Reist die Band "Radspitz" mit den Isländern zur Fußball-WM?

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Am 11. Juni war Klaus Pfreundner Zeuge, wie Island Kroatien mit 1:0 schlug. Der Oberfranke liebt die Weltoffenheit der isländischen Fußballfans, für die er zwei inoffizielle Fanhymnen geschrieben hat. Foto: privat
Am 11. Juni war Klaus Pfreundner Zeuge, wie Island Kroatien mit 1:0 schlug. Der Oberfranke liebt die Weltoffenheit der isländischen Fußballfans, für die er zwei inoffizielle Fanhymnen geschrieben hat.  Foto: privat

Die Gruppe "Radspitz" hat den zweiten Hit für die isländischen Fußball-Fans herausgebracht und hofft jetzt sogar auf eine Reise zur WM in Russland.

"Heute ging ganz schön was ab." Sänger und Keyboarder Klaus Pfreundner kann es noch immer nicht fassen. Für den ehemaligen Melkendorfer, der jetzt in Hummendorf wohnt, und seine Bandkollegen von der Gruppe "Radspitz" geht die musikalische Erfolgsgeschichte rund um den isländischen Fußball weiter. "Wenn der Isländer ruft" oder "Iceland Call", wie die Fußballhymne in der englischen Version heißt, war gestern, ab sofort heißt es "Road To Russia", so der Titel ihres neuesten Island-Hits.


Auf der "Straße nach Russland"


Die isländische Fußballnationalmannschaft hat ihr Ticket für die WM im
nächsten Jahr nach Russland gelöst. Wenn Glücksgöttin Fortuna es weiter so
gut mit der oberfränkischen Partyrockband meint, dann könnte Pfreundner und
seine Jungs ihre isländischen Freunde auf der "Road to Russia - der Straße
nach Russland" begleiten.

Bereits hautnah mit dabei war Pfreundner, als die isländische Nationalmannschaft am 9. Oktober in Reykjavik mit einem 2:0 gegen das Team aus dem Kosovo den Gruppensieg errang. "Es war der Hammer, erleben zu dürfen, wie die isländische Nationalelf ein weiteres Stück europäischer Fußballgeschichte schrieb. Nach ihrer vielumjubelten Premiere bei der EM sind die Fußball-Wikinger nun erstmals auch bei einer WM vertreten", schwärmt Pfreundner, dem der Fanclub des isländischen Nationalteams eine Karte spendiert hatte.


Auf einer Welle der Euphorie


Der isländische Fußball schwimmt derzeit auf einer Welle der Euphorie, das bekam Pfreundner bei seinem Besuch auf der Insel hautnah zu spüren. "Als aus 15 000 Kehlen ein kollektives ,Huh' durchs Stadionrund schallte, zog es mir die Gänsehaut auf", beschreibt der 50-Jährige die Stimmung in der Fußballarena. Als die kosovarische Nationalhymne ertönte, war es im Stadion von Reykjavik mucksmäuschenstill. "Das nenne ich Respekt vor dem Gegner", sagt der Musiker, der von der Weltoffenheit der isländischen Fußballfans schwärmt.

Vor dem Spiel durfte der Oberfranke in einem Pub den Fans mit dem Song "Iceland Call" einheizen und dem Nationaltrainer Heimir Hallgrimmsson kurz die Hand schütteln. "Der Trainer erläuterte den Fans seine Taktik, was wohl einmalig in der Fußballwelt sein dürfte. Deshalb mussten alle Handys abgeschaltet werden. Wer nicht zum Fanclub zählte, wurde nach draußen gebeten", plaudert Pfreundner aus dem Nähkästchen.


Die Ereignisse überschlagen sich


Inzwischen überschlagen sich die Ereignisse bei der Gruppe "Radspitz". Auch die Österreicher, die sich im vergangenen Jahr bei der WM den Fußballern aus dem hohen Norden geschlagen geben mussten, fahren auf das Fußballerlied "Wenn der Isländer ruft" ab. Am 12. Oktober wurde die Gruppe bei den "Top Of The Mountains Music Awards" für ihren Song zur besten Partyrockband gekürt.
"Ob Deutschland, Island oder Österreich - die Hymne funktioniert inzwischen länderübergreifend", bilanziert Pfreundner stolz.

Auch der neue Hit "Road To Russia" kam bei der Preisverleihung in Österreich gut an. Im hohen Norden schlägt die rockige Hymne, die den Gemeinschaftsgeist beschwört, allerdings noch höhere Wellen. Der emotionale Ausbruch eines isländischen Fernsehkommentators, jubelnde Fans und die isländische Mannschaft, die im offenen Doppeldeckerbus durch die Straßen Reykjaviks fährt - das dazugehörige Musikvideo ist gespickt mit Bildern, die Erinnerungen an große Fußballmomente wecken.


Ein Riesenhit auf Facebook


Zunächst dümpelte das Video auf der Facebook-Seite der Band vor sich hin. "Als der isländische Fußballverband das Video teilte, schnellten die Klickzahlen innerhalb eines Tages von 10 000 auf 18 000 nach oben", erzählt Pfreudner. Und täglich werden es mehr.

Doch damit nicht genug: Vom Faclub "Tolfan", was auf Deutsch so viel bedeutet wie "Der zwölfte Mann", erhielt er die Anfrage, bei der WM 2018 mit "Radspitz" im Mannschaftsquartier der isländischen Nationalmannschaft zu spielen. "Das wäre ein Ritterschlag für mich und meine musikalische Mannschaft. Es gibt nicht viele Bands, die eine solche Einladung erhalten. Wir sind uns der Einzigartigkeit dieser Sache bewusst."


"Noch ist nichts in trockenen Tüchern"


Diese Chance wollen sich die Musiker von "Radspitz" nicht entgehen lassen und sagten sofort zu. Doch Pfreundner bremst die Euphorie: "Noch ist nichts in trockenen Tüchern. Von den Bestimmungen der FIFA über das Thema Sicherheit bis hin zum Visum - es gibt noch viel zu regeln. Ob wir dabei sein werden, wird sich in den nächsten Monaten zeigen."

Pfreundners Herz wird bei der WM im nächsten Jahr für die Isländer schlagen. "Weil ich die Geschichte von David und Goliath kenne und ich David liebe." Den Isländern traut er sogar mehr zu als den Deutschen. Warum? "Die Isländer haben im Unterschied zu den Deutschen nichts zu verlieren. Sie können befreit aufspielen, während auf dem Titelverteidiger eine Erwartungshaltung lastet, die lähmt."