Rentner aus Kreis Kulmbach verschenkt 20.000 Euro an Fremde - "ein Erbe für jeden"
Autor: Lena Büttner, Agentur dpa
Marktleugast, Montag, 22. April 2024
Christoph Prüm, ein 74-jähriger Rentner aus Marktleugast (Kreis Kulmbach), verlost regelmäßig 20.000 Euro an 30-Jährige, die er gar nicht kennt. Das steckt dahinter.
Der 74-jährige Rentner Christoph Prüm ist Vorstand von "Ein Erbe für Jeden". Die Stiftung mit Sitz in Marktleugast (Kreis Kulmbach) verschenkt deutschlandweit dreimal im Jahr Geld an 30-Jährige. Ziel sei es, "die wirtschaftlichen Startchancen für junge Erwachsenen etwas anzugleichen", sagt Prüm. Auch im Gespräch mit inFranken.de betont er: "Da muss ein Ausgleich stattfinden."
Florian Meyer aus Hessen ist am Mittwoch (17. April 2024) in Frankfurt als sechster Gewinner eines "Grunderbes" in Höhe von 20.000 Euro ausgelost worden. "Der hat gestrahlt", freut sich Prüm.
Stiftung aus Marktleugast verlost "Grunderbe" an 30-Jährige - das sind die Bedingungen
Der pensionierte Heizungsbauer überredete einen Freund, Geld zu geben für die Umsetzung seiner Idee vom bedingungslosen "Grunderbe". Das Startkapital reicht für zwölf Gewinner. Prüm hofft, dass sich danach neue Geldgeber finden. Zuerst werden die Gebiete ausgelost. Danach wird - per Würfel - aus den Bewerbern der Sieger bestimmt. Die erste Gewinnerin wurde im Oktober 2022 in Koblenz ermittelt, danach wurde in Gütersloh, Hamburg-Nord, Wuppertal, Aachen und Frankfurt gewürfelt.
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Die nächsten Orte werden voraussichtlich im Juni ausgelost, so Prüm gegenüber inFranken.de. "Wir haben die Republik in 520 Gebiete aufgeteilt." Dabei handle es sich um Kreise und kreisfreie Städte - vielleicht könne sich die Region Franken bei der nächsten Auslösung freuen. Das bleibt noch abzuwarten. Bewerber müssen nichts weiter als 30 Jahre alt sein und in der ausgelosten Region wohnen. Sie müssen deutsche Staatsbürger sein und dürfen noch nichts Nennenswertes geerbt haben.
Danach wird ein Vertrag geschlossen, in dem sich der Sieger verpflichtet, "Bedingungen der Fairness" einzuhalten: Sollte man später etwas erben, muss man einen Teil der Stiftung abgeben. Und man muss das Geld zuerst drei Jahre auf die hohe Kante legen, damit man es nicht sofort ausgibt.
"Hängt damit zusammen, wie betucht das Elternhaus ist": Rentner äußert sich
"Ich schleppe das aus meiner Jugendzeit mit mir rum", berichtet der 74-jährige Stiftungsvorstand im Gespräch mit inFranken.de. "Wenn man sich umschaut, dann entwickeln sich die Leute ganz verschieden, das hängt sehr oft damit zusammen, wie betucht das Elternhaus ist." Die Idee, einen finanziellen Ausgleich zu schaffen und "Ein Erbe für Jeden" zu gründen, habe Prüm bereits mit 17 Jahren gehabt.
Wer denkt, dass die Stiftung von Bewerbern überrannt wird, irrt: In Frankfurt hatten sich bis Anfang 2024 gerade drei 30-Jährige beworben. Die Stiftung wollte daraufhin alle infrage kommenden Menschen anschreiben, scheiterte Prüm zufolge aber am Einwohnermeldeamt. Nach Intervention von Wissenschaftlern, die das Projekt begleiten, habe man immerhin die Adressen von einem Drittel erhalten. Von diesen 340 Personen hätten sich aber nur 50 angemeldet.