Senioren abgezockt: Wie kann man auf den "Enkeltrick" reinfallen?

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Das Plakat warnt vor "falschen Enkeln". Mit dem "Enkeltrick" haben Betrüger nichtsdestotrotz immer wieder Erfolg. Foto: Horst Ossinger, dpa
Das  Plakat warnt vor "falschen Enkeln". Mit dem "Enkeltrick" haben Betrüger nichtsdestotrotz immer wieder Erfolg. Foto: Horst Ossinger, dpa

Kulmbacher Senioren wurden mit dem "Enkeltrick" um fünfstellige Beträge geprellt. Es sind Profis am Werk, sagt die Polizei. Werden Kunden, die sich am Schalter hohe Summen auszahlen lassen, von den Bankangestellten nicht gewarnt? Wir haben nachgefragt.

Kulmbach"Unbegreiflich" lautet ein Kommentar. Oder: "Wann lernen es die Senioren endlich?" So reagieren viele, die davon erfahren, dass ältere Menschen mal wieder auf den "Enkeltrick" hereingefallen sind.

Was ja auch verwunderlich ist, denn in den Medien wird immer wieder vor der Masche gewarnt, bei der Betrüger mit Worten wie "Rate mal, wer hier spricht" oder ähnlichen Formulierungen meist ältere und allein lebende Personen anrufen, sich als Verwandte, Enkel oder auch gute Bekannte ausgeben und kurzfristig um Bargeld bitten. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht, etwa ein Unfall, ein Autokauf oder der Kauf eines Wohnobjekts.

"Es sind Profis"

In ganz Oberfranken wurden in den vergangenen drei Wochen über 80 Fälle gemeldet, in denen Betrüger auf verschiedenste Weise versucht haben, über Anrufe an Geld zu gelangen. Das teilt Thomas Neumert mit, der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. Sei es über den "Enkeltrick" oder auch vorgegaukelte Gewinnspiele. Allein in Kulmbach sind acht Fälle bekannt geworden.

Es war eine Frau

Mit dem "Enkeltrick" hatten die Betrüger im Stadtgebiet zwei Mal Erfolg. Eine Frau gab sich gegenüber zwei älteren Männern aus Mangersreuth und Petzmannsberg als Verwandte beziehungsweise Bekannte aus, die für einen Immobilienkauf Geld benötige. Die hilfsbereiten Senioren hoben daraufhin jeweils fünfstellige Summen in einer Bankfiliale ab und übergaben das Geld an der Haustür einer ihnen unbekannten Person.

Sich über die Leichtgläubigkeit alter Menschen lustig zu machen, sei nicht angebracht, sagt Polizeisprecher Neumert. Denn er weiß: "Das sind echte Profis am Werk." Diese seien ausgebufft, verstünden es, immensen Druck auf den Gesprächspartner auszuüben.

Das Spiel mit den Ängsten

Die Betrüger würden mit den Ängsten betagter Leute spielen. So komme es vor, dass sich Anrufer als Staatsanwälte ausgeben und erklären, dass ein Strafverfahren nur gegen die Zahlung eines Geldbetrags abgewendet werden kann. "Manche zahlen da lieber, um jedem Ärger aus dem Weg zu gehen." Was mitunter fatale Folgen hat: Einige, die auf Betrügereien wie den "Enkeltrick" hereinfallen, verlieren laut Neumert mitunter ihr gesamtes Ersparnis.

Das sagt die Bank

Eine Frage, die sich beim "Enkeltrick" stellt: Weisen Bank-Mitarbeiter die Kunden, die große Summen abheben, nicht auf die mögliche Betrugsmasche hin? Sie würden natürlich gewarnt, wenn die Abhebung den Angestellten verdächtig vorkomme, sagt dazu der Pressesprecher der Sparkasse Kulmbach-Kronach, Markus Lieb. Die Mitarbeiter seien diesbezüglich geschult und angehalten, bei ungewöhnlichen Transaktionen Kunden auf die gewünschte Buchung oder Verfügung anzusprechen. "So können Betrügereien oftmals verhindert werden."

Wie Markus Lieb mitteilt, hat auch die Sparkasse Kulmbach-Kronach festgestellt, dass diese zugenommen haben. Nicht nur der "Enkeltrick" werde angewandt. Neben dem Inkasso-Betrug ("Das geht über ein falsches Inkassoschreiben, in dem die Kontosperrung angedroht wird") beispielsweise auch der Überweisungs- und Lastschriftbetrug.

"An Weisungen gebunden"

Die Bank ergreife zum Schutz interne Maßnahmen. Trotz aller Vorkehrungen seien den Angestellten etwa beim "Enkeltrick" aber die Hände gebunden. "Wir können den Kunden bei einem Verdacht nur warnen. Wenn dieser auf die Auszahlung besteht, muss das Geld ausgezahlt werden. Wir sind ja an ihre Weisungen gebunden."