechnet und bewertet werden.
Im Laufe der Saison sind elf Piloten der LSG Bayreuth in die Bundesliga-Wertung gekommen: Martin Brühl, Wolfgang Clas, Uwe Förster, Heiko Hertrich, Friedhelm Lotte, Alexander Müller, Lothar Schmidt, die Fliegerfamilie Baier mit den Brüdern Andreas und Johannes und ihrem Neffen Sebastian, sowie der österreichische LSG-Gastpilot Sebastian Eder.
Für die Luftsportgemeinschaft Bayreuth ist es nach 2002 und 2015 der dritte Bundesliga-Sieg und nach 2015 der zweite Sieg in der World League.