Jürgen Stündl kümmert sich um die Stadttauben, die für viele ein Ärgernis, für ihn schützenswerte Tiere sind. Im Taubenschlag im Parkhaus Basteigasse füttert er die Vögel und ersetzt die Eier durch Attrappen, um die Population zu steuern.
Tauben sind in vielen Städten ein Ärgernis. Sie werden als "Ratten der Luft" bezeichnet, auch bekämpft, weil ihr Kot Straßen, Plätze und Häuser beschmutzt: mit der Absperrung der Brutplätze durch Gitter und Netze beispielsweise. Vielerorts wird - wie in Kulmbach - auch ein Fütterungsverbot erlassen, das Füttern sogar mit einer Geldbuße bestraft.
Sie finden keine Nahrung
"Dabei ist das Nicht-Füttern tierschutzwidrig", sagt Jürgen Stündl, der sich der Taubenproblematik in Kulmbach angenommen hat. Der 51-Jährige bekämpft die Vögel nicht, sondern kümmert sich um die Tiere, die er als sehr sozial und intelligent bezeichnet. Straßentauben seien Nachkommen der Haustaube, die der Mensch als Nutztier gezüchtet habe. In den Städten würden sie keine Nahrung finden. "Deshalb picken sie ja Brotkrümel und Dönerreste."
Kot schädigt Beton nicht
Stündl nimmt die Tauben in Schutz. So sei die weit verbreitete Meinung, dass ihr Kot Gebäude schädigt, eine Mär. Studien hätten ergeben, dass der Dreck auf Sandstein, Beton oder auch Ziegeln keine Schäden verursache.
Einst Parkplätze
Die einzige wirksame und tierschutzgerechte Methode, um die Populationen zu kontrollieren, ist nach seinen Worten die Einrichtung betreuter Taubenschläge, in denen die Vögel mit Wasser und artgerechtem Futter versorgt werden. In der obersten Etage des Parkhauses Basteigasse hat die Stadt auf seine Anregung hin auf zwei früheren Parkplätzen Räume geschaffen und dort einen Taubenschlag eingerichtet. Vom Bauhof wurden Brutregale sowie Sitzstangen montiert, die Platz für bis zu 150 Vögel bieten.
Die Kunstsstoff-Attrappen
Der Taubenschlag wird von Jürgen Stündl, der den Verein Stadttaubenkonzept gegründet hat, unentgeltlich betreut. Betritt er den Raum, machen unzählige Tiere den Abflug. Sie lassen sich auf dem Dach des Parkhauses nieder. Für den 51-Jährigen beginnt dann die Arbeit. Er füllt Schüsseln mit Körnerfutter, Plastikbehälter mit frischem Wasser. Er reinigt den verdreckten Boden mit einem Schaber und beginnt, die meisten echten Eier in den Nestern durch Kunststoff-Attrappen zu ersetzen. "Auf denen brüten die Tauben später erfolglos." Ein Stunde opfert Stündl, der beruflich eine Werbeagentur betreibt, dafür täglich - und das sieben Tage in der Woche.
Mit Lebendfalle gefangen
Das Taubenschutz-Konzept wurde 2018 gestartet. Elf Jung- und Babytauben sowie 98 erwachsene Tauben wurden mit einer Lebendfalle von der Innenstadt ins Parkhaus gebracht. In den Folgewochen wurden weitere Tiere angefüttert.
Es seien jetzt deutlich weniger Tauben etwa am Marktplatz zu sehen, sagt Stündl. Da etwa 80 Prozent des Kots im Taubenschlag blieben, werde das Stadtgebiet auch nicht mehr so verschmutzt. "Der Bauhof hat bereits über eine Tonne Kot aus dem Taubenhaus entsorgt."