So kann regionales Einkaufen in der Zukunft aussehen

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Regionale Produkte per App bestellen und immer donnerstags im Mönchshof-Biergarten abholen - das ist das Konzept der "Marktschwärmer". Ab Juni soll das laut Organisator Peter Ackermann möglich sein. Foto: Christine Fischer
Regionale Produkte per App bestellen und immer donnerstags im Mönchshof-Biergarten abholen - das ist das Konzept der "Marktschwärmer". Ab Juni soll das laut Organisator Peter Ackermann möglich sein. Foto: Christine Fischer

Immer mehr Verbraucher wollen wissen, wo ihr Essen herkommt. Plattformen wie "Marktschwärmer" und "Tante Heimat" greifen diesen Trend auf.

Viele Produkte des täglichen Bedarfs kann man im Landkreis Kulmbach direkt ab Erzeuger kaufen. Fleisch, Eier, Milch, Obst und Gemüse - immer mehr Produzenten setzen auf eigene Hofläden oder Verkaufsstellen. Und auch die Verbraucher wollen verstärkt nachhaltig konsumieren und wissen, wo ihr Essen herkommt. Das Problem ist nur: Kauft man Käse, Getreide, Kartoffeln und Co. jeweils direkt vor Ort, ist man einen halben Tag lang unterwegs und hat am Ende etliche Kilometer auf dem Tacho. Ab Juni könnte das etwas zeit- und spritsparender funktionieren, denn dann geht in Kulmbach eine sogenannte "Marktschwärmerei" an den Start.

Das Konzept dahinter: Kunden bestellen im Internet bei Direktvermarktern aus der Region und holen die Waren dann einmal wöchentlich an einer zentralen Stelle ab. Der Abholpunkt wird der Mönchshof-Biergarten sein, den die Wirts-Familie Pettrich für diesen Zweck zur Verfügung stellt. Die Übergabe erfolgt direkt vom Erzeuger an die Kunden, sodass Gespräche über die Produkte, die Herstellung und das Tierwohl möglich sind.

Initiative des Ernährungsrates

Seit dem Winter schon wird auf Initiative des Kulmbacher Ernährungsrates daran gearbeitet, dass in der Bierstadt ein Standort dieser europaweit tätigen Online-Direktvermarktungsplattform entsteht. Bislang war die nächstgelegene "Marktschwärmerei" in Hollfeld. Gastgeber dort, so werden die lokalen Organisatoren genannt, ist Peter Ackermann. Der 34-Jährige wird auch für den Kulmbacher Ableger verantwortlich sein. Er kann auf eine gute Vorarbeit durch die Mitglieder des Ernährungsrates, allen voran der Kulmbacherin Ilona Hansl, zurückgreifen, die erste Kontakte zu Produzenten geknüpft und ihm die lokalen Strukturen zugänglich gemacht haben.

"Die Resonanz bei Erzeugern und Verbrauchern war von Anfang an gut", sagt Peter Ackermann. 55 Kunden sind seinen Worten zufolge für die Kulmbacher Schwärmerei online schon registriert. Ab Ende Mai sollen die Bestellungen möglich sein, abgeholt wird immer donnerstags im Rahmen eines Feierabendmarktes von circa 16.30 bis 18 Uhr (die genaue Zeit wird derzeit noch mit den Erzeugern abgestimmt). Die erste Abholung soll am Donnerstag, 2. Juni, stattfinden. Bis jeweils Dienstagnacht können die Kunden online ihre Bestellung aufgeben. Das funktioniert per App. Man registriert sich, tritt seiner Schwärmerei vor Ort bei und wählt aus dem Produktkatalog aus (ohne Mitgliedsbeitrag oder Mindestbestellwert). Sollte etwas einmal nicht verfügbar sein, erhält man noch vor der Abholung eine Nachricht. Auch die Bezahlung wird online abgewickelt. Ackermann: "Man braucht weder Einkaufszettel noch Bargeld, das ist alles schon erledigt."

Bio und aus dem Landkreis

Über 15 Erzeuger, fast ausschließlich aus dem Landkreis und vorzugsweise aus der Bio-Landwirtschaft, vertreiben ihre Erzeugnisse über die "Marktschwärmer". Es gibt unter anderem Rindfleisch aus Ködnitz, Schweinefleisch aus Eggenreuth, Geflügel aus Katschenreuth, Fisch aus Wirsberg, Brot aus Oberdornlach sowie Eier und Käse aus Veitlahm. In Hollfeld hat Ackermann jede Woche an die 30 Kunden - vom Studenten bis zum Rentner. "Online einkaufen ist mittlerweile in der Lebensrealität aller angekommen."

Das weiß auch Stefanie König von "Tante Heimat", die mit ihrem Konzept auch auf Regionalität setzt, aber eher dem Einkaufsverhalten von Berufstätigen oder Menschen, die nicht mehr so mobil sind, entgegenkommen will. Die Plattform mit Sitz in Thurnau, die im vergangenen Sommer online gegangen ist, präsentiert in ihrem Shop Händler und Betriebe aus dem Landkreis und ganz Oberfranken. Verkauft werden nicht nur Lebensmittel, sondern auch Tierbedarf und Naturkosmetik.

Man kann wählen zwischen Lieferung (gegen Aufpreis) oder Abholung beim Hersteller. Gefragt ist bei "Tante Heimat" vor allem der Lieferservice. Der Kundenstamm ist bunt gemischt, verschickt wird zum Teil ins gesamte Bundesgebiet. Das Angebot soll noch erweitert werden um eine Art Hofladen mit Gastronomie (und eventuell Co-Working-Space), in dem die Produkte nicht nur präsentiert sondern auch verköstigt werden können.

Die Konzepte von Marktschwärmer und Tante Heimat

Marktschwärmer

Bei "Marktschwärmer" kauft man vorab online seine Produkte von lokalen Erzeugern ein (www.marktschwaermer.de). Auch bezahlt wird online. Abgeholt wird alles dann im Rahmen eines Feierabendmarkts der Produzenten mit festem Ort und Termin. In Kulmbach wird die "Marktschwärmerei" voraussichtlich ab 2. Juni immer donnerstags ab 16.30 Uhr (die genaue Zeit steht noch nicht fest) für eineinhalb Stunden im Mönchshof-Biergarten ihre Pforten öffnen. Das Besondere: Der Einkauf legt nur maximal 40 Kilometer zurück, bis er beim Endverbraucher landet.

Tante Heimat

Auch "Tante Heimat" mit Sitz in Thurnau ist eine Internet-Plattform, die Händler und Erzeuger aus ganz Oberfranken direkt mit den Kunden verbinden möchte (www.tanteheimat.de). Das Sortiment des Onlineshops geht über Lebensmittel hinaus und enthält zum Beispiel auch Produkte für Tiere, Naturkosmetik oder Dienstleistungen. Den Einkauf kann man sich nach Hause liefern, per Post zuschicken lassen oder direkt beim Erzeuger abholen. Geplant ist in Zukunft auch ein Hofladen, in dem die Erzeugnisse präsentiert und auch verköstigt werden können.