Bald ist Halbzeit beim Trainingsprojekt des ASV-Triathlon. Für BR-Reporterin Dagmar Besand ist die abschließende Laufstrecke die größte Herausforderung. Wie wird man schneller, ohne dass nach dem Training alles weh tut?
Laufen - das ist was für die anderen. Nichts für mich! Mit dieser Einstellung bin ich seit meiner Teenie-Zeit durchs Leben gegangen. Nicht dass ich bewegungsfaul gewesen wäre. Im Gegenteil: Ich war ein aktives Kind, beizeiten im Sportverein.
Dann kam das Gymnasium mit Sport als Unterrichtsfach. Trillerpfeife, Stoppuhr, Noten nach Listen statt nach individueller Leistung. Lernen, wie man besser wird? Schneller? Schöner schwimmt? Weiter springt? Fehlanzeige. Öde. Frustrierend.
Der Tag, an dem meine Lauf-Motivation starb, war ein heißer Juli-Freitag in der achten Klasse. 1000-Meter-Lauf. Noten? Nach Zeitvorgabe. Ich war keine besonders gute Läuferin, besser geeignet für fixe 100 Meter als für längere Strecken. Ich lief, bekam Seitenstechen, lief weiter. Mir war schwindlig. Ich lief weiter. Ich kam ins Ziel, als letzte.
Und bekam - eine Sechs! Ebenso wie die zwei Mitschüler, die sich geweigert hatten mitzulaufen.
Mit 30 nochmal ehrgeizig
Läuferisch war Sendepause, bis mich kurz vor meinem 30. Geburtstag der Ehrgeiz packte. Freunde schwärmten, wie entspannend ein Lauf am frühen Morgen sei, manche liefen Marathon, erzählten von Glückshormonen. Ich probierte es. Allein. Abwechselnd ein kurzes Stück langsam joggen, ein Stück gehen. Nach ein paar Tagen wieder und bald täglich. Fünf Kilometer waren bald kein Problem mehr. An einem Sonntagmorgen lief ich meine ersten zehn Kilometer. Stolz, zufrieden, glücklich. Das regelmäßige Laufen wurde fester Bestandteil meines Lebens.
Dann kam die Zwangspause: Mein rechtes Knie ist durch eine angeborene Fehlstellung der Kniescheibe reichlich lädiert und rächt sich bei stärkeren Belastungen mit Schmerzen und Schwellungen.
Die Kräfte gut einteilen
Trotzdem will ich es am 20. Juli mit dem Jedermann-Triathlon probieren. In der Vorbereitung helfen uns die Trainer, Fehlhaltungen zu vermeiden. Kürzere Distanzen sind kein Problem, beruhigen mich die erfahrenen Läufer. Das ist das Tolle an unserem Projekt: Für die 28 Teilnehmer sind immer mehrere Trainer da, die jedem zeigen, was man verbessern kann.
Natürlich wollen wir schnell sein beim Schwimmen und auf dem Rad, aber am Ende muss die Kraft ja auch noch fürs Laufen reichen. Das Ziel ist also, einen ökonomischen Laufstil zu entwickeln, bei dem man möglichst wenig Energie verschwendet.
Die läuferische Eleganz, die man bei erfolgreichen Langstrecken-Athleten bewundert, haben wir alle nicht. Was wir aber lernen können, ist, leichter und kraftvoller zu laufen, die Arme unterstützend einzusetzen, uns mit ein bisschen Extra-Power vom Boden abzudrücken und die Schrittlänge zu vergrößern.
Mit Übungen aus der Laufschule vom Anfersen über Kniehebe-Läufe bis hin zu Koordinationsübungen bekommen wir eine bessere Technik vermittelt. Wichtig ist auch die aufrechte Haltung, betont Simon Moritz vom Trainerteam. Seit ich seinen Tipp für Vortrieb dank Armeinsatz beherzige, fühle ich mich im Wortsinn "beflügelt".
Und wie läuft man nun am besten? Abrollen über den ganzen Fuß, landen auf der Ferse oder doch auf dem Ballen? "Nur auf der Ferse aufzukommen, ist ungünstig, weil der Aufprall nicht abgefedert wird und obendrein der Vortrieb gebremst wird." Besser ist der Bodenkontakt
mit dem ganzen Fuß, denn dann wirkt das Fußgewölbe zusätzlich stützend. "Günstig ist das Ballenlaufen, aber das kann man nicht auf Anhieb, weil es für die meisten eine ganz ungewohnte Bewegung ist, sagt Bernd Tauer. Aber er ermutigt uns: "Probiert es mal aus!"
Neben einer guten Technik müssen wir Durchhaltevermögen entwickeln: "Wir laufen jetzt eine halbe Stunde durch, gleichmäßig bis zum Schluss", fordert uns Patrick Pirhala auf. Klingt einfach, fällt aber doch schwer. Die Strecke steigt ein wenig an, meine Beine sind bleischwer. Wäre ich jetzt allein, würde ich ein Stück gehen. Doch jetzt heißt es: dranbleiben. Der schwache Moment geht vorbei. Ich komme ins Ziel. Diesmal gibt es keine Sechs, sondern einen Daumen hoch von Patrick.
So klappt das mit der Motivation und dem neuen Spaß am Laufen!
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