Schulweghelfer erzählen von den Auto-Rowdys in der Blaich

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Dass bei Rot auch wirklich alle Autofahrer anhalten, ist in der Blaich nicht an der Tagesordnung. Das können die Schulweghelferinnen, die dort jeden Morgen Dienst tun, bestätigen. Fotos: Sonja Adam
Dass bei Rot auch wirklich alle Autofahrer anhalten, ist in der Blaich nicht an der Tagesordnung. Das können die Schulweghelferinnen, die dort jeden Morgen Dienst tun, bestätigen. Fotos: Sonja Adam
Tanja Schindler lässt ihre Kinder nicht alleine in Schule und Kindergarten. Auch die aufgemalten Übergänge seien nicht ideal.
Tanja Schindler lässt ihre Kinder nicht alleine in Schule und Kindergarten. Auch die aufgemalten Übergänge seien nicht ideal.
 
Gabi Pöhnl ist seit sieben Jahren Schulweghelferin. Sie hat sich sofort bereit erklärt, in diesem Jahr länger Dienst zu tun.
Gabi Pöhnl ist seit sieben Jahren Schulweghelferin. Sie hat sich sofort bereit erklärt, in diesem Jahr länger Dienst zu tun.
 
"Ich war schockiert, wie die Leute hier fahren. In der Blaich sind vor allem viele Auswärtige unterwegs", sagt Andrea Senf.
"Ich war schockiert, wie die Leute hier fahren. In der Blaich sind vor allem viele Auswärtige unterwegs", sagt Andrea Senf.
 

Normalerweise werden die Kinder nur bis zu den Oster- oder Pfingstferien begleitet. Die Blaicher Schulweghelfer wollen aber auch in den letzten Wochen vor den großen Ferien Dienst tun. Sie wissen warum - und können Einiges erzählen.

Autofahrer, die mit viel zu hohem Tempo durch die Blaicher Straße brettern, Autofahrer, die mit dem Handy am Ohr fahren und die Umgebung völlig vergessen, Autofahrer, die bei Rot über die Ampel fahren und Autofahrer, die viel zu schnell um die Ecke biegen - die Schulweghelfer in der Blaich können wahre Horror-Geschichten erzählen. "Es ist kein Einzelfall, dass die Leute bei Rot nicht anhalten, sondern einfach durchfahren", sagt Schulweghelferin Andrea Senf. Sie bringt seit diesem Schuljahr ihr eigenes Kind in die Schule und ist schockiert: "Es sind hier viele Auswärtige unterwegs. Ich glaube, dass viele nicht erkennen, dass hier eine Schule in der Nähe ist."

Gabi Pöhnl, die schon seit sieben Jahren Schulweghelferin ist, kann bestätigen, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt. Oft sähen Autofahrer, die beispielsweise von der Hermann-Limmer-Straße in die Blaicher Straße einbiegen, viel zu spät, dass Kinder über die Fahrbahn gehen. "Ich stelle mich immer gut sichtbar in die Kreuzung", sagt Pöhnl. Aber auch bei der Überquerung der Albrecht-Dürer-Straße komme es immer wieder zu gefährlichen Begegnungen.

Mutter Tanja Schindler prangert an, dass die Halt-Markierungen nur Sicherheit vorgaukeln. Vor allem in der Albrecht-Dürer-Straße sei die Querung im Kreuzungsbereich gefährlich. Viele laufen lieber weiter oben über die Straße, wo nicht die Gefahr besteht, dass ein Auto unvermittelt um die Ecke biegt.

"Wie gefährlich die Situation ist, fällt jedem Schulweghelfer auf, der hier Dienst hat", traut sich Andrea Senf diese Missstände auch öffentlich zu machen. Sie vermutet, dass der hohe Anteil der auswärtigen Fahrer bei den Beschäftigten und Besuchern des Klinikums zu suchen ist. Denn von Kronach kommend werden die Besucher über die Blaicher Straße zum Klinikum geführt.

Schriftzug auf der Straße?

Die Blaicher Schulweghelfer haben jetzt beschlossen, ihre Dienste nicht - wie sonst üblich - zu Ostern oder Pfingsten einzustellen, sondern auch die kommenden Wochen bis zu den großen Ferien fortzuführen. Aus Sicherheitsgründen. "Man bräuchte noch irgend etwas, was die Autofahrer darauf aufmerksam macht, dass hier eine Schule ist", sagt Andrea Senf. Vielleicht wäre auch ein Schriftzug auf der Straße hilfreich, regt sie an.
Peter Schütz von der Polizeiinspektion Kulmbach kennt die Situation in der Blaich, bewertet den Weg aber nicht als "extrem gefährlich". "In der Blaich ist eine Bedarfsampel. Man muss auf den Knopf drücken, dann wird sie grün. Das ist immer noch besser als an anderen Schulen", sagt Schütz.

"Gerast wird dort nicht"

Natürlich sei es so, dass sich die Kinder darauf verlassen, dass - wenn sie Grün haben - der Autofahrer auch anhält. "Wir haben in der Blaich auch wiederholt Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt, aber gerast wird dort nicht. Wir haben vielleicht mal eine Überschreitung, dass 40 oder 45 gefahren wird statt der vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer - richtige Ausreißer haben wir nicht feststellen können", sagt Schütz, der ein weiteres Schild nicht für zielführend hält. "Aber wir suchen nach einer Möglichkeit, wie wir die Aufmerksamkeit der Autofahrer verstärken können - gemeinsam mit dem Ordnungsamt", verspricht er. Möglicherweise lasse sich durch eine Blinkampel eine Verbesserung erzielen.

Bestätigen kann Peter Schütz aber, dass das Aufkommen an auswärtigen Autofahrern in der Blaich sehr hoch ist. "Man muss natürlich sagen, dass im Klinikum 1500 Leute arbeiten, dazu kommen noch die Besucher - das bringt ein gewissen Verkehrsaufkommen mit sich."

Generell sei die Situation an allen Schulen schwierig. "Den Kindern fehlt heute auch oft das Verkehrs-Sehen. Sie werden bis vor die Tür gebracht, das bringt auch Probleme mit sich, weil sie das Verhalten nicht lernen", sagt der Polizeibeamte.

Auch vor der Ziegelhüttener Schule hat es in letzter Zeit Verbesserungen gegeben. Man hat eine Sperrzone eingerichtet, um eine bessere Übersicht zu gewährleisten. "Aber die Sperrfläche wird jetzt von den Eltern als Parkplatz genutzt - das ist natürlich auch nicht Sinn der Sache", kritisiert Schütz. Schon jetzt kann der Verkehrserzieher aber versprechen, dass die Polizei zum Beginn des nächsten Schuljahres wieder an allen Schulen verstärkt Präsenz zeigen wird. "Aber wir haben 30 Schulen, und wir können natürlich nicht an jeder Schule jeden Tag präsent sein."

Übrigens: Auch an anderen Schulen sind die Schulweghelfer bis zum letzten Schultag vor den großen Ferien im Einsatz.