Kulmbacher Senioren wurden mit dem "Enkeltrick" um fünfstellige Beträge geprellt. Es sind Profis am Werk, sagt die Polizei. Werden Kunden, die sich am Schalter hohe Summen auszahlen lassen, von den Bankangestellten nicht gewarnt? Wir haben nachgefragt.
Kulmbach"Unbegreiflich" lautet ein Kommentar. Oder: "Wann lernen es die Senioren endlich?" So reagieren viele, die davon erfahren, dass ältere Menschen mal wieder auf den "Enkeltrick" hereingefallen sind.
Was ja auch verwunderlich ist, denn in den Medien wird immer wieder vor der Masche gewarnt, bei der Betrüger mit Worten wie "Rate mal, wer hier spricht" oder ähnlichen Formulierungen meist ältere und allein lebende Personen anrufen, sich als Verwandte, Enkel oder auch gute Bekannte ausgeben und kurzfristig um Bargeld bitten. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht, etwa ein Unfall, ein Autokauf oder der Kauf eines Wohnobjekts.
"Es sind Profis"
In ganz Oberfranken wurden in den vergangenen drei Wochen über 80 Fälle gemeldet, in denen Betrüger auf verschiedenste Weise versucht haben, über Anrufe an Geld zu gelangen. Das teilt Thomas Neumert mit, der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. Sei es über den "Enkeltrick" oder auch vorgegaukelte Gewinnspiele. Allein in Kulmbach sind acht Fälle bekannt geworden.
Es war eine Frau
Mit dem "Enkeltrick" hatten die Betrüger im Stadtgebiet zwei Mal Erfolg. Eine Frau gab sich gegenüber zwei älteren Männern aus Mangersreuth und Petzmannsberg als Verwandte beziehungsweise Bekannte aus, die für einen Immobilienkauf Geld benötige. Die hilfsbereiten Senioren hoben daraufhin jeweils fünfstellige Summen in einer Bankfiliale ab und übergaben das Geld an der Haustür einer ihnen unbekannten Person.
Sich über die Leichtgläubigkeit alter Menschen lustig zu machen, sei nicht angebracht, sagt Polizeisprecher Neumert. Denn er weiß: "Das sind echte Profis am Werk." Diese seien ausgebufft, verstünden es, immensen Druck auf den Gesprächspartner auszuüben.
Das Spiel mit den Ängsten
Die Betrüger würden mit den Ängsten betagter Leute spielen. So komme es vor, dass sich Anrufer als Staatsanwälte ausgeben und erklären, dass ein Strafverfahren nur gegen die Zahlung eines Geldbetrags abgewendet werden kann. "Manche zahlen da lieber, um jedem Ärger aus dem Weg zu gehen." Was mitunter fatale Folgen hat: Einige, die auf Betrügereien wie den "Enkeltrick" hereinfallen, verlieren laut Neumert mitunter ihr gesamtes Ersparnis.
Das sagt die Bank
Eine Frage, die sich beim "Enkeltrick" stellt: Weisen Bank-Mitarbeiter die Kunden, die große Summen abheben, nicht auf die mögliche Betrugsmasche hin? Sie würden natürlich gewarnt, wenn die Abhebung den Angestellten verdächtig vorkomme, sagt dazu der Pressesprecher der Sparkasse Kulmbach-Kronach, Markus Lieb. Die Mitarbeiter seien diesbezüglich geschult und angehalten, bei ungewöhnlichen Transaktionen Kunden auf die gewünschte Buchung oder Verfügung anzusprechen. "So können Betrügereien oftmals verhindert werden."