Kommentar: Eine Idee mit Leben füllen
Das Projekt Schlaganfallhelfer ist ehrgeizig. Es kostet Zeit und Mühe, eine solche Ausbildung auf die Beine zu stellen, Inhalte zu erarbeiten, Dozenten zu gewinnen...
Doch der Aufwand lohnt sich! Dieses Projekt bietet die Chance, die Situation Schlaganfallbetroffener grundlegend zu verbessern und eine Lücke in ihrer Versorgung zu schließen. Die Gruppe, der diese Hilfe zugute kommen wird, ist alles andere als klein: allein in Kulmbach 500 stationäre Schlaganfallpatienten in 2018!
Akutversorgung und unmittelbar anschließende Behandlungen funktionieren bestens. Aber danach? Da sind die Patienten und ihre Familien oft auf sich allein gestellt.
Das zu ändern, war der Wunsch von Susanne Schicker-Westhoff, geschäftsführende Gesellschafterin von Saum & Viebahn, die mit ihrer Spende an "Franken helfen Franken" den Grundstein dafür legte, dass die Ausbildung der Helfer und ihre Einsätze kostenlos angeboten werden können.
Jetzt fehlt nur noch ein wichtiger Faktor: viele Menschen, die diese Ausbildung machen und damit die Idee mit Leben füllen. Dabei muss niemand fürchten, total vereinnahmt zu werden. Spätere ehrenamtliche Einsätze sind natürlich erwünscht, aber es gibt keinen Zwang. Jeder entscheidet selbst, was er leisten möchte. Wer eine sinnvolle Aufgabe mit überschaubaren Verpflichtungen sucht, ist hier genau richtig.
Lernen und helfen
Ausbildung Die Diakonie Kulmbach bietet in Kooperation mit der Deutschen Schlaganfallhilfe und dem Klinikum die Ausbildung für ehrenamtliche Schlaganfallhelfer an. Start des Lehrgangs ist am 7. März um 15 Uhr im Café der Seniorenwohnanlage Mainpark. Dabei werden die weiteren Termine vereinbart. Bis zum Sommer wird der Lehrgang beendet sein. Um das Zertifikat zu erwerben, müssen alle Kurseinheiten besucht werden.
Aufgaben Schlaganfall-Helfer sind speziell geschulte Ehrenamtliche, die persönlichen Kontakt zum Patienten aufnehmen, nachdem dieser aus der Klinik und der Rehabilitation entlassen worden ist. "Ziel ist die Begleitung des Patienten bei der Rückgewinnung von Mobilität und Selbstständigkeit im Alltag", so Brigitte Mohn, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Die Stiftung hat das Schulungskonzept entwickelt, das in Kulmbach umgesetzt wird.
Anmeldung Interessierte können sich noch bis unmittelbar vor Schulungsbeginn bei der Diakonie Kulmbach anmelden, Telefon 09221/9292-0 (Anrufbeantworter).
Kosten Für die Teilnehmer ist die Ausbildung kostenlos.
Die Unterstützung durch die Schlaganfallhilfe wird für die Betroffenen und deren Angehörige ebenfalls eine kostenfreie Leistung sein.
Tipps vom Chefarzt: Wie reagiere ich richtig?
SPD - diese drei Buchstaben stehen nicht nur für eine politische Partei, sondern für drei neurologische Krankheiten, die unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen: Schlaganfall, Parkinson, Demenz. Am Klinikum Kulmbach ist der leitende Arzt Christian Konhäuser für die Neurologie zuständig. "Die Fallzahlen werden steigen, weil wir immer älter werden", sagte er bei einer Informationsveranstaltung für Interessierte, die demnächst die Ausbildung zum Schlaganfallhelfer absolvieren möchten. Zur Vorbereitung darauf gab der Neurologe einen Überblick über das Krankheitsbild und die Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist ein Schlaganfall? Es handelt sich um eine Durchblutungsstörung im Gehirn. In 80 Prozent der Fälle ist der Verschluss eines Blutgefäßes die Ursache, in 20 Prozent hat ein Riss im Blutgefäß eine Hirnblutung zur Folge. Gefährlich: Im Gegensatz zum Herzinfarkt tut der Schlaganfall nicht weh und wird deshalb oft zu spät erkannt.
Das sind Alarmsignale: plötzliches unscharfes Sehen, Schwierigkeiten beim Sprechen, Drehschwindel, Gleichgewichtsstörungen, vorübergehende halbseitige Lähmung oder Muskelschwäche, extreme Kopfschmerzen.
"Ein Schlaganfall ist ein absoluter Notfall", so Konhäuser. "Besteht dieser Verdacht, muss der Patient sofort in ein Krankenhaus mit Stroke Unit." Die Chancen, die Schäden rückgängig zu machen, seien in den ersten vier Stunden am größten. Am Klinikum Kulmbach gibt es eine zertifizierte Stroke Unit.